Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)
leben, ist ein neuer und einzigartiger Augenblick im Universum, ein Augenblick, der nie wieder sein wird…Und was lehren wir unsere Kinder? Wir lehren sie, dass zwei und zwei vier ergibt und dass Paris die Hauptstadt von Frankreich ist. Wann werden wir sie lehren, was sie sind? Wir sollten zu jedem von ihnen sagen: Weißt du, was du bist? Du bist ein Wunder. Du bist einzigartig. In all den Jahren, die vergangen sind, hat es nie ein Kind wie dich gegeben. Deine Beine, deine Arme, deine geschickten Finger, die Art, wie du dich bewegst. Aus dir könnte ein Shakespeare werden, ein Michelangelo, ein Beethoven. Du hast die Fähigkeit zu allem. Ja, du bist ein Wunder. Und wenn du dann aufwächst, kannst du jemandem Schaden zufügen, der wie du ein Wunder ist? Du musst daran arbeiten– wir alle müssen daran arbeiten–, damit die Welt ihrer Kinder würdig wird.«
Können Sie sich an solche Momente der Berührung erinnern? Als Sie Ihr Kind zum ersten Mal in den Armen hielten und vielleicht nicht so große Worte fanden für das Wunder des Lebens? Sprachlos waren vor Glück und sich über jede Regung und Bewegung freuten? Darüber, dass Ihr Kind Ihnen ein Lächeln schenkte und Ihre Augen sich mit Tränen der Rührung füllten? Wie Sie hingerissen waren von diesem Moment und Sie sich vielleicht darüber klar wurden, dass mit jedem Menschen auch immer eine neue Welt entsteht.
Schauen Sie sich jetzt Ihr Kind oder das Ihnen anvertraute Kind noch einmal an und fragen Sie sich ganz gelassen, ohne inneren Druck, ohne Vorurteile und Bewertungen, wen Sie da sehen. Wenn Sie der Meinung sind, wer da vor Ihnen steht, sei, zum Beispiel, ein unerzogenes Kind, müssten wir Sie bitten, noch einmal von vorn anzufangen. Denn das wäre ja schon eine Bewertung. Also: Lehnen Sie sich noch einmal zurück und versuchen Sie zu vergessen, welche Vorstellungen Sie oder andere davon haben, wie ein Kind gefälligst zu sein hat. Vielleicht müssen Sie diese Übung auch noch drei- oder viermal wiederholen. Aber irgendwann werden Sie verstehen, wer da vor Ihnen steht: ein Kind, das sich im Leben zurechtzufinden versucht. So, wie Sie damals, als Sie noch klein waren. Und so, wie Sie es auch jetzt noch immer versuchen. Und Sie sehen ein Kind, das leben will, das glücklich sein und gemocht werden will, wie Sie. Und das vor allem so gesehen werden möchte, wie es ist, und nicht so, wie es sein sollte. Ihr Kind, jedes Kind sucht also in Wirklichkeit genau das, was Sie sich im Grunde Ihres Herzens auch wünschen. Denn das ist unsere Sehnsucht: erkannt zu werden. Wir wollen erkannt werden in unserem Wesen, mit unseren Stärken und Schwächen, und so wollen wir auch geliebt werden.
Je schwerer es Ihnen fällt, ein Kind mit diesem offenen Blick zu betrachten, desto glücklicher macht es uns, dass Ihnen dieses Buch in die Hände gefallen ist. Es sind ja, wenn Sie ehrlich sind, in erster Linie Ihre Sorgen und Ängste, verbunden mit Ihren Hoffnungen und Erwartungen, mit denen Sie Ihr Kind anschauen. Und diese angstbesetzten Vorstellungen tragen Sie nicht ohne Grund mit sich herum. Die haben Sie, weil Ihnen das Schicksal dieses Kindes, weil Ihnen seine Zukunft so sehr am Herzen liegt. Gleich, ob Sie als Mutter oder Vater die Last der Verantwortung für sein Wohlergehen und seine Zukunftsaussichten tragen. Oder ob Sie als Großeltern besorgt zusehen, was aus Ihren Enkelkindern wird. Oder ob Sie sich dafür entschieden haben, Kinder auf ihrem Weg ins Leben in Kindergärten und Schulen zu begleiten. Und bisweilen verzweifelt darüber sind, dass es so viele Kinder gibt, die ganz anders sind, als Sie es sich wünschen. Oder ob Sie sich in therapeutischen Einrichtungen darum bemühen, all jenen Kindern zu helfen, die sich so schwer damit tun, den Erwartungen von Elternhaus, Kindergarten und Schule gerecht zu werden. Es kommt nicht darauf an, wo und in welcher Rolle Sie Kinder auf ihrem Weg ins Leben begleiten. Je komplizierter die Welt wird, in die unsere Kinder hineinwachsen, desto dringender sind sie auf kompetente Unterstützung angewiesen. Doch die Meinungen darüber, wie diese auszusehen hat, gehen nicht erst seit heute stark auseinander.
Es gab Zeiten, in denen Kinder großen Härten und Entbehrungen ausgesetzt wurden, um sie auf das Leben vorzubereiten. Und es gab Zeiten, da haben sie bekommen, was sie wollten. Es gab Argumente für den einen wie den anderen Erziehungsstil. Eltern, die während ihrer eigenen Kindheit unter Härten und Entbehrungen zu leiden
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