Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
Vom Netzwerk:
interessiert schon deine Sendung?“ fragte sie Charlie bissig. Der sah so verblüfft aus, dass sie sich bestätigt fühlte. „Für dich ist das alles doch nur ein Spiel!“
    Sie stürmte den Flur entlang. Hinter sich hörte sie seine schnellen Schritte. „Fühlst du dich wohl?“ rief er ihr nach. „So viel Kratzbürstigkeit sieht dir überhaupt nicht ähnlich.“
    „Danke, Sigmund. Fertig mit der Psychoanalyse? Ihr macht mich krank! Du und Mark, ihr alle beide.“ Ihre Bürotür flog auf.
    „Erwähn mich nicht im selben Satz wie diese Null!“
    „Alles, woran Mr. Superstar denkt, sind meine nützlichen Radiotalente.“ Allie knallte ihre Kaffeetasse auf den Schreibtisch. Kaffee spritzte in alle Richtungen. „Und alles, was dich interessiert, sind meine fragwürdigen Betttalente. Zur Hölle mit euch beiden! Wer braucht euch schon?“ Sie setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Eigentlich müsste sie begeistert über Charlies begrenztes Interesse sein. Genau das wollte sie schließlich. Eine unkomplizierte Affäre ohne viel Tiefgang. Nur, dass ihr das nicht mehr reichte. Aber mehr würde sie nicht bekommen, weil Charlie nicht mehr wollte. Er reiste im November ab.
    Da war er, der Gedanke, den sie die ganze Woche verdrängt hatte. Der erste November war ihr Stichtag. Sie kannte Charlies Eigensinn. Sofern nicht etwas Gravierendes geschah, saß sie am ersten November mit einem leeren Studio und einem leeren Bett da. Aber was verband sie denn eigentlich? Im Grunde genommen basierte alles nur auf Sex – mochte dieser auch noch so großartig sein.
    Einer tickenden Bombe hätte Charlie sich nicht vorsichtiger genähert. „Ich weiß zwar nicht, was plötzlich in dich gefahren ist, McGuffey, aber uns verbindet mehr als Sex. Wir sind Freunde.“
    „Ich habe Freunde“, gab Allie ungnädig zurück. „Joe, Harry, Karen und eine Menge andere. Die fallen übrigens nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit über meinen Körper her.“
    „Sorry. Das werde ich sofort unterbinden.“
    „Nein, wirst du nicht. Denn so kommunizierst du. Männer! In Wirklichkeit seid ihr das schwächere Geschlecht. Wärst du eine Frau, besäßest du den Mumm, mit mir zu reden, aber da du ein Kerl bist, willst du bloß Sex.“
    „Dann sag Nein! Meinen diesbezüglichen Vorschlägen stehst du nämlich immer irritierend begeistert gegenüber.“
    „Sex ist nicht alles.“
    „Was willst du denn noch?“
    „Gelegentlich möchte ich auch mal zwei intelligente Worte wechseln.“ Du liebe Güte, sie klang wie eine Mimose!
    „Gut.“ Charlie reichte ihr einen Stapel CDs. „Wir reden heute Nacht in der Sendung. Konversation als Karriereschub. Du wirst es lieben.“
    Sprachlos starrte Allie das Monster an, das sie geschaffen hatte. Sie wollte an ihrer Beziehung arbeiten, er wollte an ihrer Karriere arbeiten. Genau das fehlte ihr noch in ihrer trübsinnigen Existenz: Ironie.
    „Hier sind wir wieder, Freunde, und alle Telefone funktionieren. Für die von euch, die sich heute früh die Augen gerieben haben: Der Typ mit der nackten Blondine am Hals auf der Titelseite der
Tribune
bin nicht ich, sondern das ist mein Mitbewohner, Joe. Seine sichtliche Überraschung rührt daher, dass er eigentlich Männer bevorzugt. Ja, Leute, irgendwer hier im guten alten Tuttle will mir an den Karren fahren. Mich stört es wenig, aber Joe wüsste es zu schätzen, wenn sein Privatleben künftig tabu bliebe. Aufgedonnerte Nutten auf seiner Türschwelle ruinieren seinen Ruf.“
    „Das wird ihm gefallen“, sagte Allie leise, während sie Sam streichelte, sorgfältig darauf bedacht, nicht ins Mikro zu sprechen.
    „Und nun, auf allgemeinen Wunsch, ist heute wieder meine Produzentin zu Gast, die Irrationalität in Person, Alice McGuffey.“
    „Hey“, beschwerte sich Allie prompt und stieß fast Sam von ihrem Schoß. „Versuchen wir dieses Intro bitte noch einmal!“
    „Wer hat denn heute Nachmittag lautstark verkündet, Männer seien das schwächere Geschlecht?“
    „Das ist nicht irrational. Das ist die traurige Wahrheit!“
    „Ich schlage dich jederzeit beim Armdrücken, Honey.“
    Dieses überhebliche Grinsen konnte sich Mr. Macho getrost schenken! „Das Leben dreht sich nicht nur ums Armdrücken, Conan. Obwohl das eure Konzentration auch enorm beansprucht. Kraftmeierei!“ Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. „Eure gesamte Existenz ist ein einziger Egotrip. Wirklich wichtige Dinge ignoriert ihr Männer schlichtweg – wie beispielsweise den Aufbau

Weitere Kostenlose Bücher