Jede Nacht mit Charlie
Sessel zurück und wanderte hinter dem ausladenden Schreibtisch auf und ab. „Das ganze Wochenende hielt der Trubel an. Wesentlich mehr Anrufe, als wir je zuvor verbuchen konnten. Und jetzt diese Schlagzeile!“ Blitzartig wirbelte er herum und schlug die Handflächen auf den Tisch. „Die Presse möchte euch interviewen.“
„Was die Nutte angeht .“
„Irgendwer da draußen hat Sie auf dem Kieker, mein Junge, aber es ist schwer zu sagen, wer, da Sie so vielen Leuten auf die Zehen getreten haben. Sie mussten ja Wellen machen, nicht wahr?“
„Ich denke nicht, dass das ausdrücklich in meiner Absicht lag …“
Rücksichtslos schnitt Bill ihm das Wort ab. „Sie denken überhaupt nicht, Tenniel. Deshalb stecken wir knietief in diesem Schlamassel. Sehen Sie sich doch bloß an am Freitag! Verherrlichen die Vergewaltigung von Frauen! Machen sich lustig über Barry Manilow!“
Charlie riskierte einen Blick auf seine verdächtig stille Sitznachbarin. Auf einer Seite mit Bill? Nie! Dieser Punkt ging eindeutig an ihn!
„Und Sie!“ Jetzt war Allie an der Reihe. „Sie und Ihre verdammten Emanzipationsbestrebungen! Wie oft habe ich Ihnen gesagt, Sie sollten diesen feministischen Schwachsinn von den Ätherwellen fern halten!“
„Oh, zur Hölle, Bill! Feuern Sie uns, dann haben wir es endlich hinter uns.“
Allies Herz sank.
„Das hättet ihr wohl gerne.“ Krachend landete seine Faust auf dem Schreibtisch. „Ich brauche euch. Ihr fangt an, Geld zu machen. Albert hat die Anzeigenpreise für eure Sendung erhöht, trotzdem ist alles ausverkauft.“
„Sie könnten mich feuern“, bot Allie an, nicht allzu besorgt, dass er ihrer Empfehlung folgte. „Niemand weiß von meiner Existenz.“
„Schön wär’s.“ Könnten Blicke töten, hätte Allie auf der Stelle das Zeitliche gesegnet. „Sie sind jetzt berühmt! Sie werden Ihren Auftritt heute Nacht wiederholen!“
„Nein!“ riefen Allie und Charlie wie aus einem Mund.
„Und zwar diesmal nicht als Sparringspartner! Für den Rest der Woche will ich nur seichtes Geplänkel hören, ist das klar? Wenn alle restlos gelangweilt sind, werden Sie, Charlie, wieder Solo-DJ sein, und Sie, Allie, verziehen sich hinters Regiepult, verstanden? Suchen Sie sich ein langweiliges Thema, über das Sie beide einer Meinung sind. Irgendwas muss es da doch geben.“
Sex!
Ansonsten verband sie wenig. Eine ernüchternde Erkenntnis.
Allies deprimierende Gedankengänge erreichten einen neuen Tiefpunkt im Anschluss an Bills Donnerwetter, als Mark ihr in den Pausenraum folgte, wo sie sich zur Stärkung einen Kaffee holen wollte.
„Allie-Schatz!“
Allie war auf der Hut. Mark King versprühte seinen Charme nur an nützliche Leute. „Was willst du?“
„Du fehlst mir.“
„Wieso? Hat Lisa dich sitzen lassen?“ Geschähe ihm recht! Allie kehrte ihm den Rücken zu und bediente sich an der Kaffeemaschine.
„Es ist einfach nicht mehr wie früher. Lisa ist nicht du.“
„Nein, sie ist zehn Jahre jünger und zwanzig Pfund leichter.“ Worauf er schon nach zwei Monaten gekommen war! Ganz erstaunlich! Die Kaffeetasse in der Hand, wirbelte sie herum. „Samstag auf dem Campus habe ich sie kurz gesprochen. Sie ist völlig mit den Nerven fertig, Mark. Überfordere sie nicht. Sie lernt den Job doch noch. Genau wie Charlie.“ Kein guter Vergleich. Im Gegensatz zu Marks Betthäschen schlug ihr neuer Schützling sich nämlich hervorragend.
Mark versperrte ihr den Fluchtweg nach draußen. „Vergiss Charlie. Lass uns zusammen essen gehen. Überhaupt sollten wir mehr voneinander sehen. Viel mehr, wenn du verstehst, was ich meine. Wir waren gut zusammen, Allie.“
„Machst du Witze? Wir waren lausig zusammen! Was soll diese miese Anmache? Du verschwindest besser, ehe ich handgreiflich werde!“
Mark ließ sie los, als hätte er sich verbrannt.
Allie riss die Tür auf und stand Charlie gegenüber.
„Wenn ihr euer trautes Tete-a-tete beendet habt, müssen wir über unseren gemeinsamen Auftritt reden.“
Ach nein! Jetzt wollte Mr. Anti-Star urplötzlich seinen Kollisionskurs mit dem Erfolg beenden? Auf einmal überkam Allie eine unbezähmbare Wut auf das männliche Geschlecht im Einzelnen und die beiden vor ihr stehenden Vertreter im Besonderen. Mark hatte sie fallen lassen, und Charlie verließ sie im November, aber in der Zwischenzeit erhoben beide Anspruch auf einen Teil von ihr. Sie wusste auch genau, auf welche Teile.
Sollte die beiden doch der Teufel holen!
„Wen
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