Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
ein wichtiger Ritus. Solche Gewohnheiten bringen eine gewisse Ruhe in den Traueralltag, weil Sie eine Sprache sind, in welcher der Trauernde seine Gefühle und Gedanken darstellen kann. Sie macht Unaussprechliches sichtbar, also anschaulich. So wird das Unfassliche wenigstens begreifbar. Es lässt sich zunächst äußerlich etwas eingrenzen und zunehmend auch innerlich besser beherrschen.
Rituale als Fixpunkte im Lauf der Zeit
Mit dem Tod tritt eine Phase der äußeren Hektik und Betriebsamkeit ein, die zunächst für etwas Ablenkung sorgt. Sind aber alle Erledigungen rund um den Todesfall absolviert, die damit verbundenen bürokratischen Schritte, das Abschiednehmen, die Trauerfeier und die Beisetzung vorüber, werden Sie langsam zur Ruhe kommen. Erst in der nun eingetretenen Stille wird wirklich deutlich werden, wie sehr der Verstorbene im Alltag fehlt, welchen Verlust Sie tatsächlich erlitten haben.
Hier helfen Ihnen Rituale. Denn sie sind immer mit bestimmten Handlungen und Verhaltensweisen verbunden, die Sicherheit, Ruhe und nicht zuletzt Ablenkung schenken. Und sie sind etwas, das Sie trotz aller Lähmung gestalten und bewältigen können.
Anregung: der Tag der Erinnerung
Richten Sie selbst einen Tag der Erinnerung ein. Das kann der Todes-, Geburts- oder Namenstag Ihres Verstorbenen sein, Ihr Hochzeitstag oder auch ein offizieller Gedenktag wie der Ewigkeitssonntag oder Allerseelen.
Verbringen Sie diesen Tag in Ruhe und Stille.
Widmen Sie einen bestimmten Zeitraum dem Gedenken an den oder die Toten.
Denken Sie über die gemeinsam verbrachte Zeit nach und würdigen Sie das, womit der Verstorbene Ihr Leben bereichert hat.
Seien Sie dankbar dafür.
Nutzen Sie den Tag auch, um über Ihr eigenes Leben nachzudenken, weil auch Sie der Vergänglichkeit unterliegen.
Wo stehen Sie in Ihrem Leben?
Was möchten Sie noch tun?
Wären Sie bereit, wenn Sie heute sterben müssten?
Was würden Sie noch tun wollen, wenn Sie erführen, dass Sie nur noch sehr wenig Lebenszeit haben?
Was ist Ihnen wichtig?
Nehmen Sie sich Ruhe und Zeit, Ihren Gedanken nachzusinnen. Verändern Sie Ihr Leben, wenn Sie merken, dass Sie sich festgefahren haben in Ihren Ansichten und in Ihrer Lebensweise.
Intime Gedenkstätten
Zu den Ritualen gegen Schmerz und Trauer gehört zum Beispiel das Betrachten von Erinnerungsstücken. In der ersten Zeit der Trauer ist es besonders schmerzlich, Fotos, Kleidung und persönliche Gegenstände des Verstorbenen zu sehen. Aber auf die Dauer gibt es ein Gefühl vertrauter Nähe, sie liebevoll aufzubewahren und ab und an in die Hand zu nehmen. Denn auf diese Weise bleibt Ihnen der Tote in einer gewissen Form präsent. Mit dem Toten verbundene Gegenstände können Sie trösten und Ihnen helfen, ihn allmählich loszulassen.
Widmen Sie den wichtigsten Stücken einen besonderen Ehrenplatz in Ihrem Zuhause. Wie zentral dieser Platz ist, entscheiden Sie. Vielleicht sollte er für jeden sichtbar sein, vielleicht auch nur für Sie allein. Probieren Sie aus, was Ihnen guttut.
Geliebte Gewohnheiten
Ein anderes Ritual ist es, bestimmte praktische Abläufe genau so weiterzuführen, als wäre der Verstorbene noch dabei. Das heißt, wenn Sie zum Beispiel sonntags nach dem Essen immer gemeinsam spazieren gegangen sind, führen Sie diese Spaziergänge fort. Unterwegs können Sie Ihre Gedanken wieder ganz auf den anderen richten und Zwiesprache mit ihm halten. Führen Sie Dinge, die Sie oft und gern gemeinsam gemacht haben, im Gedenken an den Verstorbenen weiter.
Auch auf diese Weise entsteht eine besondere Nähe zu Ihrem Verstorbenen, die zunächst nicht ohne tiefen Schmerz zu haben ist. Aber nach und nach werden Sie sich besser von ihm lösen können, ihn freigeben in die Welt, in der er sich jetzt befindet, und zurückkehren in Ihr eigenes Leben. Gute gemeinsame Gewohnheiten weiterzuführen schafft eine vertraute Atmosphäre und wirkt wie ein Denkmal. So behält der Tote einen Platz in Ihrem Leben.
Rituale als Rückzugsort
Durchbrechen Sie Stressphasen, indem Sie innehalten und aus der Situation herausgehen. Auf welche Weise Sie das tun, richtet sich nach Ihren persönlichen Vorlieben. Suchen Sie sich neue persönliche Rituale als Asyl und intime Oasen. Nutzen Sie dabei auch die vielfältigen Möglichkeiten von Musik, Literatur, bildender Kunst, Naturbetrachtung oder Sport (siehe ab > ). Manchmal genügt es schon, eine Tasse Tee oder Kaffee zu bereiten und sich damit einfach hinzusetzen und auszuruhen. Eine Kerze, ein
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