Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
kommen!
Am Ende traute ich mich aber doch nicht ohne Einkauf aus dem Reformhaus heraus. Klaus Kinski beobachtete mich immer noch, das spürte ich am ganzen Körper. Meine Wahl fiel auf ein Paket Haferflockenkekse der Firma »Körner-Qual«. Goldmann Junior musste an der Kasse den Preis erst umrechnen, weil er auf der Verpackung noch in D-Mark angegeben war. Und ich war mir sicher: Irgendwo, ganz hinten in den Regalen, lauerten noch Produkte, ausgezeichnet in Reichsmark.
»Beehren Sie uns bald wieder«, sagte er und leckte sich dabei etwas Speichel aus dem Mundwinkel. »Wer einmal hier war, der kommt immer wieder!«, drohte er mir zum Abschied.
Ich habe die Haferflockenkekse wenige Minuten später im Endenicher Park an die Tauben verfüttert. Zwei von ihnen sind auf dem Weg zum nahen Bach verdurstet.
Auf dem Weg nach Hause bin ich in einer Imbissbude eingekehrt. Ich weiß nicht mehr, was ich gegessen habe. Ich habe mich einfach für die drei Gerichte entschieden, hinter denen auf der Speisekarte die meisten kleingedruckten Zahlen standen. Es war auf jeden Fall sehr lecker und sehr, sehr fettig. Aber das Schönste an Diäten ist ja, dass man sie jederzeit unterbrechen kann. Wenn auch nur für einen Tag. Denn morgen, ja morgen werde ich bestimmt …
11.
Diäten für Senioren
Ich mache es kurz und schmerzlos: Am nächsten Morgen habe ich meine Diät wieder fortgesetzt. Die war leider nicht kurz und schmerzlos, sondern lang und qualvoll. Aber wenn ich mir wirklich etwas vornehme, dann erledige ich das sehr gewissenhaft. Ich habe die Diät durchgehalten – genau anderthalb Tage.
Dann habe ich eine zweite Diät dazugenommen, ich wurde von der ersten einfach nicht satt. Dr. Peters hat definitiv zu wenig Essen in den Plan geschrieben, von Kalorien ganz zu schweigen. Zum Glück hatte ich mal von einer Diät gehört, bei der man den ganzen Tag Brötchen essen darf – die habe ich dazugenommen. Und diese Saft-Diät. Ich habe literweise Saft getrunken, damit ich die trockenen Brötchen runterkriege: Apfelsaft, Johannisbeersaft, Trauben, Knoblauch-Nuss und diesen Saft, der ganz lange gelagert wird. Wie heißt der noch? Ach ja: Wein!
Dann habe ich begonnen, die Brötchen mit Fleisch zu belegen. Angelehnt an die Fett-Diät von Atze Atkins. Ich habe Brötchen und Fleisch im Verhältnis 1:1 gegessen, damit die Diät ausgewogen bleibt. Und dazu ganz viel Gemüse, denn Gemüse ist immer gut.
Am Ende habe ich etwa sieben verschiedene Diäten kombiniert. Damit bin ich halbwegs über die Runden gekommen.
Mein Zahnarzt hat mir neulich von einer interessanten Diät erzählt, die bei ihm sehr gut angeschlagen hat: Die Valium-Diät – gut, er kommt an das Zeug auch relativ unkompliziert ran. Er nahm alle vier Stunden ein bis zwei Valium und hat damit angeblich in einer Woche sieben Kilo abgenommen. Sein Erfolgsrezept: Er hatte die ganze Woche zwar einen unglaublichen Hunger, aber nicht genügend Energie, die Gabel zum Mund zu führen.
Es gibt so viele Diäten, die angeblich besonders für Senioren geeignet sind. Zum Beispiel die Topmodel-Diät: Man darf am Tag nicht mehr Lebensmittel zu sich nehmen, als ein durchschnittliches Topmodel wiegt.
Eine effektive Methode hat ein älterer Herr in meiner Nachbarschaft entwickelt. Wenn er abends Hunger bekommt, bestellt er telefonisch beim Bringdienst eine große Pizza, legt den Telefonhörer auf und nimmt dann sein Hörgerät raus. Da kann der Pizzabote klingeln, solange er will. Der alte Herr würde nicht mal hören, wenn man ein Spanferkel neben seinem Bett erschießt. Keine Sorge, für den Boten ist das halb so wild. Er weiß ja, dass er ein paar Häuser weiter, nämlich bei uns, immer eine große Pizza loswird. Bestellt oder nicht. Der Besitzer des Bringdienstes überlegt bereits, bei uns im Wohnzimmer eine Filiale zu eröffnen.
Margie macht übrigens gerade eine Bananen-Kokos-Diät. Sie hat zwar noch nichts abgenommen, aber sie kann inzwischen klettern wie ein Äffchen. Sie hat schon zweimal die Katze unseres Nachbarn aus dem Baum gerettet.
Aber ich schweife mal wieder ab …
Ich war als junger Mann immer ein schlanker Typ, ja, ich darf es sagen: Ich war ein richtig schicker Kerl. Als ich vierzig oder fünfundvierzig Jahre alt wurde, fing es bei mir an. Seitdem habe ich immer mindestens fünf Kilo zu viel auf den Rippen. Einmal, da war ich so um die fünfzig (Jahre, nicht Kilo), habe ich es geschafft: Ich hatte eine Wette verloren und somit fünf Kilo, weil ich die
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