Jax
ich es vor Sehnsucht nach ihm kaum aus.
Er drückt meine Finger an seine stoppelbärtige Wange. »Wo bist du untergebracht?«
»Im fünften Stock, neben der Krankenstation. Ich habe dort ein hübsches Zimmer.« Der Raum ist wirklich schön. Mit einer Fensterfront, die schräg verläuft, genau wie die Außenwand der Pyramide, doch die Innenwände sind senkrecht. Ich habe einen wunderbaren Ausblick auf die Berge. Eingerichtet ist mein neues Reich wie ein Hotelzimmer und enthält wohl auch noch die original Hoteleinrichtung: ein Doppelbett, einen Schreibtisch und eine kleine Polstergarnitur. Die Möbel sehen in die Jahre gekommen aus, aber alles ist staubfrei und erfüllt seinen Zweck. Nur aus den Hähnen im angrenzenden Badezimmer fließt kein sauberes Wasser, doch zum Waschen darf man es benutzen. Ich bin auch sehr froh, dass die Toiletten funktionieren, denen ist es egal, ob das Wasser ungenießbar ist.
Täglich darf man sich pro Person einen Kanister Trinkwasser in der Lobby abfüllen, sofern der riesige Tank noch etwas hergibt. Da die Rebellen erst vor Kurzem heimlich Wasser nach draußen schleusen konnten, gibt es noch ein wenig, aber das wird höchstens für eine Woche reichen.
»Wie geht es Julius?, möchte Jax wissen. »Ist er wieder nach White City zurückgekehrt?«
Seufzend schüttele ich den Kopf. »Gleich nach meiner Ankunft mussten wir ihn operieren. Er hatte eine Hirnblutung, an der er gestorben wäre. Im Moment ist er noch nicht außer Lebensgefahr und liegt im Koma.« Die Operation dauerte drei Stunden. Sie verlief anstrengend und ungewohnt, da es in Resur keine Medibots gibt.
»Wer ist wir?« Jax hebt eine Braue. »Gibt es hier Ärzte?«
»Ja, sogar acht und fünfzehn Schwestern, aber sie sind trotzdem überfordert. Es gibt zu viele Kranke und so gut wie keine Medikamente gegen schlimmere Leiden. Dafür hat Dr. Nixon schon ausgezeichnete Erfahrungen mit pflanzlichen Mitteln gemacht, die sie selbst anbauen.«
Sein Blick verdüstert sich. »Der Kerl scheint dich zu beeindrucken.«
Ich lächle. »Ja, das tut er, aber nicht auf die Art, die du denkst. Er ist übrigens glücklich liiert, keine Sorge.«
Jax Blick bleibt dunkel. Er ist eifersüchtig!
Mein Lächeln wird breiter. »Er ist mit einem Mann zusammen.«
Da erst entspannt er sich und drückt meine Finger. »Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass ich dir niemals das geben kann, was du gerne hättest?«
Vorsichtig nicke ich, meine Knie zittern.
»Ich glaube, jetzt kann ich es.«
Stockend hole ich Luft. Warum sagt er mir das hier unten? Das macht alles nur schwerer.
Kurz lässt er meine Hand los, um sich durchs Haar zu fahren. »Ich bin dieses Gefühlschaos in mir echt nicht gewohnt. Es macht ein Weichei aus mir.«
»Das bezweifle ich«, sage ich und beuge mich nah zum Gitter. Für mich wirkt er dadurch noch anziehender. Mein Puls klopft hart vor Liebe, in meinem Bauch tanzt ein Männlein.
Jax kommt ebenfalls ganz nah heran, bis sich unsere Lippen berühren. Erst zart, dann pressen sie sich aufeinander. Das dumme Gitter stört an meiner Nase, trotzdem genieße ich Ja x’ weichen Mu nd und das Necken seiner Zunge.
Sein Blick wirkt verklärt und er raunt: »Wenn ich hier raus bin, habe ich eine Menge nachzuholen«, bevor er sich ein Stück zurückzieht.
Meine Knie sind wie aus Gummi, sodass ich mich an die Tür lehnen muss. Ich wünschte, Jax wäre frei. Dann würde ich ihn sofort mit auf mein Zimmer nehmen.
Er räuspert sich. »Was wird aus Julius, wenn er aufwacht? Wissen sie Bescheid, wer er wirklich ist?«
»Zum Glück hat ihn keiner verraten«, wispere ich. Wenn sie wüssten, dass er der Sohn eines Regime-Mitgliedes ist, würde er sich wohl mit Jax eine Zelle teilen dürfen.
»Du brauchst nicht zu flüstern, hier gibt es keine Mikrofone.« Als er von der Tür zurücktritt, erkenne ich, dass es außer einer Toilette und einer Pritsche nichts in der kahlen Zelle gibt. Jax greift zu einer Flasche auf dem Boden, um einen Schluck zu trinken. Er trägt nur seine Armeehose, nicht die Stiefel. Er ist barfuß.
Mein Herz blutet. Das hat mein Krieger nicht verdient. Ohne seine Hilfe wäre der Tunnel nicht rechtzeitig fertig geworden, vielleicht wären alle Rebellen jetzt tot.
»Hast du gehört, was sie mit mir vorhaben?«, fragt er, als er wieder zu mir zurückkommt.
»Bürgermeister Forster möchte das Urteil über dich davon abhängig machen, was Julius erzählt. Seine Aussage wird dich entlasten. Der Bürgermeister vertraut
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