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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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schreiben wollen, dann machen Sie die Erfahrung gefälligst selbst. Ich will mal wissen, wie es Ihnen geht, wenn Ihnen jemand das Haus und die gesamten Ersparnisse wegnimmt. Ich will mal wissen, was Sie dann über irgendein Arschloch denken, das romantische Geschichten schreibt.« Sein Mund war nur wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt. Ein saurer Gestank begleitete jedes Wort und mir wurde schlecht. Ich hätte ihn am liebsten zusammengeschlagen.Ich hätte am liebsten geschrien. Ich hätte mich am liebsten in Luft aufgelöst.
    »Das ist doch alles Mist«, sagte er und ließ plötzlich meinen Arm los. »Du verstehst einen Dreck vom Heiraten.«

Nachts, wenn alles schläft
    I ch war ein Betrüger. Brody hatte das sofort erkannt.
    Die Kassiererin im »Westside Market« erkannte das wahrscheinlich auch sofort, als ich mir dort kurz vor Mitternacht noch ein Grillhähnchen kaufte. Ich betrachtete mein Spiegelbild in einem Schaufenster. Unter meinem Wollmantel konnte man meine schmale schwarze Krawatte und mein gebügeltes weißes Hemd erkennen, während ich den Inhalt meines Einkaufskorbs auf das Band legte: das Hähnchen, Milch, Eier, Frosties und ein Glas Tomatensoße. Ein Reporter aus dem Ressort »New Yorker Lifestyle«, der es an einem Samstagabend mal so richtig krachen lässt.
    In den freundlichen Augen der jungen hispanischen Kassiererin sah ich deutlich das Mitleid, während sie meinen ärmlichen Einkauf über den Scanner zog. Auf sie wartete nach ihrer Schicht bestimmt noch ein heißes Date. Sie gab mir mein Wechselgeld und lächelte mir dabei aufmunternd zu, als wollte sie sagen: »Du siehst doch gar nicht so schlecht aus. Für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu mager, aber irgendwo da draußen gibt es bestimmt eine Frau, die mal mit dir ausgehen würde.«
    Ich trabte nach Hause. Ich brauchte jetzt moralische Unterstützung. Ich wählte Hopes Nummer, bevor ich darüber nachdenken konnte, ob es nicht schon zu spät war.
    »Ich habe gerade ein Date!« Sie klang außer Atem.
    Vermutlich wäre sie wenig begeistert, wenn ich sie jetzt fragen würde, wie sie das denn geschafft hatte.
    »Match.com«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Da solltest du dir auch mal ein Profil anlegen!«
    Ich hatte ganz vergessen, dass Hope ja überzeugte Internet-Dating-Lobbyistin geworden war, seitdem sie innerhalb von zwei Wochen drei Verabredungen zum Kaffee gehabt hatte. Ich unterließ es, sie daran zu erinnern, dass sie bei ihrem ersten Match.com-Einsatz zwar zwölf Treffen zum Kaffee gehabt hatte, daraus aber kein einziges zweites Date entstanden war.
    »Hast du diesmal den Kaffee übersprungen?«, fragte ich. Ich klang nur halb so griesgrämig, wie ich mich fühlte.
    »Ich habe mit so einem Typen gechattet, und dann hat er mich auf einen Drink in die ›Lansky Lounge‹ eingeladen.«
    »Das ist doch kein Date, der will nur einen Quickie. Das macht der bestimmt öfter.«
    »Er ist Kinderarzt. Und besser als zu Hause rumzuhängen ist das hier allemal.« Ein mit Schnee gepudertes Pärchen ging eng umschlungen an mir vorbei. »Er meinte: ›Es wäre eine Verschwendung, einen Schneesturm nicht zu nutzen.‹ Ist das nicht süß?«
    »Total«, antwortete ich mürrisch. »Und wieso telefonieren wir dann jetzt?«
    »Ich habe ihn noch nicht gefunden. Ich laufe hier schon seit einer Viertelstunde herum. Ist ziemlich düster.«
    »Die Aussicht?«
    »Nein, der Laden!«
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so über sie lustig machte. Wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass der Typ Hope tatsächlich versetzt hatte, würde ich mich noch schlechter fühlen. Ein kalter Windstoß wehte mirins Gesicht, während ich die Treppe zu meiner Haustür hinaufstieg.
    »Vielleicht wartet er draußen auf mich.« Hope klang unglücklich.
    »Ja, vielleicht«, sagte ich, hatte da aber so meine Zweifel. Sie hatte etwas Besseres verdient. Ganz im Ernst. Ich könnte meine Notizen von der Hochzeit auch noch morgen überarbeiten und stattdessen schnell ein Taxi rufen. Dann wäre ich in zehn Minuten in der »Lansky Lounge«.
    »Oder«, Hopes Stimme wurde plötzlich ganz schrill, »vielleicht sitzt er auch dort drüben an einem Tisch am Kamin und hat zwei Weingläser und eine offene Flasche Cabernet vor sich. Oh mein Gott, er steht auf. Er sieht sogar noch besser aus als auf dem Foto. Und größer!« Sie sprudelte über vor Begeisterung. »Ich muss Schluss machen.«
    Ich setzte mich noch im Anzug sofort an meinen Computer.

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