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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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»Das hier ist meine Frau Margie … Und das sind meine sechs Söhne … Ach ja, und dieser süße Fratz hier ist mein Darm! Bezaubernd, oder?!«
    Hannes guckt mich lange schweigend an. Dann sagt er mit Totenstimme: »Ich muss los, Bill.«
    Und damit ist Hannes auch schon weg.
    »Aber …«, rufe ich ihm hinterher. »Ich hab noch gar nicht deine Telefonumm … Ach, meld du dich einfach!«
    Ich sehe, wie Hannes mit verstört schüttelndem Kopf um die Ecke biegt. Ich schaue noch kurz hinterher. Dann drehe ich mich um zur Wurstbuden-Frau.
    »Ich nehm noch eine!«

13.
    Brille? Nie, Mann!
    Ich mag meine Augen. Tue ich wirklich. Ich wäre ja auch schön blöd, wenn nicht – schließlich ermöglichen sie mir jeden Tag aufs Neue, meine Frau in voller Schönheit zu bewundern. Wie wundervoll perfekt die Netzhaut das einfallende Licht in Nervenimpulse zu meiner geliebten Margie umwandelt – das schaffen nur meine Augen. Gleichzeitig üben sie sich in vertraulicher Diskretion über das, was sie im Badezimmerspiegel sehen müssen, wenn ich mich morgens kurz nach dem Aufstehen wasche. Denn auch wenn meine Pupillen vor Grauen und Furcht über diesen Anblick zittern – sie stehen ihn tapfer durch. Nein, auf meine Augen lasse ich nichts kommen. Allerhöchstens eine kleine Linsentrübung.
    Womit wir beim Problem wären.
    Schauen Sie: Ich hatte immer perfekte Sehkraft. Schilder mit Schriftgröße 0,5, noch zweihundert Meter entfernt, bei dickem Nebel – gar kein Problem für mich. In meinem Freundeskreis nannte man mich nicht umsonst viele Jahre den »Adler von Bonn-Endenich«. Ab circa fünfzig wurde ich von denselben Hobby-Ornithologen sogar noch genauer kategorisiert – nämlich als »Weißkopfseeadler von Bonn-Endenich«. Allerdings nicht wegen meiner Augen. Doch während mein Haupthaar langsam an Farbe verlor, verlor auch die Welt um mich herum langsam an Schärfe. Du merkst das anfangs ja gar nicht. Oder willst es nicht merken. Nie hätte ich als junger Mann gedacht, dass ich mal Probleme mit den Augen kriegen könnte. Und ich habe es auch noch nicht gedacht, als es längst so weit war. Und als ich es dann doch irgendwann dachte, habe ich zumindest noch versucht, es zu vertuschen. Doch die Zeichen wurden verräterischer.
    »Schatz?«, fragte eines Tages meine Frau, als ich gerade gemütlich im Sessel mein druckfrisches, noch warmes Exemplar der »Apotheken-Umschau« las. Ich schaute hoch.
    »Ja?«
    »Werden dir nicht langsam die Arme müde?«
    »Hä? Ich versteh nicht, was du meinst.«
    Meine Frau blickte mich mit einer Melange aus Mitleid und Verständnis an. »Na, du sitzt da jetzt seit dreißig Minuten in Kniebeuge-Position …«
    Ich analysierte verdutzt meine Leseposition. Erst jetzt wurde auch mir selbst wirklich klar, dass ich meine Rentner-BRAVO mit komplett ausgestreckten Armen von mir weg hielt, sie sogar noch bis zu meinen Fingerspitzen vorgeschoben hatte, nur damit ich die Buchstaben erkannte.
    Oh-oh.
    Und noch ehe ich mich in Selbsterkenntnis üben konnte, sprach meine Frau auch schon die unglaublichen Worte. Brutal, schonungslos, mir ungeschönt mitten ins Herz stechend. Eben so, wie nur meine Frau mit mir reden darf.
    »Könnte es vielleicht sein, dass du langsam ein klitzeklein bisschen altersweitsichtig wirst?«
    Da! Da war es, das böse Wort! Altersweitsichtig! Alter plus weitsichtig zusammen!!
    »Ach, Quatsch …«
    »Geh doch mal zum Augenarzt und mach einen Sehtest.«
    Das wurde ja immer besser!
    »Zum Augenarzt?« Ich gab mich betont locker. »Zum Au-gen-arzt? Margie, Schätzchen, ich bitte dich: Geht ein Nobelpreisträger Albert Einstein zum Gedächtnistrainer? Geht ein Stefan Raab mit vierundsechzig Beißern zum Zahnarzt? Wenn überhaupt, dann müsste der Augenarzt zu mir kommen, um seine unwürdigen Glupscher testen zu lassen … Glaub mir: Ich brauch nicht zum Augenarzt.«
    Meine Frau schaute mich unbeeindruckt an. »Na, ich glaub doch.«
    »Ich glaub nicht!«, entgegnete ich.
    »Ich glaub doch.«
    »Ich glaub nicht!«
    »Ich glaub doch.«
    »Ich glaub nicht!«
    »WILLIAM! Ich glaub doch.«
    Da ich aus langjähriger Ehe-Erfahrung wusste, dass ich nicht den Hauch einer Chance hatte, den mitunter tagelangen »›Ich glaub doch – Ich glaub nicht‹ vor allem mit der Verstärkung des ›Williams‹ vorneweg«-Kampf gegen meine Frau zu gewinnen, gab ich diesmal frühzeitig auf.
    »Okay, okay … Wenn du unbedingt darauf bestehst, dich angemessen bei mir entschuldigen zu müssen, wenn

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