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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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kleinen Hunde, die einen beißen, indem sie bellen.
    »Zurück, Wastl! Zurück!«
    Wastl wollte nicht und kaute auf meinem Schnürsenkel herum. »Er ist noch ganz jung.« Belinda schnappte sich den Köter, in dem ich auch noch ein bißchen Dackel vermutete, und bat uns ins Haus. »Die Mutti kommt gleich, sie ist nur mal schnell zur Telefonzelle gegangen.«
    Wir wurden ins Wohnzimmer und dort in zwei grüne Sessel komplimentiert. Ein grünes Sofa gab es auch noch, aber darauf saß Wastl. Auf dem kleinen Couchtisch standen ein überquellender Aschenbecher, ein Paket Hundekuchen, ein Goldfischglas ohne Goldfisch, aber mit Wasser, und ein hölzerner Nußknacker.
    Beeindruckend war das Bücherregal. Jedenfalls nahm ich an, daß es so etwas ähnliches sein sollte. Die Beine bestanden aus fünf Stapeln roher Ziegelsteine, jeweils vier Stück übereinandergetürmt.
    Dann kam ein ungehobeltes Brett, darauf lagen wieder Ziegelsteine, die ein weiteres Brett trugen, und dieser Aufbau endete mit dem sechsten Brett erst knapp unter der Zimmerdecke. Die Idee war zumindest ganz originell, und gegen ein solches Möbel wäre auch nichts einzuwenden, wenn die Ziegelsteine verfugt und die Bretter wenigstens lackiert gewesen wären. So aber erinnerte mich das Ganze an ein Baugerüst, und ähnlich wacklig sah es auch aus. Deshalb standen wohl auch keine Bücher dort, sondern nur ein Senftöpfchen und ein Buddelschiff.
    Diana brachte drei Weingläser und stellte sie auf den Tisch. Den Hundekuchen nahm sie weg, das Goldfischglas blieb stehen. Rolf sah ostentativ auf seine Uhr.
    »Wenn deine Mutter schon nicht da ist, sollte wenigstens dein Vater zu Hause sein.«
    »Mutti hat ja auch geglaubt, daß Vati inzwischen kommt, aber bei dem weiß man das nie so genau.« Belinda legte eine Packung Salzstangen neben die Gläser.
    »Würdest du bitte den Aschenbecher ausleeren?«
    »Aber natürlich.« Belinda jonglierte das Reklameprodukt einer Brauerei zum Papierkorb, kippte alles hinein und stellte den Blechnapf wieder auf den Tisch.
    Endlich kam Frau Piekarski. Wenn man etwas über anderthalb Meter groß ist und etwas über anderthalb Zentner wiegt, sollte man keine quer gestreiften Pullover tragen und erst recht keine Hosen. Frau Piekarski trug beides.
    Sie entschuldigte sich wortreich, aber der Onkel vom Schwager (vielleicht auch umgekehrt, so genau weiß ich das nicht mehr) habe einen Schlaganfall erlitten, und man müsse ja mal nachfragen, ob er überhaupt noch lebe.
    »Wie ich sehe, haben Sie es sich schon gemütlich gemacht«, flötete Frau Piekarski befriedigt. »Diana, bring die Weinflasche. Und dann nimm den Wastl mit raus, der haart schon wieder so!«
    Diana brachte die Flasche. Es war ein italienischer Süßwein, den Rolf als Bonbonwasser bezeichnete und sonst niemals trinkt. Eine Gnadenfrist wurde ihm noch bewilligt.
    »Diana, der Korkenzieher fehlt.«
    »Der ist doch neulich abgebrochen, wie ich die Schublade aufmachen wollte!«
    »Ach so, stimmt ja. Na, dann hol schnell einen von Sanders'!« Automatisch trat ich Rolf ans Schienbein. Er klappte den Mund wieder zu.
    Frau Piekarski übte sich in Konversation. »Ich habe gehört, Sie sind Künstler«, wandte sie sich mit einem seelenvollen Augenaufschlag an Rolf. »Wie schön, endlich einmal wieder Umgang mit einem musischen Menschen pflegen zu können. Ich male übrigens auch. Belinda, bring doch mal mein Selbstporträt und das Blumen-Stilleben.«
    Belinda legte zwei goldgerahmte Bilder auf den Tisch. Das eine zeigte einen Margeritenstrauß, das andere ein blondgelocktes junges Mädchen mit Engelsgesicht.
    »Nun ja, das Porträt ist schon ein paar Jahre alt, und jünger wird man ja auch nicht, aber alle Leute bestätigen mir immer wieder, daß die Ähnlichkeit auch heute noch frappierend ist.«
    Man sollte diesen Leuten einen Blindenhund verschreiben! Zwischen dem gemalten Puppengesicht und dem lebenden Original gab es nichts, das auf eine Verbindung schließen ließ.
    »Wie beurteilen Sie als Fachmann mein bescheidenes Können?«
    Ich warf Rolf einen beschwörenden Blick zu, aber dessen Sinn für Humor hatte bereits Oberhand gewonnen.
    »Haben Sie schon einmal ausgestellt?«
    »Noch nicht, aber ich habe schon manchmal daran gedacht. Naive Malerei ist doch zur Zeit sehr gefragt.«
    »Als naiv würde ich Ihren Stil nicht geradezu bezeichnen, eher schon als autodidaktischen Dilettantismus mit interpräkativem Einschlag.«
    Frau Piekarski war beeindruckt.
    Diana war mit unserem Korkenzieher

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