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Jax

Jax

Titel: Jax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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doch als der Richter den Bürgern einen ermahnenden Blick zuwirft, wird es wieder still. »Erzählen Sie uns davon, Mr. Carter.«
    »Mein Bruder Cedric fiel einem Attentat zum Opfer. Erst dachte ich, die Rebellen stecken dahinter, später erfuhr ich jedoch, dass Senator Freeman den Auftrag gab. Aber egal, wer Schuld an seinem Tod hatte: Ich spürte zum ersten Mal, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren.« Jax schaut kurz in meine Richtung, und ich erkenne Schmerz in seinen Augen. Er ist noch immer nicht darüber hinweg.
    »Und zuvor spürten Sie niemals Mitgefühl für die Menschen, die Sie umgebracht haben?«
    Jax senkt den Blick. »Ich war ein Killer. Das Regime macht uns weis, dass die Outsider keine Menschen sind, sondern Mutanten. Verstrahlte Bestien. Doch Cedric behauptete, die Outsider wären Menschen wie du und ich. Menschen mit einer Familie, mit Freunden und einem Leben, aus dem wir sie reißen. Von Geburt an wurde ich gedrillt, die Outsider zu hassen. Das Regime hat uns einen Giftstachel in den Kopf gepflanzt, Gehirnwäsche betrieben. Wie ein Roboter habe ich getan, was sie verlangten. Bis zu dem Tag, als Cedric mich aufklärte.«
    »Und woher kannte Ihr Bruder die Wahrheit über uns?«
    Jax’ Blick schweift kurz zu Sonja. »Cedric hatte sich in eine Frau aus den Outlands verliebt.«
    Ein Raunen geht durch das Publikum, dann ruft jemand: »Die Warrior haben doch keine Gefühle, das ist alles erlogen!«
    Wütend balle ich die Hände zu Fäusten und unterdrücke den Wunsch, den Leuten das Gegenteil zu beweisen.
    »Vielleicht hat er meinen Mann erschossen!«, ruft eine Frau, und es wird immer unruhiger. Im Saal befinden sich viele, die Angehörige an der Mauer verloren haben. Sie sind dafür, Jax erschießen zu lassen. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Stadt, dass die Todesstrafe ausgeführt würde.
    Ich bekomme immer schlechter Luft, mein Herz rast. Jax wird verlieren. Sie hassen ihn! Das treibt mir Tränen in die Augen.
    »Ruhe im Saal!« Richter Morris klopft mit einem Holzhammer auf sein Pult und schaut mich an. »Dr. Samantha Walker darf nun sprechen. Aber zuerst möchte ich noch von Mr. Carter wissen, wer die Frau war, in die sich Ihr Bruder verliebt hat.«
    »Das war ich!«, ruft Sonja, woraufhin das Gemurmel im Saal erneut losgeht. »Cedric hat mich am Leben gelassen, als er mich entdeckt hat. Ich habe ihm alles erzählt und er hat mir geglaubt. Er hatte auch kein kaltes Herz. So wie ihr euch in den Warrior irrt, so irren sie sich in uns. Wir sind keine Mutanten und sie keine herzlosen Kreaturen.«
    »Danke, Mrs. Anaya«, sagt Morris und wendet sich mir zu.
    Ich räuspere mich und zwinkere hastig die Feuchtigkeit aus den Augen.
    »Sie kennen Jackson Carter?«, fragt er.
    Ich nicke. »Ihm habe ich meine Freiheit zu verdanken. Außerdem hat er mein Leben gerettet und einen seiner Waffenbrüder erschossen, als er mich …« Ich schlucke und atme tief durch. » … als er mich foltern wollte.«
    »Natürlich deckt sie ihn!«, brüllt eine weitere Frau aus dem Publikum. »Sie ist sein Liebchen!«
    »Er handelte doch nur auf Befehl des Regimes!«, rufe ich zurück. »Er wurde dazu gezwungen oder man hätte ihn getötet! So wie sie jeden töten oder wegsperren, der sich gegen den Senat stellt.«
    »Haben Sie ein Verhältnis mit Jackson Carter?«, will Morris von mir wissen.
    Er kennt die Wahrheit längst von Bürgermeister Forster, aber natürlich muss er mich das vor Gericht auch fragen.
    »Ja, das habe ich. Am Anfang hatte ich genauso viel Angst vor ihm wie ihr.« Scharf blicke ich die Leute im Publikum an. »Aber schon bald habe ich bemerkt, dass ein guter Kern in der harten Schale steckt. Jackson Carter hat mir mehr als einmal bewiesen, was für ein guter Mann er ist. Ich liebe ihn.«
    Ein Muskel in Jax’ Wange zuckt und er senkt den Kopf.
    »Mir kommen ja gleich die Tränen!«, schreit erneut jemand, sodass sich Richter Morris wieder Gehör verschaffen muss.
    »Wer noch einmal stört, verlässt den Saal!«
    Als Jax sich plötzlich erhebt, wird es sofort still, als ob sie allein vor seiner Größe Respekt haben. Auch die Stadtwachen zucken und fassen an ihre Holster.
    »Sie haben Recht, Sam«, sagt Jax laut und deutlich. »Ich kann ihnen nicht verdenken, dass sie mich hassen. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte dich verloren, würde ich alles tun, um deinen Tod zu rächen. So wie ich auch Cedrics Tod rächen möchte.«
    Morris klopft mit dem Hammer auf sein Podium.

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