Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
Essen, Fasten, Paläo- und Steinzeitdiät, Kohlsuppe und und und. Das hat vor Hashimoto auch meist alles ganz gut funktioniert. Hatte ich ein bisschen über die Stränge geschlagen, ging ich öfter joggen und aß abends einfach weniger. Prompt waren ein, zwei Kilos weg. Sicher hat das auch etwas mit dem Alter zu tun. Mit Mitte 20 läuft der Stoffwechsel einfach auf Hochtouren. Das hat sich leider mächtig geändert.
Was soll ich essen? Und vor allem: Was nicht? Wenn die Zahl auf der Waage jeden Morgen höher wird, obwohl man Sport macht, gesund und wenig isst, steigt der Grad der Verzweiflung ins Endlose. Freunde, Familie und Ärzte glauben einem irgendwann einfach nicht mehr, dass man sich abends nicht heimlich die Chipstüten, Schokoladentafeln und Doppel-Käse-Pizzen in Großfamilien-Mengen reinzieht. Man sieht das an den ungläubigen Blicken. Augen lügen nicht, auch wenn der Mund etwas anderes spricht. Genauso ging es mir auch.
Ich habe ’zig Diätbücher gekauft, von Heidi Klums Trainer David Kirsch über den deutschen Laufpapst Dr. Ulrich Strunz bis hin zu Atkins. Lange Zeit habe ich hauptsächlich und viel Eiweiß gegessen mit Gemüse und Salaten. Ein paar Nüsse und Mandeln ab und an. Das funktionierte zuerst ganz gut. Und: Ich habe immer Sport gemacht, teilweise sogar jeden Tag! Aber mit der Zeit stieg mein Gewicht trotzdem von 57 auf 71 Kilo!
Dann kam die Diagnose Hashimoto – aber die Kilos verschwanden nicht, wie erhofft, zeitnah. Ganz im Gegenteil! Sie blieben, wurden mal mehr, dann wieder weniger. Und immer wenn ich dachte, die Diätschlacht habe ich gewonnen, zeigte die Waage aus unerfindlichen Gründen wieder ein Kilo mehr an. Ich hab geheult, getobt, Waagen zerstört – und am allerschlimmsten: ganz oft an mir selbst gezweifelt. Ich dachte immer, ich muss etwas falsch gemacht haben. Ich sah meinen Körper als Feind, den es zu bezwingen galt. Ich wollte ihn mit aller Macht dazu kriegen, die verflixten Pfunde abzuschütteln, loszulassen, einfach wegzuschmelzen. Am liebsten sofort, oder zumindest bis morgen.
Ich schaute schlanken Frauen sehnsüchtig hinterher (also, eigentlich tue ich das noch immer!) und stellte mir vor, nie wieder über das Thema Kleidergrößen nachdenken zu müssen. Aber wie gesagt: Es ist und bleibt mein täglicher Begleiter.
Mittlerweile bin ich aber entspannter geworden, was mein Gewicht betrifft. Und ich habe gelernt, dass es meistens nicht an mir und meinem Essverhalten liegt, dass ich zunehme (einige Gründe finden Sie in Kapitel 5). Das war ein langer Prozess – und glauben Sie mir, ich würde auch gern einfach nur essen, ohne ständig darüber nachzudenken, welche Zahl wohl die Waage morgen früh ausspuckt!
Leider muss ich sagen, dass es nicht das eine Patentrezept zum Abnehmen gibt. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Vergessen Sie die Schlagzeilen der Frauenzeitschriften: Fünf Kilo in sieben Tagen weg! Das kann nicht funktionieren, ist definitiv nicht gesund und macht Sie nur unglücklich. Auch wenn es zu schön wäre!
Auch beim Thema Abnehmen gilt: Beobachten Sie sich selbst! Überlegen Sie in Phasen, in denen es nicht so gut läuft, was Sie in Zeiten, als die Kilos purzelten, anders gemacht haben. Führen Sie, wie schon beschrieben, ein Tagebuch. Dann können Sie in der Rückschau zurückverfolgen, welche Maßnahme, Medikation, Ernährungsumstellung oder Sporteinheit sich positiv auf Ihr Gewicht ausgewirkt hat. Mir hat ein Blick in diese Schriften bisher immer auf die Spur geholfen. Ich kann diese Methode nur empfehlen.
Ganz sicher sollten alle Menschen – ob an Hashimoto erkrankt oder nicht – Zucker, Weißmehl- und Fertigprodukte aller Art sowie Fast Food, Softdrinks und Alkohol meiden. Aber das war es auch schon mit allgemeingültigen Regeln. Den Rest muss jeder für sich selbst herausfinden. Im Folgenden ein paar Tipps, mit denen ich bisher gut gefahren bin. Manches davon kennen Sie schon aus früheren Kapiteln, in denen es allgemein um den Umgang mit der Erkrankung ging. Hier aber beleuchte ich es noch mal speziell im Hinblick aufs Abnehmen.
Bye, bye Kohlenhydrate
Auch wenn das die meisten nur ungern hören, ein Zuviel an Kohlenhydraten macht uns dick! Unser Körper ist einfach nicht dafür gemacht, morgens Brot, mittags Nudeln und eine zuckerhaltige Cola und abends dann noch ein paar Pommes zur Currywurst zu verstoffwechseln. Das sieht man daran, dass die Zahl der Übergewichtigen trotz des Anti-Fett-Hypes der letzten Jahre immer größer
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