Jax
»Bitte setzen Sie sich wieder, Mr. Carter.«
Jax gehorcht und lässt sich auf den Stuhl zurückfallen.
Im Saal herrscht weiterhin völlige Stille. Erkennen sie endlich, dass Menschlichkeit und Gefühle in diesem Warrior stecken?
Dieses Hin und Her frisst mich noch auf. Ich bin noch nervöser als damals, als ich mit den anderen Servas in einer Reihe stand und gebangt habe, dass mich keiner der Soldaten nimmt.
»Ich plädiere, das Urteil auf lebenslänglich abzumildern«, ruft von irgendwo weiter hinten jemand, woraufhin ich fast vom Stuhl falle. Ein erster Erfolg?
Hoffnungsvoll lächle ich Jax an. Langsam fangen die Resurer an, umzudenken. Vielleicht kommt Jax frei! Doch er schaut eher wehmütig zu mir, als würde er nicht an einen Freispruch glauben.
»Sie haben ausgesagt, dass der Senat vorhat, unsere Stadt anzugreifen und Fluggeräte baut.« Richter Morris spricht nun wieder zu Jax. »Der Rebellenführer Julius Petri, den wir wegen seiner Amnesie nicht verhören können, soll geplant haben, die Luftflotte zu zerstören.«
»Das stimmt«, erwidert Jax. Ich weiß, dass sie ihn im Gefängnis schon ausgefragt haben. »Der Senat möchte Resur aus der Luft angreifen, und das wird bald geschehen. Julius wollte mit einer Truppe zurück, um das zu verhindern. Ich hätte ihn begleitet und zudem dafür gesorgt, dass neues Wasser geliefert wird.«
Ein weiterer Bürger ruft etwas zu, klingt aber weniger aufgebracht: »Das erzählen Sie doch nur, um uns Angst zu machen und damit wir Sie gehen lassen.« Ich lese Unsicherheit und Furcht in ihren Gesichtern.
Morris wirkt ebenfalls nachdenklich und scheint sogar vergessen zu haben, dass er jeden Störenfried aus dem Saal verweisen wollte.
Nun meldet sich auch Bürgermeister Forster zu Wort. »Julius Petri hat Derartiges tatsächlich nicht erwähnt, als wir Funkkontakt hatten.«
»Natürlich nicht, Julius hatte Angst, dass die Funksprüche vom Regime abgefangen werden könnten«, ruft Sonja dazwischen, woraufhin sie vom Richter einen finsteren Blick erntet.
»Haben die anderen Rebellen davon Kenntnis?«, fragt Morris.
»Nein, nur Sonja und ich«, antwortet Jax.
»Mr. Petri hat Ihnen also vetraut?«
Jax grinst frech. »Scheint so.«
Oh, wie kann der Kerl nur so gelassen bleiben? Wahrscheinlich hat er längst seine Flucht geplant, so cool wie er sich gibt. Ich würde es ihm glatt zutrauen, schließlich ist er der Unbesiegbare!
»Richter Morris«, sagt Jax ernst. »Wie ich erfahren habe, wollten die Resurer White City angreifen. Dann haben Sie Soldaten oder eine Armee?«
Ich habe noch keine Armee gesehen, nur hin und wieder gehört, dass sich die Menschen hier rächen wollen, weil so viele an dem vergifteten Trinkwasser gestorben sind. Und sie wollen erkämpfen, dass das Wasser der sauberen Quelle gerecht geteilt wird. Was nur fair wäre.
Der Richter räuspert sich. »Die Stadtwache hat ein paar Männer ausgebildet.«
»Die Stadtwache?« Jax Augen werden groß. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Ich werde alleine gehen – sollten Sie mich freisprechen.«
»Und Sie meinen, Sie schaffen das?«
»Ich kann mich quasi unsichtbar machen und kenne mich in und unter der Stadt bestens aus. Alleine bin ich zudem schneller. Und falls es nicht klappt, musste niemand sonst sein Leben lassen.«
Zitternd hole ich Luft. Muss er jetzt den Helden spielen? Irgendwann hat er nicht mehr so viel Glück, unbesiegbar hin oder her. Doch wenn das seine einzige Chance ist, ein freier Mann zu werden, muss ich sein Selbstmordkommando schweren Herzens akzeptieren.
»Der Warrior könnte verraten, wie wir leben!«, ruft erneut jemand aus dem Publikum.
Bürgermeister Forster bittet um Erlaubnis zu sprechen, Morris nickt ihm zu. »Das weiß der Senat längst, sonst würde er uns nicht fürchten. Wir sollten sogar dafür sorgen, dass die Kuppelmenschen erfahren, was hier draußen passiert, damit sie sich gegen ihr Regime stellen und es stürzen.«
Aufgebrachtes Gemurmel macht sich breit. Der Bürgermeister ist auf unserer Seite! Wer hätte das gedacht?
»Ich fasse noch einmal zusammen«, sagt Morris. »Jackson Carter, ein ehemaliger Warrior, hat – ich weiß nicht wie viele – Resurer getötet. Er hat sich gegen sein Regime gestellt, den Rebellen zur Flucht verholfen und eine Bürgerin unserer Stadt nach Hause gebracht. Er würde weiterhin sein Leben geben, um uns zu helfen. Er würde nach White City zurückgehen, um uns mehr Wasser zu bringen und die feindlichen Streitmächte zu
Weitere Kostenlose Bücher