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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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ungenau … Vorsicht mit deinen Sicherheitsschuhen, du trittst die Kugeln ja in den Matsch! … 1998 habe ich mit einem Wurf drei gegnerische Kugeln weggeschossen, in Paderborn! … CHUARR-ÄÄRRRRCHT! … Dann eben in Bielefeld … Bill ist näher dran … Na gut, dann eben Edgar. Eh egal, Beppo hat die letzte Kugel … Wer hat den Wein? …«
    Herrlich! Darum liebe ich dieses Spiel! Man braucht nicht mehr als einen einigermaßen ebenen Platz im Park, schöne Stahlkugeln und ein paar gute Freunde. Das ist ein Sport nach meinem Geschmack. Ach so: Der Geschmack kommt auch nicht zu kurz, denn das wichtigste Utensil einer gut ausgerüsteten Bouletasche ist, neben Kugeln, Lappen und Maßband – das eigene Rotweinglas. Ein bisschen Doping hat jede Sportart.
    Nachdem der edle Tropfen die Gemüter beruhigt hat, warten alle gebannt auf den entscheidenden Wurf von Beppo. Er ist ein Boule-Tier, der Schießer, der Vollstrecker. Er motiviert sich vor den Würfen immer selbst: »Euch zeig ich’s! Ihr saudepperten Kommunisten!«
    Beppo kann in seiner bayrischen Pranke die Kugel ganz verschwinden lassen. Er geht in die Hocke und holt weit aus. Genau im passenden Moment verlässt die Kugel in einem Affenzahn seine Monstergriffel, trifft genau zwischen die verdreckten Kugeln von Edgar und mir, unsere Kugeln werden durch die Wucht des Aufpralls nach links und rechts geschleudert, und – matsch  – Beppos Kugel bleibt allein im Sumpf zurück. Meine Kugel rollt im Zeitlupentempo weiter und bleibt direkt vor dem Schweinchen liegen. Ich habe durch Zufall den Sieg eingefahren.
    In solchen Momenten sage ich immer: »Geschenke werden dankend angenommen.« Man muss nicht immer der Beste sein. Manchmal erledigen das auch gute Freunde für dich.

16.
    Seniorenworld of Warcraft
    Neulich war ich krank. Grippe. Mit Fieber und allem Pipapo. Ich nutze solche Gelegenheiten, um mich von meiner Frau richtig schön pflegen zu lassen. Hilflos im Bett liegend röchele ich wie »Der englische Patient«, und Oberschwester Margie tätschelt und verhätschelt mich, liest mir jeden Wunsch – es könnte schließlich mein letzter sein! – von den trockenen, schwachen Lippen ab. Zumindest die ersten sieben Tage. Dann merkt sie, dass es mir langsam besser geht. Meine Frau ist gutmütig, aber nicht doof. Ich wiederum habe mich zu diesem Zeitpunkt längst daran gewöhnt, mit Frühstück am Bett, Vorlesen der Zeitung und alle zwei Stunden einmal Drehen, damit ich mich nicht wundliege, rundum verwöhnt zu werden. Ich presse dann, wenn meine Frau gerade nicht im Raum ist, konzentriert das Gesicht zusammen, um nach innen hinein meinem Körper Anweisung zu geben: »Kommt, Jungs, lasst den Grippeviren wieder freie Bahn.« Mein Immunsystem kapiert prompt: »Ah, Befehl von oben. Bill will weiter ausspannen!«, und legt unverzüglich die Waffen nieder. Das funktioniert noch zwei, drei weitere Tage. Dann ist die Genesung leider nicht mehr künstlich aufzuhalten. Und der Zeitpunkt nicht weit, an dem meine Frau – meist, wenn ich sie gerade wieder um Rührei mit Speck gebeten habe, mit einem Hauch Bio-Petersilie – vor meinem Bett stehen bleibt und mich kritisch mustert: »Bill Mockridge. Ich glaube, es geht dir wieder besser.«
    »Wa … – CHUARR-CHUARR-CHUARR – was?« Ich huste demonstrativ. »Ich kann dich so schlecht hören, ich bin so schwach … so unendlich schwach. Und alles verschwimmt vor meinen Aug …«
    Meine Frau zieht mir die Bettdecke weg. »Steh auf, Bill!«
    Sie verlässt das Schlafzimmer. Frierend wie ein neugeborenes Baby, just dem warmen Mutterleib entrissen, wird mir klar: Das Rührei kann ich mir abschminken.

    Wenig später sieht meine versammelte Familie ihr von den Toten auferstandenes Oberhaupt majestätisch die Treppe herabschreiten. Gut, nicht ganz so majestätisch, denn ich trage noch meinen Schlafanzug. Um bereits wieder normale Kleidung überzustreifen, fühle ich mich noch nicht bereit. Ich bin immer noch nicht ganz fit. Und vor allem: Mir ist langweilig. Und das lass ich meine Familie spüren.
    »Jetzt steh mir nicht ständig im Weg …«, schiebt mich meine hektisch in der Küche hantierende Frau weg, die längst wieder Wichtigeres zu tun hat, als sich um mich zu kümmern. Das schmerzt.
    »Mir ist langweilig!«, quengele ich wie ein kleiner Junge. Wenn ich im Laufe der Jahre irgendetwas mit sechs Söhnen gelernt habe, dann das.
    »Dann mach halt was Sinnvolles!« Meine Frau ist genervt von mir. »Schreib neue

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