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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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mir nicht das Adrenalin durch die Adern jagen und für jede einzelne Zelle den Notstand ausrufen.
    Ich folgte Tucker die paar Meter zu seinem Büro und musste mich dabei sehr zusammenreißen, nicht einfach in die entgegengesetzte Richtung davonzulaufen.
    Seine Sekretärin sah auf, als wir an ihr vorbeigingen. In ihren Augen stand Mitleid. Vielleicht auch Angst.
    Tucker machte es sich bequem und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setz dich.«
    Gab es zwei unheilvollere Wörter?
    »Ich hatte heute Morgen einen interessanten Anruf«, sagte er. … der deine Entlassung bedeutet , schien dabei mitzuschwingen. »Von einer Genevieve Bigelow. Der Name sagt dir etwas, nehme ich an.«
    Mein Leben war vorbei. »Ja«, murmelte ich und rief mir in Erinnerung, dass selbst Verbrecher das Recht haben zu schweigen.
    »Sie behauptet, du hättest versucht, die Verlobte ihres Sohnes davon abzubringen, ihn zu heiraten«, fuhr Tucker fort. »Ist das jetzt deine neue Masche, Bräute von der Hochzeit abhalten?«
    »Ich habe niemanden von irgendwas abgehalten«, sagte ich matt, »ich habe lediglich eine Frage beantwortet.«
    »Ist es nicht eher dein Job, Fragen zu stellen ?« Er wollte mich nur provozieren. Ich war ein zum Tode Verurteilter, ein Dead Reporter Walking. Obwohl ich im Moment natürlich noch saß. »Hast du ihr gedroht?«, fragte Tucker.
    »Nein!«
    »Hast du ihr Geld dafür angeboten, dass sie die Hochzeit absagt?«
    »Nein!«
    »Und wieso behauptet Ms Bigelow das dann?«
    Ich ertappte mich bei der Überlegung, dass der Tod durch Köpfen doch eigentlich auch so seine Vorteile hatte. Kurz und schmerzlos – alles besser als das hier.
    »Die Braut hat den Artikel auf Gawker über unseren Blog gelesen«, versuchte ich zu erklären. »Das hat vielleicht hinsichtlich meiner Absichten für einen falschen Eindruck gesorgt.«
    Tuckers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Nein, das scheint kein Problem gewesen zu sein, denn wir sollen nach wie vor einen Artikel über die Hochzeit schreiben. Sie wollen nur nicht, dass du der Autor bist.« Er schnipste nervös mit seinen Fingernägeln, was er nur tat, wenn er kurz davor war, zu explodieren.
    »Ich soll einen anderen Journalisten hinschicken«, sagte er und ging damit zu dem Teil des Gesprächs über, in dem er mich entlassen würde. Ich war kurz davor, mich ihm zu Füßen zu werfen und ihn anzuflehen, mich nicht zu feuern. Bei ›The Paper‹ zu arbeiten war nicht nur mein Job, es war meine Identität. Ich war der Typ, der über Hochzeiten schrieb, und ich war gut darin. Es war das Einzige in meinem Leben, auf das ich wirklich stolz war. Und das hatte ich mir nun versaut.
    »Die Sache ist nur die – ich lasse mir nicht gern vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe.« Tuckerschlug mit der Faust auf den Tisch. »Diese Leute, die haben echt Nerven! Ich verstehe nicht, wie du dir das jeden Tag antun kannst, ohne dabei verrückt zu werden.«
    Häh?
    »Ich würde jedem davon abraten zu heiraten, wenn mich jemand fragen würde.« Er grinste. »Aber erst, nachdem ich meine Story fertig habe.«
    Ich war verschont worden.
    Tucker glaubte mir und nicht Genevieve. Ich würde also doch nicht als bedauernswerter, arbeitsloser Journalist enden, der nur noch von gepanschtem Wodka und Thunfisch lebt. Ich war überwältigt. Ich war dankbar.
    »Du wirst den Artikel schreiben.«
    Ich war am Arsch. Diesen Artikel zu schreiben kam nicht infrage. Das konnte ich Melinda nicht antun. Und mir auch nicht. »Tucker, die Stimmung ist doch jetzt total angespannt. Ich kann mit denen doch nicht weiterarbeiten!«
    »’Tschuldige bitte, keine Rose ohne Dornen! Dachtest du, ein Journalist hat’s immer leicht?«
    Das war gemein. Trotzdem musste ich ihm dankbar dafür sein, dass ich meinen Job behalten durfte und mir weiter Marken-Alkohol leisten konnte.
    »Es geht mir nicht um leicht oder schwierig«, sagte ich. »Um ehrlich zu sein – ich befürchte, ich bin nicht objektiv genug, was diese Hochzeit angeht. Nur diese eine. Es tut mir leid. Ich hätte dir das schon früher sagen sollen.« Ich gab damit zu, eines der wichtigsten Prinzipien der Zeitung missachtet zu haben, aber wenigstens gab ich es zu. Das musste mir doch angerechnet werden.
    Tucker lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück. »Hm, das ändert die Sache natürlich, nicht wahr?« Ich nickte. »Objektivität ist das Allerwichtigste«, sagte er und machte eine kleine Kunstpause. »… wenn du echte Nachrichtenschreiben

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