Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
gemeldet. Was macht Ihr Knöchel?”
“Barney, wo ist der Shell Canyon?”, fragte sie ohne Umschweife.
“Sagten Sie Shell Canyon?
“Ja. Wo ist der?”
“Etwa sieben Meilen südöstlich von dem alten Bergwerk, und das liegt …”
“Ich weiß, wo.” Mit der freien Hand packte Carly Obst, Brot und Käse ein.
“Soll ich jetzt das Frühstück bringen? Was halten Sie von Pfannkuchen mit Blaubeeren?”
Carly machte sich klar, dass Barney annahm, sie läge noch im Bett und müsste bedient werden. “Danke, Barney, aber ich bin schon beim Essen. Ich bin unten in der Küche.”
“Geht es Ihnen wieder so gut? Meine Güte, wer hätte das gestern gedacht!”
“Ja, wer hätte das gestern gedacht?”, meinte Carly sarkastisch. So, wie sie sich in der Nacht in Jakes Bett aufgeführt hatte, sollte man nicht meinen, dass sie verletzt war. Und was mochte Jake von dem schockierenden Vorfall heute denken? Wenn er annahm, sie habe sich bloß schlafend gestellt, und wenn er sich jetzt darüber amüsierte, würde er etwas zu hören bekommen!
Aber jetzt war nicht der Moment, sich bei Jakes Vermutungen aufzuhalten. Sie brauchte ein Pferd und musste so schnell wie möglich zum Shell Canyon.
“Barney, nur damit Sie sich keine Sorgen machen – ich reite zum Shell Canyon. Sind die sieben Meilen südöstlich vom alten Bergwerk Luftlinie? Gibt es markante Punkte, an denen ich mich orientieren kann? Und noch etwas: Könnte mir jemand helfen, ein Pferd zu satteln?”
“Allmächtiger! Haben Sie sich das gut überlegt, Ma’am? Ein starkes Gewitter ist im Anzug, Sie sollten im Haus bleiben. “
“Ich reite, Barney, Gewitter hin oder her. Ist jemand da, der mir helfen kann?”
“Ja, ich”, gab er widerstrebend zu. “Soll ich den grauen Wallach satteln?”
“Danke, Barney. Lassen Sie ihn auf der großen Koppel, ich komme gleich hin. Und was ist mit der Wegstrecke? Geben Sie mir einen Tipp, Barney.”
“Carly, das ist einfach unvernünftig.” Eine Pause entstand, dann seufzte er. “Okay, sie wollen es nicht anders. Der Weg führt ziemlich direkt hin. Haben Sie einen Kompass?”
“Nein. Können Sie mir einen borgen?” Es war das erste Mal, dass Barney sie beim Vornamen genannt hatte, und seine Fürsorge rührte sie. “Ich weiß, Sie halten mich für tollkühn, aber ich muss es tun, Barney”, sagte sie sanft. “Wenn Sie einen Kompass haben, lassen Sie ihn bei dem Pferd, ja? Und vielen Dank, Barney. Over.”
Eine Viertelstunde später brach Carly mit ihrem Rucksack, dem Funkgerät und in eine warme Windjacke gehüllt auf. Sie hatte die Koppel fast erreicht, als das Telefon im Haus läutete, doch das hörte sie nicht mehr. Nach dem vierten Klingeln schaltete sich das Band ein, und Jakes Stimme sagte: “Wild-Horse-Ranch. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht, ich rufe sobald wie möglich zurück.”
Stuart Paxton sagte: “Hallo, Jake. Und Carly, wie geht es dir, Honey? Ich komme morgen auf die Ranch. Wenn alles klappt, treffe ich gegen Mittag ein. Ich freue mich auf euch beide. Bis dann, macht’s gut.”
Carly lächelte, als sie den Kompass entdeckte, der am Sattelknauf hing. Der gute Barney, dachte sie, und befestigte ihren Rucksack und die Feldflasche. Vorsichtig schob sie den Fuß in den Steigbügel. Ihr Durchhaltevermögen wurde auf eine erste Probe gestellt, als ein scharfer Schmerz ihr Bein hinaufschoss. Doch sie konnte nur von dieser Seite aufsitzen, und so biss sie die Zähne zusammen.
Endlich oben, trieb sie das Tier mit den Schenkeln an, schnalzte mit der Zunge und zog los.
Der Himmel wurde immer düsterer. Jake war auf einen Felsvorsprung geklettert, um das Tal überblicken zu können. Der Wind zerrte an seiner Kleidung, seinem Haar. Den Hut hatte er bei seinem Pferd lassen müssen, so stark war der Sturm bereits. Als er den Canyon mit dem Fernglas absuchte, entdeckte er den Hengst und die Stuten am Ausgang der Schlucht. Sie wirkten ruhig, drängten sich aneinander und wandten dem Wind die Rückseiten zu. Jake musterte den Hengst genauer.
“Du bist ein hübscher Kerl, das steht fest”, sagte er leise und spähte nach der Verletzung. “Komm, Junge, dreh dich um, und zeig mir deine andere Seite.” Nach einer Weile konnte er die Wunde sehen. Es war eine reine Fleischwunde, hässlich anzuschauen, aber nicht lebensgefährlich, falls sie sich nicht infizierte. Der Tierarzt würde die Wunde reinigen, Antibiotika verabreichen, und der Hengst wäre wieder putzmunter. Die Aussicht erleichterte Jake
Weitere Kostenlose Bücher