Jedes Kind Kann Regeln Lernen
spielen ist doof. Mir macht es nur mit Erwachsenen Spaß." -> Kind lernt: Aufmerksamkeit muß ich mir erkämpfen: Nina merkt, daß sie den Erzieherinnen mit ihrem stundenlangen Weinen so langsam auf die Nerven fällt. Aber sie weiß, was sie tun muß, um eine besonders intensive "Behandlung" einschließlich Bonbons zu bekommen und um dem langweiligen gemeinsamen Frühstück zu entgehen: Möglichst lange und herzzerreißend weinen. Leider entgeht ihr in diesem Kampf um Aufmerksamkeit völlig, daß es auch Spaß machen kann, mit anderen Kindern zu spielen! -> Kind verhält sich auffällig: Am
nächsten Tag weint Nina wieder...
In dem Buch Kampfbeziehungen von Margot Jorgensen und Peter Schreiner können Sie weitere Beispiele zu diesem Thema finden.
Wirksame Gegenmittel
Haben Sie festgestellt, daß Sie mit Ihrem Kind mitten in einem ähnlichen Kreislauf stecken? Oder möchten Sie gern von vornherein vermeiden, in einen solchen Kreislauf hineinzugeraten? Es gibt einige wirksame Gegenmittel.
• Sie können dafür sorgen, daß Ihrem Kind durch
auffälliges, unangemessenes Verhalten keine Vorteile mehr entstehen.
• Sie können Ihrem Kind zuhören und auf seine
Bedürfnisse achten.
• Sie können Ich-Botschaften senden.
• Sie können Ihrem Kind mehr Verantwortung für sein Verhalten übertragen.
• Sie können Ihr Zusammenleben durch feste Rituale
vereinfachen.
• Sie können ihm freiwillig soviel Aufmerksamkeit
schenken, daß es nicht mehr darum kämpfen muß.
Unangemessenes Verhalten nicht belohnen
Wieviele gute Gründe ein Kind hat, "Theater" zu machen, haben wir an vielen Beispielen gezeigt. Oft belohnen wir Eltern durch unsere Reaktion genau die Verhaltensweisen, die uns eigentlich stören. Was wir dabei genau falsch machen und wie wir stattdessen angemessen handeln können - diese Fragen werden im vierten und fünften Kapitel ausführlich behandelt.
Dem Kind zuhören
Zuhören - das hört sich leicht an und ist doch recht schwierig. Babys können noch gar nicht reden. Aber wir können ihnen schon zuhören: Wir können versuchen, aus ihrem Weinen eine Botschaft herauszuhören. Was will das Kind uns mitteilen: Ich habe Hunger, Durst, Schmerzen, Wut oder Langeweile? Es erfordert genaue Beobachtung und Übung, die richtige
Botschaft zu entschlüsseln. Auch wenn das Kind sprechen lernt, werden wir aus seinen Worten nicht immer ganz schlau. Es wird aber sehr ungehalten, wenn wir Erwachsene uns so dumm anstellen und seine Zweiwortsätze nicht richtig verstehen können. Wir können raten und ihm mehrere Möglichkeiten anbieten. Auf jeden Fall können wir ihm zeigen: Wir nehmen dich ernst und hören dir zu.
Ältere Kinder sprechen oft nicht gern über ihre Gefühle und Bedürfnisse. Ähnlich wie bei einem Baby müssen wir Eltern mühsam entschlüsseln, was eigentlich in ihnen vorgeht. Thomas Gordon hat zu diesem Thema 1970 einen Elternratgeber geschrieben, den man ebenfalls zu den "Klassikern" der Erziehungsliteratur zählen kann: Familienkonferenz. Er verwendet den Begriff "aktives Zuhören" und appelliert an die Eltern: Fragen Sie sich immer wieder: Welche Bedürfnisse und Gefühle stehen hinter dem, was mein Kind sagt? Bieten Sie Ihrem Kind das an, was Sie herausgehört haben. Sie können ihm so helfen, sich über seine Gefühle klar zu werden und eigene Lösungen zu finden.
Das folgende Gespräch zwischen dem achtjährigen Tom und seiner Mutter soll verdeutlichen, was mit "aktivem Zuhören" gemeint ist.
Tom : Der Basti ist voll blöd. Immer will er alles bestimmen. Sonst will er gar nicht mit mir spielen.
Mutter : Du bist ja richtig sauer auf den Bastian.
Tom : Sauer? Ich hasse ihn. Der soll überhaupt nie mehr mein Freund sein.
Mutter : Junge, was bist du sauer. Am liebsten würdest du ihn überhaupt nicht mehr sehen, stimmts?
Tom : Genau, nie mehr. Aber mit wem soll ich dann spielen? Mutter: Ganz ohne Freund ist auch nicht so gut... Tom: Das stimmt. Aber ich kann mich doch nicht wieder mit ihm vertragen! Wenn er doch so blöd ist!
Mutter : Vertragen ist ganz schön schwer, wenn man Wut im Bauch hat.
Tom : Komisch, sonst durfte ich immer bestimmen. Er hat alles gemacht. Und jetzt will er alles bestimmen.
Mutter : Er läßt sich von dir nicht mehr so
herumkommandieren.
Tom : Auf einmal ist er kein Baby mehr. Es macht jetzt aber auch manchmal mehr Spaß mit ihm.
Mutter : Eigentlich gefällt es dir so besser.
Tom : Ja, aber bis jetzt war ich doch immer der Chef. Daran habe ich mich
Weitere Kostenlose Bücher