Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
Vom Netzwerk:
würdest, zumindest. Du berichtest aber über Hochzeiten. Da kannst du deine Objektivität zu Hause lassen. Du schreibst mit, wie sich ein Paar kennengelernt hat, wo sie geheiratet haben, und fertig.«
    »Das ist deiner Meinung nach alles, was ich mache?«
    »Jeder Affe könnte deinen Job erledigen, wenn sich Affen mit Brautkleider-Designern auskennen würden, ja.« Ich war nicht sicher, ob er das ernst meinte, aber auf jeden Fall machte es ihm offensichtlich großen Spaß, mich zu erniedrigen.
    Das ist der Preis, den man dafür zahlt, hier bei der Zeitung zu arbeiten. Man nimmt immer alles hin, weil man seinen Job ansonsten ganz schnell los ist. Renée hatte das fast fünfzig Jahre lang getan, und ich hatte ja gesehen, wohin das führte.
    »Du, ich hab hier noch zu tun«, sagte er arrogant. »Jetzt wo Renée weg ist, sogar mehr als sonst.« Als wäre er nicht höchstpersönlich für ihre Entlassung verantwortlich. »Ihretwegen muss ich jetzt den Text über irgendeinen Scheißfilm, der von einer Brautjungfer handelt, redigieren. Schönen Dank auch. Also schlage ich vor, dass du dich an deine Arbeit machst. Solange du noch eine hast.« Er wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.
    »Eins noch, Tucker.«
    »Was denn?«, fragte er ohne aufzusehen.
    »Ich kündige.«

Mein neues Ich
    B ei ›The Paper‹ hat noch nie jemand gekündigt«, sagte Renée. »Noch nie.«
    Ich hatte sie zum Frühstück in ein Café auf der Upper West Side eingeladen. Wollte hören, wie es ihr so ging. Der Energie nach zu urteilen, mit der sie mich runtermachte, während sie ihr Eiweiß-Omelett aß, ging es ihr ziemlich gut. »Als die mich rauswerfen wollten, habe ich mich mit Händen und Füßen gewehrt«, sagte sie. »Und du bist einfach so gegangen?«
    Ich hatte ein wenig mehr Verständnis von ihr erwartet. Tony und Alison waren mit mir einen trinken gegangen. Sogar Captain Al hatte sich gemeldet. Erst hatte ich ein wenig Angst vor seiner E-Mail gehabt, weil ich nur wieder mit einer Beschwerde über meine Zeichensetzung rechnete. Was er tatsächlich schrieb, hatte jedoch rein gar nichts mit meiner latenten Kommaschwäche zu tun: »Gavin, ich finde es sehr schade, dass du gehst. Das ist ein großer Verlust für die Zeitung. Es war mir eine Ehre, mit dir zusammenzuarbeiten.«
    So ein Lob von einem Mann, der jegliche Sentimentalität verabscheute. Wieso torpedierte Renée dann meine neu entdeckte Männlichkeit und Courage? Zumal der Umgang mit ihr meine Entscheidung stark beeinflusst hatte. Ein Dankeschön hätte ich nett gefunden. Was ich aber amallerliebsten gehabt hätte, war ein Blick in ihr Adressbuch mit den vielen Kontakten, die sich dort über die Jahre gesammelt hatten. Ich brauchte so schnell wie möglich einen neuen Job.
    »Das war ein Riesenfehler von dir«, sagte sie. Bei der Zeitung aufzuhören oder dich zum Essen einzuladen? Dass sie so gar kein Mitgefühl hatte, ging mir langsam auf die Nerven.
    »Wieso, Renée? Wieso war es so ein Riesenfehler?«
    »Weil ich gerade eine Gehaltserhöhung für dich erkämpft hatte.«
    Mein erster Gedanke war: Wie hast du das denn geschafft? (Mein zweiter: Wie viel? )
    »Das war eine meiner letzten Amtshandlungen«, sagte sie und bedachte mich mit einem Blick, der deutlich machte, wie sehr sie dies nun bereute. Das Schicksal war schon manchmal grausam – jetzt sollte ich wohl auch noch für etwas dankbar sein, von dem ich nicht einmal einen Nutzen hatte.
    Mein Handy klingelte. Ich stellte es schnell lautlos und sah Roxannes Nummer auf dem Display. Sie hatte mir bereits zwei kryptische Nachrichten hinterlassen und darum gebeten, sie so schnell wie möglich zurückzurufen. Ihr Gejammer über den Artikel ging mich jedoch nichts mehr an.
    »Hat dir Tucker nichts davon erzählt?«, fragte Renée und steckte sich das letzte Stück Toast in den Mund. Ich schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Na ja, ist ja auch klar. Du hast ihm gerade zehntausend Dollar eingespart.«
    Hätte sie das bloß nicht gesagt. Bei der heutigen Wirtschaftslage kam es mir fast wie ein Verbrechen vor, eine Gehaltserhöhung im fünfstelligen Bereich einfach so auszuschlagen. Im Gegensatz zu Renée konnte ich mich auch nicht auf meine Rente freuen. Ich musste an die unzähligenarbeitslosen Journalisten im ganzen Land denken, die alle um dieselben paar Stellen kämpften, und mir verging der Appetit.
    »Noch kannst du zurück, Gavin«, sagte sie. »Du bist gut. Und Tucker weiß das. Er ist ein Arschloch, aber er ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher