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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Wachstum‹.
    Den Maulwurf entdeckten wir erst, als er seinen Aussichtsturm errichtet hatte. Die elf kleineren Haufen waren uns zwischen den vielen Pusteblumen gar nicht aufgefallen.
    Der Maulwurf ließ sich weder durch Wasser vertreiben noch durch Räucherpatronen. Er widerstand Giftködern und Petroleum. Erst als Sascha eine geballte Ladung Platzpatronen im letzten Maulwurfshügel zündete, emigrierte der Eindringling und wanderte zu Billingers aus, wo er nach achtstündiger Verfolgungsjagd im Nahkampf erledigt wurde.
    »Können wir während der Osterferien zelten?«
    »Wo? Wie lange? Mit wem? Was kostet das?«
    Vier Standardfragen, die immer dann angebracht sind, wenn unser Nachwuchs Freizeitpläne schmiedet.
    Außerdem erfordern sie präzise Antworten und keine langwierigen Erklärungen, die sich erfahrungsgemäß in irgendwelchen Details verlieren. Besonders Sven hat die enervierende Angewohnheit, mit seinen Ausführungen bei der Seelenwanderung zu beginnen und bei den Kartoffelpreisen zu enden. Irgendwo dazwischen hat man den eigentlichen Kern seines Monologs zu suchen. Wenn er sich über einen Lehrer beschwert, der ihn angeraunzt hat, dann beginnt er seine Anklage meist mit dessen Familienverhältnissen. Seine Vorliebe für Nebensächlichkeiten fiel mir ganz besonders auf, als Sascha einmal seinen Bruder fragte: »Weißt du eigentlich, daß der Martin schon regelmäßig raucht?« Darauf Sven: »Welche Marke?«
    Mein Ältester begann also gewohnheitsgemäß mit dem Datum des ersten Ferientages, der auf einen Donnerstag fallen würde und wegen des nachfolgenden Feiertages und der damit verbundenen Sonntagsruhe noch nicht in Betracht komme. »Dann haben wir erst mal Ostern und dann …«
    »Mensch, jetzt langt's!« unterbrach Sascha. »Laß dich vom Fernsehen als Sandmännchen anheuern. Wenn du erst mal loslegst, pennt doch jeder ein. Um es kurz zu machen: Andy, Wolfgang, Hardy, Manfred und wir beide wollen ein paar Tage campen. Nicht weit weg, nur oben am Waldrand. Kosten tut's gar nichts, weil wir selber kochen und jeder etwas mitbringt. Wenn wir zu Hause bleiben, müssen wir ja auch was essen. Andy und Wolfgang haben Zweimannzelte, und bei uns liegt im Keller doch auch noch das Prunkstück von Onkel Felix rum. Is zwar'n bißchen kaputt, aber das kriegen wir schon wieder hin. Du erlaubst es uns doch? Dann seid ihr uns prima los, und Papi sagt sowieso immer, Schulferien verkürzen die Lebenserwartung der Eltern.«
    »Wenn euer Vater nichts dagegen hat, könnt ihr meinethalben zelten. Vorausgesetzt natürlich, eure Freunde dürfen auch.«
    »Natürlich dürfen die«, versicherte Sascha im Brustton der Überzeugung, wobei er sicherheitshalber unterschlug, daß deren Eltern erst einmal abwarten wollten, was wir dazu sagen würden.
    Rolf war einverstanden. Vermutlich erinnerte er sich an seine Jugendjahre. als er mit Klampfe unterm Arm und idealistischen Flausen im Kopf singend durch die Lande gezogen war, vorneweg ein Fähnleinführer mit geschultertem Kochtopf und einem Dutzend Erbswürsten am Koppelschloß. Abends hatte man dann am Lagerfeuer vaterländische Lieder gesungen und dem Führer die Treue geschworen.
    Nach dem Mittagessen zogen die Knaben los, bepackt wie Maulesel und ausgerüstet, als beabsichtigten sie eine Himalaja-Expedition. Dann kam Sascha zurück und holte die vergessene Taschenlampe. Dann kam Sven, weil er Mückensalbe brauchte. Dann kam Andy, der zu Hause kein Paprika gefunden hatte und nun bei uns sein Glück versuchte.
    »Was kocht ihr denn Schönes?«
    »Gummiadler«
    Bevor ich fragen konnte, was das ist, war er schon wieder verschwunden.
    Dann kam Sascha und holte Speiseöl.
    »Das brauche ich aber selber! Wozu willst du es denn haben?«
    »Für die Hormongeier.« Weg war er.
    »Ahnst du, was die eigentlich zusammenbrutzeln?«
    Rolf verneinte, obwohl er als Hobbykoch über einschlägige Kenntnisse verfügt.
    Bei Einbruch der Dämmerung erschien Sven, um Gartengrill nebst Holzkohle zu holen. »Wir kriegen die Flattermänner einfach nicht weich. Einer ist schon im Feuer gelandet und verkohlt, der andere hat wie Kaugummi geschmeckt. Jetzt wollen wir wenigstens die beiden letzten retten.«
    »Wen wollt ihr retten?«
    »Na, unsere Hähnchen. Möchte bloß wissen, wie die damals in der Steinzeit ihre Wildschweine gebraten haben. Das muß ja Tage gedauert haben. Wir hocken schon seit drei Stunden vorm Feuer und kriegen diese jämmerlichen Vögel nicht weich.«
    Rolf beschloß, fachmännische

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