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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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beschäftigt, aber Sie können nicht verlangen, daß es das gern tut. Gelassen und fröhlich das Weinen Ihres Kindes ertragen - wenn es keinen echten Kummer hat - ist eine äußerst hilfreiche Fähigkeit. Alle Eltern und ihre Kinder können davon nur profitieren. Hat Ihr Kind sich tatsächlich aus eigener Kraft beruhigt, haben Sie einen guten Grund, sich dann wieder intensiv und mit Freuden mit ihm zu beschäftigen.
    Was im Babyalter beginnt, setzt sich beim Kleinkind fort: Mehr und mehr Entscheidungen über seine eigenen Bedürfnisse kann Ihr Kind selbst treffen - und die natürlichen Folgen selbst erfahren. Sie können und sollten z.B. für Ihr Kind entscheiden, wann Sie ihm etwas zu essen anbieten, und Sie können und sollten entscheiden, welche Speisen Sie ihm anbieten. Niemand anders als Ihr Kind sollte aber entscheiden, wieviel es zu sich nehmen möchte! Sobald Ihr Kind nicht mehr mag, sollte die Mahlzeit beendet werden. Es wird sehr schnell lernen, das richtige Maß zu finden - wenn die Mahlzeiten regelmäßig zu festen Zeiten stattfinden. Vertrauen Sie Ihrem Kind - es kann diese Entscheidung wirklich selbst treffen! Wer mit dem Löffel in der Hand hinter seinem Kind herläuft wie die Witwe Bolte aus Max und Moritz hinter ihrem Spitz und so seinem Kind Nahrung einflößen will, steckt schon mit beiden Beinen im Kreislauf "Kampf um Aufmerksamkeit". Bedenken Sie: Das Problem "Mein Kind ißt zu wenig" steckt fast immer in den Köpfen der Eltern! Wenn ein Kind das Essen verweigert, trifft es damit oft eine besonders verletzliche Seite der Mutter. Das Kind spürt genau, daß sich dieses Feld für einen "Kampf um Aufmerksamkeit" bestens eignet.
    Eltern von Kindergartenkindern klagen besonders oft über das Trödeln morgens beim Anziehen. Sie wissen: Um 9 Uhr wird der Kindergarten geschlossen. Tatsächlich ist es Ihre Aufgabe, Ihr Kind pünktlich dorthin zu bringen. Aber ob Ihr Kind ordentlich gekämmt und perfekt angezogen ist und Zeit zu einem gemütlichen Frühstück hat - diese Entscheidung können Sie Ihrem Kind übertragen. Wenn es sich selbst verantwortlich fühlt, hat es keinen Grund mehr, morgens "Theater" zu machen. Das leidigste Thema bei Schulkindern sind die Hausaufgaben. Wieder lautet die Frage: Wer fühlt sich in Ihrer Familie eigentlich für die richtige und vollständige Erledigung der Hausaufgaben zuständig - Sie oder Ihr Kind? Die Verantwortung sollten Sie Ihrem Kind zurückgeben. Sie können Ihrem Kind zwar Grenzen setzen, wann und wie lange es seine Aufgaben macht. Wie ordentlich, wie vollständig, wie ausführlich, wie perfekt Ihr Kind sie ausführen will, sollte es aber selbst entscheiden dürfen. Nur dann kann es sich für die Folgen - ob Erfolg oder Mißerfolg - selbst verantwortlich fühlen. Sie selbst können sich natürlich auf dem Laufenden halten, Ihrem Kind Hilfe anbieten, nachschauen, eventuell auf Fehler hinweisen und mit der Lehrerin in Kontakt bleiben. Ein Machtkampf erübrigt sich auf diese Weise.
    Für alle Altersgruppen gilt: Geben Sie Ihrem Kind
    Verantwortung für den Umgang mit seiner Freizeit! Wenn Sie Ihr Baby pausenlos beschäftigen, kann es seine eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten gar nicht kennenlernen. Wenn Sie für Ihr Kindergartenkind schon einen Terminkalender führen müssen, schränken Sie nicht nur Ihr eigenes, sondern auch sein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ein. Dasselbe gilt für Schulkinder, die von ihrer Mama - der Taxifahrerin in ständiger Dienstbereitschaft - von einem Termin zum nächsten gefahren werden. Je mehr verplante Zeit, desto häufiger wird die Frage kommen: "Mama, was soll ich machen? Mir ist langweilig!"
    Ihr Kind hat ein Recht auf Langeweile! Lassen Sie auf keinen Fall zu, daß jede Minute Leerlauf automatisch mit Fernsehoder Computerkonsum zugestopft wird. Ihr Kind muß und kann die Verantwortung für seine Langeweile selbst übernehmen. Es muß und kann selbst entscheiden: "Möchte ich herumhängen oder nichts tun - oder denke ich mir etwas Besseres aus?" Manchmal hat ein Kind tatsächlich Lust zum Nichtstun - und wir Eltern sollten das auch akzeptieren. Manchmal entstehen aber aus Langeweile die besten Ideen für kreatives Gestalten, gemeinsame Spiele oder spontane Verabredungen in der Nachbarschaft.
    Am besten haben es die Kinder, bei denen das Umfeld stimmt: Sie können auf der (verkehrsberuhigten) Straße allein spielen, es wohnen viele andere Kinder dort, die sie spontan treffen können. Leider sind die Verhältnisse

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