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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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verschwunden, ein paar Obstkonserven und ein nagelneuer Tortenheber. So erklärte ich meiner unechten Perle, daß sie ihren Kaffee künftig zu Haus trinken und mit Kusine Hildegards Gallensteinen jemand anderen beglücken solle. Ich hätte für diese Plauderstündchen eine bessere Verwendung. Tief beleidigt zog sie von dannen.
    Monate später fuhr ich von einem Elternabend nach Bad Randersau zurück und las an der Autobushaltestelle eine andere Spätheimkehrerin auf, die ich lediglich vom Sehen kannte. Zu meiner Überraschung begrüßte sie mich mit meinem Namen und erkundigte sich nach den Zwillingen sowie nach der Bezugsquelle für unseren kanadischen Whiskey. Meinem fragenden Gesicht begegnete sie mit einem wissenden Lächeln: »Ich kenn Se un Ihr Familie recht gut, mir hatte nämlich e Zeitlang dieselbe Putzfrau.«
    Frühling ist die Jahreszeit, in der man das Gefrierschutzmittel zwei Wochen zu früh aus dem Autokühler läßt. Frühling ist immer dann, wenn einem die hellen Hosen vom vergangenen Jahr nicht mehr passen und die eleganten Schuhe vom letzten Frühjahr unmodern sind. Frühling ist, wenn einen morgens nicht mehr der Schneepflug weckt, sondern das knatternde Mofa von gegenüber, und Frühling ist, wenn man den Übergangsmantel anzieht und friert. Der einzige Unterschied zwischen März und April: Im April ist man nicht mehr darauf gefaßt!
    Allerdings gibt es noch ein untrügliches Anzeichen für den Frühling, und das sind die Rasenmäher. Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien sich die Gartenfreunde richten, aber eines weiß ich ganz sicher: Keine Epidemie, nicht einmal die Grippe ist so ansteckend wie Rasenmähen. Kaum haben sich die ersten Grashälmchen von Schnee und Eis erholt und vorsichtig aufgerichtet, dann röhrt auch schon der Rasenmäher und walzt sie wieder platt. Künftig stehen die Samstage im Zeichen dieser hustenden, spuckenden und knatternden Ungetüme, ihr Echo pflanzt sich von Garten zu Garten fort, und die Tüchtigkeit jedes Hobbygärtners wird daran gemessen, ob er sein vorgeschriebenes Pensum noch am Vormittag schafft. Meistens gelingt ihm das, muß es auch, denn nachmittags wird das Auto gewaschen.
    Nun bin ich absolut kein Gartenfreund. Ich bin nie einer gewesen und werde auch nie einer sein. Vielleicht liegt es daran, daß ich ohne Garten aufgewachsen bin und erst Leidtragende eines solchen wurde, als unmittelbar nach dem Krieg die Rasenflächen hinter unseren Häusern in Schrebergärten verwandelt wurden. Sie dienten allerdings nur dem Anbau von Kohl und Kartoffeln, und ich wurde ständig zum Bewässern dieser Gewächse abkommandiert. Gartenschläuche gab es damals noch nicht wieder zu kaufen!
    Ich bin zwar die erste, die in Begeisterungsrufe ausbricht, wenn sie einen gepflegten und in allen Farben blühenden Garten sieht, aber ich bin auch die letzte, die solch eine Parkanlage haben möchte. Mir ist dieses Hobby einfach zu zeitraubend. Allerdings gebe ich zu, daß ein Garten ungemein praktisch ist. Man kann Wäsche darin aufhängen und die Schildkröte unterbringen, man kann dreckverkrustete Schuhe abstellen, das Schlauchboot trocknen, Würstchen grillen und den Eimer mit den Molchen in irgendeinem Winkel deponieren. Man kann Federball spielen, Maulwürfe züchten und einen privaten Kindergarten gründen, weil sich nämlich alle Kinder einfinden, die den eigenen Garten wegen des Zierrasens nicht betreten dürfen.
    Der Verwendungszweck eines Gartens ist regional verschieden. Gelegentliche Besuche in Norddeutschland ließen mich erkennen, daß man dort vorwiegend Blumen und Gras züchtet: etwas weiter südlich dominieren Obstbäume und Beerensträucher, im sparsamen Schwaben dagegen Gemüsebeete.
    Nun ist das mit einem ökonomisch genutzten Garten aber eine Sache für sich. Angenommen, man hat so einen Sparsamkeitsapostel, der einem genau vorrechnet, um wieviel billiger eine selbstgezogene Sellerieknolle gegenüber einer gekauften ist, dann erweist es sich als zweckmäßig, ihn auch auf die Unkosten hinzuweisen. Erfahrungsgemäß ist das zwar sinnlos, aber man hat zumindest sein möglichstes versucht und hinterher ein ruhiges Gewissen.
    Rolf hat sich nur ein einziges Mal mit Ackerbau abgegeben, und das muß ihn wohl für alle Zeit kuriert haben. Unsere Familie bestand damals nur aus vier Personen, von denen zwei noch ziemlich klein und überwiegend Vegetarier waren. Erntefrisches Gemüse ist besser, gesünder, schmackhafter und ich weiß nicht, welche sonstigen Eigenschaften

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