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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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gegenüberzusitzen, und ich war dankbar. Dankbar für den Film und die Gelegenheit, noch mal über alles sprechen und im Guten auseinandergehen zu können.
    »Ich habe schon ein paar Mal daran gedacht, mich bei dir zu melden«, gab ich zu. Auf einmal wusste ich nicht mehr, warum ich es nicht getan hatte. Ich sah sie an. Sie sah mich an. Ihr offenes Gesicht, wie sie mir genau zuhörte. Laurel konnte schon immer gut zuhören. Und auch gut reden. Niemand konnte einen Witz so oft erzählen wie sie oder sich so lange über den neuesten politischen Skandal echauffieren. Ich vermisste sie mehr, als mir bewusst gewesen war. Mir ging durch den Kopf, dass es vielleicht einen tieferen Grund für alles gab, was ich mit Melinda erlebt hatte. Dass dieser Grund vielleicht darin bestand, dass ich jetzt wieder genau hier war – bei Laurel.
    Melinda war eine Fata Morgana. Sie existierte zum Großteil nur in meiner Fantasie, ich wusste ja kaum etwas über sie. Vielleicht war ich genau deshalb immer noch Single: weil mir eine Fantasie-Beziehung immer lieber gewesen war als eine echte. Ich schrieb über Hochzeiten, aber meine Geschichten endeten stets bei der Hochzeitsnacht, bevor überhaupt irgendwelche Probleme auftauchen konnten. Ich war nicht nur ein hoffnungsloser Romantiker, ich war Berufsromantiker.
    Laurel war jedoch echt. Ich wusste, dass sie schnarchte. Ich wusste, dass Cherry Garcia ihre Lieblingseissorte war. Ich wusste, wie sich ein Kuss anfühlte, wenn ihre Lippen ganz kalt vom Eis waren.
    Ich erhob mein Wasserglas für einen Toast. »Auf einen Neuanfang«, sagte ich. Sie lachte nervös und stieß mit mir an.
    In dem Moment sah ich ihren Ehering.
    »Du bist verheiratet?«
    »Seit fast zwei Jahren«, antwortete sie.
    Was wollte sie dann verdammt noch mal von mir? Und wieso war ich hier?
    »Erinnerst du dich noch an Jeffrey?«
    »Der Schlagzeuger von ›Bruce and the Gang‹?«
    Sie sah mich genervt an. »Seine Band hieß ›Born in New Jersey‹.«
    Als wäre das besser. »Das würde ich nicht unbedingt rumerzählen, wenn ich er wäre«, sagte ich und fand mich angemessen gehässig.
    »Wir wohnen in New Jersey«, zischte sie wütend. Na so was. »Mit unserem sechs Monate alten Sohn.« Aua. »Willst du mal ein paar Fotos von ihm sehen?« Eigentlich würde ich mich lieber erschießen.
    »Klar, gern«, antwortete ich hustend. Ich hatte mich an meinem Wasser verschluckt.
    Sie holte ihr iPhone aus der Handtasche. Es folgten mehrere unbehagliche Minuten, in denen sie sich durch eine Reihe typischer Babyfotos klickte. Zugegeben, es war ein sehr niedlicher kleiner Junge mit verwuschelten Haaren.
    Plötzlich ging mir auf, dass das mein Kind sein könnte. Natürlich nicht tatsächlich, das war mathematisch ausgeschlossen. Aber ich könnte mittlerweile der Vater eines Jungen mit großen braunen Augen, dicken Backen und einem blauen Strampler sein. Na ja, bei meinen Genen hätte er vielleicht keine dicken Backen. Traurig starrte ich lange auf das letzte Foto, auf dem er fröhlich vor sichhinsabberte. Hätte ich einen Uterus, dann hätte er sich jetzt wehmütig zusammengezogen.
    »Ich verstehe nicht so richtig, wieso du meine Einladung zu einem Date angenommen hast«, sagte ich schließlich.
    Sie sah mich entsetzt an. »Ich wusste nicht, dass das ein Date sein soll. Ich bin hier, weil ich mit einer Entschuldigung gerechnet habe.«
    Das konnte sie doch jetzt nicht ernst meinen.
    »Ich warte seit drei Jahren darauf.«
    »Du hast mich verlassen«, sagte ich. »Nicht andersherum.«
    »Jemanden, der gar nicht wirklich da ist, den kann man nicht verlassen.«
    Mir stieg das Blut in den Kopf. »Ich war also nicht da? Wo war ich denn dann bitteschön? Du hast nämlich jemanden mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen, als du fröhlich in den Jersey-Sonnenuntergang geritten bist, und dieser Jemand war ich, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Klar, du denkst ja auch immer, dass sich alles nur um dich dreht.«
    »Und dein Film? Ist der etwa nicht über mich? Geht’s da vielleicht um einen anderen Typen, der eine Hochzeitskolumne schreibt?«
    »Jetzt übertreib mal nicht, ich hab ihn ja schließlich nicht ›Der Teufel trägt Drakkar‹ genannt.«
    Das war wie ein Schlag in die Magengrube. »Aber du hast darüber nachgedacht!«
    »Natürlich habe ich das. Ich war wütend und verletzt.«
    Nein! Sie konnte jetzt nicht einfach unsere komplette Beziehung auf den Kopf stellen und alles umschreiben. » Du hast mich doch einfach ohne Vorwarnung

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