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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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ein einziges Mal passiert, und ich wollte auch nur eine Murmel aufheben, die mir weggerollt war.) Ich hatte es wohl versaut. Dann kam noch eine Nachricht von ihr:
    »:-)«
    Showtime! »Hast du nichts Besseres zu tun, als mitten in der Nacht Wildfremden Nachrichten zu schicken?«, schrieb ich zurück.
    »Einer muss ja den zahllosen einsamen Männern vor ihren Bildschirmen eine kleine Freude machen«, schrieb sie, schon etwas gewagter.
    »Dazu sind doch die Fotos da.« Ich überlegte, wie viel Schaden man lediglich mit Maus und Tastatur bewaffnet anrichten konnte. Schweigen. Ich schrieb: »Bin nicht so gut darin, spontan witzig zu sein.«
    »Hast du Hunger?«, kam ihre Nachricht. Und direkt danach: »Nicht, was du denkst. Ich kenne da nur einen tollen Kebabladen, der die ganze Nacht aufhat.«
    Mein Handy klingelte, und ich zuckte zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich Angst, dass sie dran sein könnte, bevor mir aufging, dass das gar nicht möglich war.
    »Gavin!« Es war meine Großmutter. Wenn sie nicht schlafen konnte, rief sie manchmal spät nachts noch an, weil sie vergaß, dass sie und ich – im Gegensatz zu Gary – in derselben Zeitzone wohnten. »Ein Glück, dass du noch wach bist.«
    »Und, wie sieht’s nun aus mit Fleisch vom Spieß?«, fragte ComeFlyWithMe, als ob es noch irgendwelcher Überredungskünste bedurft hätte.
    »Fleisch finde ich super«, schrieb ich zurück und klemmte mir den Hörer zwischen Ohr und Schulter.
    »Ach, tatsächlich?«, kam zurück.
    »Bernie hatte so was Ähnliches wie einen Schlaganfall.« Meine Großmutter klang panisch. »Ich glaube, die Bezeichnung fängt mit einem P an, ich kann mich aber nicht mehr erinnern.« Sie war vollkommen aufgelöst.
    »Das ist nicht schlimm, Grandma.«
    »Doch, es ist schlimm, er hatte einen Schlaganfall!«
    »Ich meine, es ist nicht schlimm, dass dir der Name nicht einfällt.« Ich spähte zum Bildschirm hinüber. »Ach, tatsächlich?« blinkte erneut auf.
    »Ostrovsky, glaube ich«, sagte meine Großmutter.
    »So heißt der Schlaganfall?«, fragte ich.
    »Nein, so heißt der Arzt. Ein ziemlich junger Typ, und er redet sehr schnell. Er meinte, Bernie muss sofort operiert werden.«
    In meinem Kopf vermischten sich Bilder von Fleischspießen mit chirurgischen Instrumenten. Im Multitasking war ich wirklich nicht gut.
    »Sorry, ich muss leider los«, tippte ich schweren Herzens in das Chat-Fenster. » Fleisch-t können wir ja ein anderes Mal zusammen essen gehen.« Ich fand das unglaublich lustig, hätte den Witz aber wohl lieber für mich behalten sollen, denn ComeFlyWithMe antwortete nicht mehr darauf.
    »Gavin, ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll.« Meine Großmutter war den Tränen nahe.
    »Ich rufe gleich mal den Arzt an«, sagte ich und googelte parallel dazu das Krankenhaus. Dem Appetit auf Kebab tat das leider keinen Abbruch.
    »Die Krankenschwester hat mir so ein Formular gegeben, das ich unterschreiben soll, aber ich habe meine Brille nicht dabei.«
    »Es wird alles wieder gut«, sagte ich sanft. »Ich rufe jetzt den Arzt an.«
    »Sag ihm, dass ich meine Brille nicht dabeihabe.«
    Ich musste daran zurückdenken, wie ich als Fünfjähriger auf ihrem Schoß gesessen und mir die Augen aus dem Kopf geweint hatte. Ich hatte gerade auf meinem Dreirad einen traumatischen Zusammenstoß mit einer Palme erlebt, die partout nicht hatte ausweichen wollen. Meine Großmutter hatte gesagt, dass es okay war zu weinen, dass ich den ganzen Schmerz wegweinen sollte, und sie hatte mich festgehalten und mich gestreichelt, und ich hatte mein Gesicht in ihrem Pullover vergraben.
    »Es wird alles wieder gut, Grandma«, sagte ich. »Alles wird wieder gut.«

Turbulenzen
    A ufgrund starker Regenfälle hatte das Flugzeug nach Ford Lauderdale erst nicht starten können. Während es nun in stürmischer Höhe hin und her schaukelte, krallte ich meine Finger in die Armlehnen und stellte mir vor, dass meine Eltern jetzt am Flughafen standen und auf mich warteten.
    Das letzte Mal hatten sie das getan, als ich noch ein Kind war. Während aber das Flugzeug ruckelte und hüpfte, mutierte ich auf einmal wieder zu einem neunjährigen Jungen und rannte ihnen auf dem Flugsteig entgegen. Mein Vater warf mich hoch in die Luft. Seine Jacke roch nach Zigaretten, obwohl er gar nicht rauchte.
    »War’s schön bei Grandma?«, fragte er.
    »Hm«, antwortete ich. »Sie hat gesagt, wenn Gary das nächste Mal über Thanksgiving Fußball-Playoffs hat, darf ich

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