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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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ein
    "Nein" akzeptieren können. In dringenden
    Angelegenheiten sind Bitten weniger geeignet.
    Sie fordern Ihr Kind einmal oder mehrmals auf, etwas zu tun oder zu lassen. Ihr Kind reagiert aber nicht darauf. Und was passiert dann? - Gar nichts mehr! Ihre Forderung landet im luftleeren Raum. Dazu einige Beispiele.
    Mutter : "Nadine, räum dein Zimmer auf! Es sieht ja fürchterlich aus hier drin!" (Nadine spielt weiter und räumt nicht auf)
    Mutter (kommt nach 5 Minuten wieder ins Zimmer): "Nadine, du solltest doch dein Zimmer aufräumen!" Nadine : "Ja, Mami, gleich". (Nadine spielt weiter und räumt nicht auf)
    Vater : "Matthias, schalte jetzt den Fernseher aus und mache deine Hausaufgaben!"
    Matthias : "Ja, sofort." (schaut weiter seine Sendung an) Vater (10 Minuten später): "Ich habe dir doch gesagt, du sollst den Fernseher ausmachen! Nie hörst du mir zu!" (= Vorhaltungen machen)
    Matthias : "Immer hast du was zu meckern!" (schaut weiter seine Sendung)
    Mutter : "Beatrice, gib dem kleinen Jungen sofort das Auto zurück! Es gehört dir nicht!" (Beatrice brüllt und umklammert das Auto mit allen Kräften)
    Mutter : "Du bist ein kleines Biest!" (Beatrice behält das Auto)
    Der Ablauf ist immer gleich: Die Eltern geben ihrem Kind eine klare Anweisung. Das Kind befolgt sie nicht. Die Eltern lassen die Sache damit auf sich beruhen. Sie setzen ihre Forderung nicht durch. Was lernt das Kind daraus? "Was meine Eltern von mir wollen, ist nicht wichtig. Anscheinend ist es ihnen egal, ob ich es mache oder nicht."
    • Schlußfolgerung :
    Forderungen ohne Folgen sind nicht nur überflüssig, sondern schädlich. Sie bewirken, daß Ihr Kind Sie nicht ernst nimmt und Ihnen nicht zuhört.
    Sie kündigen Folgen an für den Fall, daß Ihr Kind nicht hören will: "Wenn du jetzt nicht sofort aufräumst, darfst du heute abend nicht fernsehen," - oder: "Hör sofort auf, deine Schwester zu ärgern! Sonst bringe ich dich in dein Zimmer!" - oder: "Nimm endlich den verdammten Schnuller aus dem Mund, sonst nehme ich ihn dir weg!" - oder: "Wenn du nicht sofort deine Hausaufgaben machst, passiert etwas!"
    Das Problem ist: In Wirklichkeit passiert gar nichts! Mit unserem "Wenn - dann" wollen wir Eltern unseren Forderungen eigentlich Nachdruck verleihen. Wir hoffen insgeheim, daß die Ankündigung der Folgen schon wirken wird. Wir hoffen, daß £s nicht nötig sein wird zu handeln. Leider wirken solche "leeren Drohungen" meistens überhaupt nicht. Und nun stehen wir da: Den schreienden Fünfjährigen in sein Zimmer zu bugsieren -das kostet zuviele Nerven. Das quengelnde Kleinkind zu ertragen, obwohl es mit Schnuller sofort still ist - das ist nicht der Mühe wert. Und was soll eigentlich passieren, wenn die Zehnjährige nun immer noch nicht ihre Hausaufgaben macht? Haben wir vorher genau darüber nachgedacht?
    Wahrscheinlich haben wir überhaupt nicht gut nachgedacht. Im Grunde wissen wir alle ganz genau, welchen Effekt Ankündigungen ohne echte Folgen haben: Man wird nicht mehr ernst genommen. Wenn wir diese Technik häufiger benutzen, bringen wir unseren Kindern regelrecht bei, uns nicht mehr zuzuhören!
    Wir handeln dann wie ein Angestellter, der von seinem Chef mehr Geld fordert und hinzufügt: "Wenn ich nicht mehr Geld bekomme, kündige ich!" Er hofft, damit seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, will aber in Wirklichkeit seinen Arbeitsplatz keinesfalls wechseln. Der Chef aber antwortet einfach: "Gut, kündigen Sie!" Nun steht unser Angestellter ganz schön dumm da. Bleibt er in der Firma, hat er seinem Ansehen selbst erheblichen Schaden zugefügt.
    Wir Eltern bleiben in der "Firma"! Die Familie kann man nicht wechseln wie einen Arbeitsplatz. Obwohl die Nachteile dieser
    Methode jedem sofort einleuchten, ist sie bei Eltern äußerst beliebt. Wie schnell kommt uns ein "Wenn - dann" über die Lippen, bevor wir über den Sinn und Unsinn der angekündigten Folgen nachgedacht haben. Oft ist der Unsinn der angekündigten Folgen schon auf den ersten Blick zu erkennen: "Wenn ihr jetzt nicht friedlich seid, darfst du nie wieder jemanden zum Spielen einladen!" - oder: "Wenn du das nicht aufißt, kriegst du die nächsten drei Tage nichts anderes zu essen!"
    Die meisten Eltern wissen, daß sie mit dieser Art von inkonsequentem Verhalten nichts Gutes erreichen können. Trotzdem fallen sie immer wieder in die Grube, die sie sich selbst gegraben haben. Dazu eine kleine Geschichte:
    Michael ist mit 4 Jahren in den Kindergarten gekommen. Er ist ein

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