Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
Vom Netzwerk:
zehnten Dienstjahr. Mein Huf hatte ganze Arbeit geleistet: Die zarten Brötchenkrümel waren zu feinstem Paniermehl zerfallen. Gierig setzte ich meine Nase an die Spalten des Parkettbodens und sog hastig die beiden Lines ein. So weit war ich also gekommen: Vom Schauspieler, Familienvater und ehrbaren Bürger – zum Krümelmonster!
    Margies Stimme riss mich aus dem Kohlenhydraten-Flash: »Alles klar bei dir?«
    »Jaaa, Tscheitung, ääh, runter …«, lallte ich leicht benommen.
    »Ach so. Aber fass da unten auf dem Parkett besser nichts an. Ich habe heute Morgen Ameisenpulver gestreut!«
    Das Blut, das mir unter dem Tisch in den Kopf gerutscht war, verließ denselben wieder auf schnellstem Wege. Keine Ahnung, wohin, aber Platz genug hat es ja. Ich wurde kreidebleich.
    Margie lächelte mich an. »Kleiner Scherz! Das würde ich den Tieren nie antun. Und dir auch nicht!«
    Ich versuchte zurückzulächeln, aber der Schock saß zu tief. Auf dem beschwerlichen Aufstieg zurück zum Tischplateau hatte ich mir heimlich ein Stückchen Zeitung ausgerissen – eine Anzeige vom Fleischereifachbetrieb »Wurstwaren Müller«: Frisches Hackfleisch, halb und halb, 1,99 Euro. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen: Pizzakarton schmeckt besser …
    So ging es nicht weiter! Als Nächstes hätte ich wahrscheinlich die Gelben Seiten mit den Adressen der Restaurants von ganz Endenich verschlungen – und die Stadtpläne von Mettmann und Schweinfurt.
    Mit Paniermehl um die Nase und Druckerschwärze im Mundwinkel schaute ich Margie hilfesuchend an. »Schatz«, sprach ich mit brüchiger Stimme »ich habe Hunger!«
    Margie stand auf und nahm mich fest in den Arm. Die letzte Nacht hatte anscheinend Spuren hinterlassen. »Ach Bill, wenn du es gar nicht mehr aushalten kannst, dann probier es doch mal im Reformhaus. Da findest du bestimmt was Gesundes.«

    Kurze Zeit später stand ich vor dem Reformhaus Goldmann. Ich war längere Zeit nicht bei einem solchen Anbieter gewesen. Wenn Margie und ich Lebensmittel beschafften, dann kam es vor allem auf die Menge an. Mehrfach wurden wir auf dem Weg vom Supermarkt zurück ins eigene Heim von der Polizei angehalten, weil unser Auto überladen war. Wir sind immer ohne Strafe davongekommen, weil wir behaupteten, wir wären das letzte Fahrzeug eines Hilfskonvois für hungernde Kinder. Und das war ja nicht mal gelogen, denn unsere sechs Jungs hatten immer Hunger. Immer!
    Im Hause Mockridge überlebten ganze Paletten Joghurt, Milchreis und Sahnequark nicht mal die erste Nacht. Nach dem Frühstück fand ich regelmäßig ein bis zwei Zehnerpacks Eier (Eifeler extra large, von freilaufenden Turbo-Hühnern) im Papiermüll. Verspeist von meiner halben Fußballmannschaft. Wozu brauchen junge, männliche Körper so viele Eier? Ich wusste es schon mal …
    Wenn ich ein kräftiges Drei-Gänge-Menü für die Familie kochte, dann hauten meine Jungs so richtig rein. Da blieb nichts, aber auch gar nichts übrig. Die Stoffwechselmaschinen leckten die Teller so sauber, man hätte sie direkt wieder in den Geschirrschrank stellen können. Und wenn ich nach dem Essen reglos ins Futter-Koma verfiel, holte sich jeder meine Söhne eine eimergroße Schüssel Müsli und verschlang sie, als käme er gerade von einer fünfzig Kilometer langen Rucksackwanderung durch die Rocky Mountains. Und wenn ich später wieder Hunger bekam, ging ich zum Kühlschrank und schaute nach, was meine Söhne übrig gelassen hatten. Es war meistens nicht gerade viel, aber anscheinend gerade noch genug, um meinen Körper außer Form zu bringen.
    Wenn ich es recht überlege, bin ich ein medizinisches Phänomen! Ich speichere mehr Energie ab, als ich zu mir nehme. Eine Art menschliches Perpetuum mobile! Einst werden mich Wissenschaftler erforschen und aufgrund der Vorgänge in meinem Körper die Energieprobleme der Welt lösen. Jeder Mensch wird sein eigenes Kraftwerk! Dann muss man nur noch den CO 2 -Ausstoß in den Griff bekommen, meine Bilanz ist nach einem guten Essen nicht gerade klimatauglich – das geht eher in Richtung »Poperzium mobile«.
    Aber ich schweife ab. Wo war ich stehengeblieben? Ja, richtig, vor dem Reformhaus: Als alter Kanadier wusste ich, Reform bedeutet »Gestaltung« oder »Wiederherstellung« – und das war genau das, was mein Körper brauchte. Die Wiederherstellung eines schlanken, wohlproportionierten Körpers.
    RESET! Alles auf Anfang!
    Voller Vorfreude auf dieses Ereignis betrat ich das Reformhaus. Das Erste,

Weitere Kostenlose Bücher