Jedes Kind Kann Regeln Lernen
haben sie auch immer wieder versucht, sich zu drücken. Aber mittlerweile gibt es keine Diskussionen mehr. Es klappt einfach."
Ein alleinerziehender, berufstätiger Vater von zwei Kindern (9 und 11 Jahre alt), fand folgende Lösung: "Wir setzen uns einmal pro Woche zusammen und legen einen Haushaltsplan fest. Wie in einer Wohngemeinschaft schreiben wir auf, wer für welche Tätigkeit verantwortlich ist. Der Plan hängt in der Küche. Es klappt nur, wenn sich alle an die Vereinbarung halten, sonst müssen alle die Folgen tragen. Diese Erfahrung haben die Kinder ein paarmal gemacht. Deshalb halten sie sich jetzt meistens daran."
Rituale sind besonders leicht einzuführen, wenn nicht nur die eigene Familie, sondern das gesamte Umfeld mitmacht. Ein gutes Beispiel ist eine gesellschaftlich völlig akzeptierte Sitte in Schweden, die mir eine schwedische Mutter so schilderte:
"Bei uns zu Hause bekommen Kinder in der ganzen Woche keine Süßigkeiten. Niemals käme in einem Geschäft oder in der Verwandtschaft jemand auf die Idee, ihnen welche anzubieten. An den Kassen der Supermärkte ist nichts Süßes zu finden. Die Kinder freuen sich allerdings auf den Samstag, denn am Samstag gibt es "Lördagsgodis" - die Samstags-SüßigkeitsTüte. Am Samstag - und nur am Samstag! - dürfen Süßigkeiten gegessen werden. Das darf dann sogar eine ganze Tüte voll sein. Die gibt es fertig verpackt am Freitagnachmittag in den Geschäften. Am Sonntag verschwindet die Tüte wieder. Mit ihr verschwindet das Thema "Süßigkeiten", bis zum nächsten Samstag. Diskussionen über dieses Thema sind überflüssig. Fast alle Familien in Schweden halten sich daran. Die Zahnärzte sind begeistert: Kaum ein Kind hat Karies."
Zeit für Zuwendung geben
Je mehr Aufmerksamkeit Sie Ihrem Kind aus freien Stücken schenken, desto weniger muß es um Ihre Aufmerksamkeit kämpfen. Je schwieriger Ihr Kind ist, desto entscheidender ist: Sie merken auch, wenn es mal gut läuft, und lassen das Ihr Kind spüren. Die Amerikaner haben dafür eine passende
Redewendung: "Catch them being good" - was ungefähr bedeutet: "Pack' es bei seinen Vorzügen!"
Sie können sich zum Beispiel einfach mal dazusetzen und zuschauen, wenn Ihr "Wirbelwind" ausnahmsweise konzentriert mit Legosteinen spielt. Sie können es auf den Arm nehmen und mit ihm kuscheln, wenn es gerade besonders gute statt besonders schlechte Laune hat - Sie haben beide mehr davon. "Ich freue mich, daß es dich gibt!" - Diese Botschaft ist für Ihr Kind lebenswichtig und kann wirklich von Herzen kommen, wenn Sie sie in einem harmonischen, friedlichen Augenblick aussprechen oder ohne Worte zum Ausdruck bringen. Eine kleine Geste, ein Kuß, ein liebevoller Blick oder eine spontane Umarmung sind oft ebenso wirksam wie ein Lob.
Zeit für Zuwendung ist aber auch ganz unabhängig vom Verhalten Ihres Kindes notwendig. Sie können Ihrem Kind ein kostbares Geschenk machen:
• Führen Sie ein Ritual ein: Schenken Sie Ihrem Kind einmal am Tag Ihre Zeit und Ihre Zuwendung. Entscheiden Sie, wann Ihnen das im Tagesablauf am besten möglich ist. Ob Sie die Zeit auf 10 Minuten begrenzen oder auf eine Stunde ausdehnen, hängt von Ihren Möglichkeiten und von der Anzahl Ihrer Kinder ab. Wichtiger als die Anzahl der Minuten ist die Regelmäßigkeit. Viele Eltern nehmen diese Zeit deshalb ins Abendritual auf. Schenken Sie Ihrem Kind seine 10, 30 oder 60 Minuten möglichst täglich. Sie wissen bereits: Rituale dulden nur seltene Ausnahmen.
• In dieser Zeit sind Sie nur für Ihr Kind da. Sie ordnen sich ganz seinen Bedürfnissen und Wünschen unter. Erklären Sie ihm: "Jetzt bist du der Chef. Du darfst alles bestimmen. Ich mache alles mit." Ihr Kind darf aussuchen, was in dieser gemeinsamen Zeit passiert: ob Sie mit ihm lesen, spielen, schmusen oder ihm einfach nur beim Spielen zuschauen. Welches Buch, welches Spiel, worüber geredet wird - all das entscheidet Ihr Kind. Fernsehen und - je nach Tageszeit
- wildes Toben sollten allerdings von vornherein ausgeschlossen werden.
• Für Sie gilt dabei eine wichtige Regel: Belehren, schimpfen und meckern sind tabu. Bestätigen und ermutigen Sie Ihr Kind, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Hören Sie ihm zu. Tun Sie alles, damit Ihr Kind sich gut fühlt.
Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihnen täglich so ein Geschenk machen: Ihnen zuhören, auf Ihre Bedürfnisse eingehen, alles an Ihnen gut finden - wäre das nicht Balsam auch für Ihre Seele? Mit Ihrer regelmäßigen
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