Jede Nacht mit Charlie
DJ in letzter Zeit irgendwen verärgert?“
„So gut wie jeden.“ Charlie erschien im Türrahmen. „Die Geschichte wird mir nicht gefallen, stimmt’s?“
Joe schüttelte den Kopf. „David und ich verbrachten einen ruhigen Abend zu Hause, als es plötzlich klingelte. Vor mir stand diese vollbusige Blondine, kreischte ‚Charlie!‘ und fiel mir um den Hals.“
Es gab Schlimmeres, als von einer Blondine umarmt zu werden. Zumindest hatte niemand versucht, Joe niederzumetzeln. „Passiert mir ständig.“ Charlie grinste.
„Dann ließ sie ihren Mantel fallen. Sie war nackt.“
Charlies Grinsen verblasste. „Das passiert nicht ganz so häufig.“
„Sie packte mich, drückte mein Gesicht an ihren wogenden Busen, und im Hintergrund leuchtete ein Blitzlicht auf“, verkündete Joe angewidert.
„Das passiert mir nie.“ Charlie überlegte. „Was zur Hölle sollte das?“ Allie stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn mit kaum verhülltem Argwohn. „Was ist?“
„Verschweigst du mir irgendwas?“
„Irgendwas Blondes? Nein.“ Typisch Frau! Die Ereignisse überstürzten sich, und sie fand Zeit für eine Eifersuchtsszene! „Komm schon, Al, ich habe jeden wachen Augenblick mit dir verbracht. Jeden schlafenden übrigens auch. Wann sollte ich mir Blondinen anlachen?“
„Irgendwas geht hier vor! Und es gefällt mir nicht!“ Hoheitsvoll rauschte sie aus dem Zimmer. Krachend fiel die Schlafzimmertür hinter ihr ins Schloss.
Ihre beiden Mitbewohner blieben fassungslos zurück. „Ist das meine Schuld?“
„Falls ja, unterbinde es! Du ruinierst mein Liebesleben!“
Das Foto von Joe und der Blondine erschien montags auf der Titelseite der
Tribune
mit der Untertitelung
DJ bestellt Callgirl!
„Ich sehe einfach grauenhaft aus!“ beschwerte sich Joe, als er in Allies Zeitung blickte. „Fast so schlimm wie Charlie.“
„Sehr komisch.“ Charlie nahm Allie die Zeitung ab und überflog die Schlagzeile. „Unglaublich. Die provozieren praktisch eine Verleumdungsklage. Irgendwer mit Einfluss muss das lanciert haben.“
„Der Bürgermeister besitzt Anteile der Zeitung, und dann wären da noch Roger Preston und Konsorten.“ Joe entwand ihm das Blatt. „Gut, dass ich David vorgewarnt habe. Es wirkt verteufelt verfänglich.“
„Tatsächlich“, ließ sich Allie vernehmen, „könnte dieser neue Zwischenfall die Einschaltquoten sprunghaft emporschnellen lassen. Ganz sicher beschert er uns einige zusätzliche Anrufer.“
„Ja, eingeschworene Moralisten beschimpfen mich als Brut Satans! Ich kann es kaum erwarten!“
Allie unterdrückte ein Lachen. Es wäre jedenfalls großartiges TalkRadio.
„Vergiss die Moralapostel. Was ist mit Bill?“ Im selben Moment läutete das Telefon. Joe stand auf und ging an den Apparat. „Wenn man vom Teufel spricht . Wollt ihr ihm euer Herz ausschütten?“
„Nein.“ Allie brachte ihren Frühstücksteller zur Spüle. „Wir sind bereits schlecht angeschrieben wegen des ‚2 Live Crew‘-Fiaskos. Sag ihm, wir besuchen ihn heute Nachmittag.“ Im Vorbeigehen drückte sie Charlies Schulter. „Ist schon in Ordnung. Wenn Bill das Foto gesehen hat, weiß er, dass es eine abgekartete Sache sein muss. Nur keine Panik.“
Später am Nachmittag war Allie sich da nicht mehr ganz so sicher.
Bill wippte in seinem Sessel und hielt seinen Zorn nur mühsam im Zaum. „Ich wüsste gerne, welcher Teufel euch beide geritten hat“, begann er mit trügerisch sanfter Stimme. „Seid ihr dumm oder verrückt oder nur darauf aus, mich früh ins Grab zu bringen? Ganz besonders froh bin ich darüber, dass ich Sie eingestellt habe, Tenniel, Sie elender Stümper.“
Bei diesem verbalen Tiefschlag ging Allie auf die Barrikaden. „Jetzt machen Sie halblang, Bill. Die Übertragung am Freitag war mein Fehler. Ich kenne das ungeschriebene Gesetz: Nur Sende-_reifes darf über den Äther.“
Charlie seufzte. „Nein, Allie. Ich saß schließlich auf dem Mikrofonregler und habe ihn versehentlich hochgeschoben.“
Warnend schüttelte Allie den Kopf. Ihr Job war sicher. Seiner stand auf der Abschussliste. „Ich bin die verantwortliche Sendeleiterin. Ich hätte es überprüfen müssen. Es war meine Schuld.“
„Nein, war es nicht .“
„Wenn ihr beide fertig seid“, mischte sich Bill mit beißendem Sarkasmus in die hitzige Debatte ein, „würde ich auch gerne ein paar Worte einflechten.“
Beide verstummten.
„Die Resonanz auf das Freitagsdebakel war erstaunlich.“ Er schob seinen
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