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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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meinen Ohren lacht er wie ein James-Bond-Bösewicht, dem 007 hilflos gefesselt in dessen Höhle ausgeliefert ist! Ich fange an, ernsthaft zu überlegen, ob das alles wirklich eine so gute Idee ist. Ich wollte doch einfach nur eine normale Vorsorgeuntersuchung – keine Sorgeuntersuchung. Ich überlege fieberhaft, welche Ausrede ich mir schnell noch einfallen lassen könnte, um meine innersten Werte vor Dr. Abeler zu schützen.
    »Tut mir leid, müssen wir verschieben. Mein Darm ist gerade geschlossen wegen Renovierung.« – »Letzte Woche haben mich Außerirdische entführt, die haben das alles schon erledigt.« Hm?
    Ich spüre, wie Dr. Abeler mir ein Rezept in die Hand drückt. Zu spät. »Das hier nehmen Sie am Vortag. Dieses Mittel säubert Ihren Darm für die Untersuchung. Steht alles auf dem Beipackzettel. Und ab 18 Uhr bitte keine feste Nahrung mehr … Wir sehen uns Dienstag früh!«
    Dr. Abeler führt mich sanft, aber bestimmt aus seinem Behandlungszimmer – der nächste Patient wartet. Irgendwie tut mir bereits beim Rausgehen der Hintern weh.

Der Vortag, 12:00 Uhr:
    Bedächtig drehe ich die gerade ausgepackte Flasche Darmreinigungslösung in meiner Hand, mustere das Etikett. Das also sollte mein heutiges Mittagessen sein. Ich möchte den echten Namen des Zeugs hier nicht nennen, das wäre Schleichwerbung, darum ändere ich ihn einfach so, dass er das gemeinte Mittel trotzdem angemessen repräsentiert: »Atomschiss Forte«. Ich öffne meine Flasche »Atomschiss Forte« und trinke sie auf ex. Das Zeug schmeckt so widerlich, dass ich mich mit einem Blick auf die Flasche noch mal vergewissere, dass ich nicht gerade aus Schusseligkeit unsere »WC-Ente« austrinke. Doch immerhin: Es wirkt. Nur wenige Minuten später wird mir klar: Das ist kein Medikament – das ist eine biologische Waffe!
    »Dad, was machst du so lange auf dem Klo?«
    »Was soll ich hier schon machen?! ICH STEEEEERBE!«
    Ich möchte Sie mit unappetitlichen Details weitgehend verschonen – nur so viel: Ich weiß jetzt, dass auch bei Kloschüsseln der alte Grundsatz gilt: Wer zu billig kauft, kauft zweimal. Es gibt Urgewalten, mit denen sollte der Mensch sich einfach nicht anlegen.
    Ab 14 Uhr muss ich zusätzlich alle zwei Stunden eine Waschmittel-Familienpackung Pulver in einem ganzen Liter Wasser auflösen und trinken. Fasziniert starre ich, während mein Hals zu den Niagara-Fällen wird, auf den Geschmacksrichtungshinweis: »Tropical Mango«. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Oder besser nicht. »Tropical Mango« suggeriert einen leckeren Hauch Exotik, schmeckt aber eher wie »Fanta Mango« für Perverse. Viermal muss ich diesen Vorgang wiederholen. Ich kann mich gewisser Gewaltphantasien, wie ich Mangoplantagen in die Luft jage, bald nicht mehr erwehren.

Der Vorabend, 23:00 Uhr:
    Ich fühle mich leer. So unendlich leer. Seit gefühlten Epochen habe ich wegen meiner anstehenden Audienz im Spiegelsaal nichts mehr essen dürfen und stattdessen weite Strecken des Abends damit verbracht, auf dem Klo sitzend die kleinen Mini-Kacheln unseres Badezimmers zu zählen. Sollte das Klärwerk nach Kilo abrechnen, wird diesen Monat eine ordentliche Nachzahlung fällig. Okay, okay – das war jetzt ekelig. Pardon. Im Rausch der völligen Entleertheit kommen dir halt solch seltsame Gedanken! Ich stelle mich mit letzter Kraft auf unsere Waage, mache ein Erinnerungsfoto. Diese für meine Verhältnisse winzige Zahl werde ich schließlich nie wieder sehen. Dann gehe ich ins Bett, falle in einen unruhigen Schlaf. Ich träume von vielen grünen, winzigen Dr. Abelers, die mit Spitzhacke, Eispickel, Seilen und Karabinern meinen Darm hochkraxeln.
    Morgen ist Tag der offenen Tür.

Der Morgen der Untersuchung, 6:00 Uhr
    Statt eines ordentlichen Frühstücks muss ich eine letzte Flasche der Darmreinigungslösung trinken. Diesmal setze ich noch im Halbschlaf tatsächlich zunächst die »WC-Ente« an, bemerke meinen Fehler aber zum Glück rechtzeitig. Drei Stunden und diverse Toilettengänge später gebe ich meiner Frau Margie, die fast so tapfer ist wie ich, einen letzten Kuss.
    »Sollte ich nicht zurückkehren – du darfst neu heiraten … Werde wieder glücklich! Lebe so, wie es du verdienst zu leben!!«
    Mein Magen macht mich mit einem mahnenden Knurren darauf aufmerksam: Es wird Zeit. Wie John Wayne, nur nicht mit blitzblankem Colt, sondern blitzblankem Darm, verlasse ich das Haus. Auf mich wartete ein Duell mit

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