Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
Vom Netzwerk:
Haus in Röttgen. Nein, eigentlich ist das kein Haus, das ist eine Festung! Friedhelm hat ständig Angst, ausgeraubt zu werden, und daher das Haus mit allem ausgestattet, was der internationale Sicherheitsmarkt zu bieten hat. Eher kommt man als Terrorist in die USA als als Freund in Roberts Haus. Wenn man ihn um 20 Uhr besuchen möchte, sollte man mindestens eine Stunde vorher dort sein. Sobald man einen Fuß auf sein Grundstück gesetzt hat, geht auch schon die gigantische Flutlichtanlage in Betrieb. Seine Auffahrt ist dann in gleißend helles Licht getaucht. Ich denke bei jedem Besuch: So wird es also, wenn ich dereinst ins Licht gehe. Mit zugekniffenen Augenliedern taste ich mir den Weg bis zur Haustür und betätige den versteckt angebrachten Knopf der Türklingel. Kurz darauf höre ich Friedhelm hinter der Tür, sehen kann ich allerdings nur eines seiner Augen – im Türspion. Friedhelm liebt Türspione! In jeder Tür seines Hauses ist ein Türspion angebracht, sogar in der Glastür zur Terrasse. Ich glaube manchmal, Friedhelm hat sogar einen Adventskalender mit 24 Türspionen. Nach zehn Sekunden höre ich eine leise, verängstigte Stimme: »Jaaa? Wer ist denn da?«
    »Friedhelm, ich bin’s. Mach auf!«
    »Wer ist denn ich ?«
    »Na, wer wohl? Bill natürlich! Mensch, du siehst mich doch durch deinen blöden Türspion!«
    »Das kann alles Maske sein! Wann habe ich denn Geburtstag?«
    Langsam reicht es mir. »Hast du deinen Geburtstag vergessen?«
    »Nein, das ist ein Test. Bill wüsste, wann ich Geburtstag habe.«
    »Ich bin Bill!«
    Das Auge tastete nochmals meinen gesamten Körper ab. »Mein Geburtstag?«
    »24. … nein, 25. April!«
    »Und wie ist mein Spitzname?«
    »Oh, du machst mich wahnsinnig!«
    »Das ist falsch! Noch zwei Versuche.«
    »Jetzt mach endlich auf, du armseliger, paranoider alter Greis!«
    »Na, geht doch!« Friedhelm öffnet die Tür.
    »Grüß dich, Bill, schön dich zu sehen. Und dann so pünktlich, es ist genau 20 Uhr! Habe ich dir schon meine neue Alarmanlage gezeigt? Ein Traum! Nicht ganz billig, deswegen habe ich sie zur Sicherheit gegen Diebstahl versichert. Komm, wir gehen erst ins Wohnzimmer.«
    TRÖÖÖT! TRÖÖÖT! TRÖÖÖT! TRÖÖÖT!
    Friedhelm ist begeistert: »Das ist ein Sound, was? Was? «
    Prima! Auf der Einfahrt wird man geblendet, jetzt bin auch noch halbtaub. Aber wie gesagt: Der Friedhelm ist ein feiner Kerl, bis auf …
    TRÖÖÖT! TRÖÖÖT! TRÖÖÖT! TRÖÖÖT!

    Ähnliche Geräusche macht nur mein Boulekollege Edgar Hahn. Er ist sechsundsiebzig Jahre alt und der einzige Raucher unserer Truppe. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst und raucht für uns alle mit. Er raucht, als ob er dafür bezahlt würde. Gegen ihn ist Helmut Schmidt ein Gelegenheitspaffer. Jede Zigarette soll ja angeblich das Leben um acht Minuten verkürzen. Wenn die Theorie stimmt, müsste Edgar schon seit vierzig Jahren unter der Erde liegen. Er war lange Zeit der Leiter des Gesundheitsamtes in Bonn. Er passte da ungefähr so gut rein wie ein Vegetarier in eine Metzgerei. Es nicht so, als wenn die Raucherei bei Edgar keine Spuren hinterlassen hätte. Junge, Junge, die Lunge. Ein typisches Gespräch mit Edgar verläuft in etwa so:
    »Sa … CHUAAR … Sagt mal!«, setzte Edgar neulich an. Wir anderen hören durch die dicken Rauchschwaden nur seine Stimme. »Ha … CHUUUAAARRR-CHUUUAAARRR … ges … ÄÄÄÄÄ-CHAAAAAAA-KRRRRRRRRRRRR … ge … CHUUUAAARRR … en?«
    »Natürlich!«, antworte ich.
    »Die Münsteraner sind und bleiben einfach die Besten!«, ergänzt Friedhelm.
    Zur Erklärung: »Ha … CHUUUAAARRR-CHUUUAAARRR … ges … ÄÄÄÄÄ-CHAAAAAAA-KRRRRRRRRRRRR … ge … CHUUUAAARRR … en?« heißt übersetzt in menschliche Sprache: »Habt Ihr gestern den ›Tatort‹ gesehen?« Für Außenstehende ist das schwierig, aber wir verstehen Edgar inzwischen ganz gut.
    Vor einigen Jahren musste Edgar seine Wohnung aufgeben. Er kam mit seinen Raucherbeinen nur noch schwer bis in den dritten Stock hoch. Die Suche nach einer Wohnung im Erdgeschoss erwies sich als sehr kompliziert. Ein Vermieter wies ihn mit den Worten ab: »Herr Hahn, es tut mir leid, aber wir vergeben nur Mietverträge mit mindestens zwei Jahren Laufzeit. Das halten Sie doch nie im Leben durch!«
    Auch bei seinem Sohn »CHUARR-HÄÄÄRRG«, ein überzeugter Nichtraucher, fand Edgar keine Bleibe. Sein Filius hatte kurz zuvor seine Familie durch einen Irischen Wolfshund komplettiert, und der beanspruchte

Weitere Kostenlose Bücher