Jedes Kind Kann Regeln Lernen
enthalten.
• Schlußfolgerung :
Vorhaltungen bewirken niemals eine Verbesserung des Verhaltens. Sie können sie ersatzlos streichen.
Warum-Fragen
Sie fragen Ihr Kind nach den Gründen für sein unangemessenes Verhalten: "Warum räumst du nicht dein Zimmer auf?" - "Warum mußt du immer deine kleine Schwester ärgern?" "Warum hängst du ständig vor dem Fernseher?" -"Warum hast du den armen Jungen gebissen?" - Die Zusammenfassung lautet hier: "Warum hörst du mir nicht zu?" oder: "Warum tust du nicht, was ich dir sage?" - Wieder werden diese Fragen oft ergänzt durch abwertende Bemerkungen wie: "Das ist doch wirklich das Allerletzte" oder "Du raubst mir noch den letzten Nerv".
Haben Sie auf solche Warum-Fragen von Ihrem Kind jemals eine vernünftige Antwort erhalten? Die normalen Antworten lauten "darum" oder "weiß ich nicht" oder "weil ich das will".
Bringt Sie das wirklich weiter? Vielleicht bekommen Sie sogar eine patzige Antwort wie "blöde Mama", oder Ihr Kind ignoriert Ihre Frage einfach. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Ihre Frage ein fruchtbares Gespräch in Gang bringt oder Ihr Kind zum Nachdenken anregt, und das wissen Sie selbst auch. Wir Eltern erwarten gar keine "gute" Antwort. Warum fragen wir trotzdem immer wieder "Warum..."?
Nach meiner Überzeugung drückt so eine Warum-Frage zwei Dinge aus: Erstens unseren Ärger, und zweitens unsere Hilflosigkeit. Beides ist geeignet, einen Kampf um Aufmerksamkeit in Gang zu halten. Das Kind fühlt sich durch unseren Ärger abgelehnt, und durch unsere Hilflosigkeit bekommt es "Oberwasser". Statt "Warum tust du das?" könnten wir ebensogut fragen: "Was soll ich mit dir nur machen? Ich werde nicht mit dir fertig." Ist es nicht etwas viel verlangt, wenn ausgerechnet unser Kind diese Frage für uns beantworten soll?
• Schlußfolgerung :
Warum-Fragen sind nicht geeignet, das Verhalten Ihres Kindes zu verbessern. Auch Warum-Fragen können Sie ersatzlos streichen.
Bitten und Betteln
Sie bitten Ihr Kind inständig darum, sein Verhalten zu ändern: "Bitte sei doch endlich mal so lieb und räum dein Zimmer auf!" -"Bitte sei lieb zu deiner kleinen Schwester" - "Würdest du bitte endlich mal den Fernseher ausmachen - mir zuliebe?" - "Du bist doch Mamis Schätzchen! Bitte hör doch jetzt mal allmählich auf zu weinen!" Manchmal sind Eltern so verzweifelt, daß sie ihr Kind unter Tränen anflehen: "Bitte, tu was ich dir sage!"
Gegen eine freundliche Bitte ist überhaupt nichts einzuwenden. Bei einer echten Bitte hat das Kind allerdings die Wahl, darauf einzugehen - oder nicht. Wenn Sie von Ihrem Kind wirklich etwas wollen, ist eine Bitte deshalb weniger geeignet. Ist gerade ein Konflikt da, benimmt sich Ihr Kind gerade völlig unakzeptabel? In so einer Situation kommt es darauf an, daß Ihr Kind Sie ernst nimmt und spürt, daß Sie es ernst meinen.
Mit einem unsicheren "bitte bitte" dagegen machen Sie sich selbst vor Ihrem Kind klein. Sie sind regelrecht auf die Gnade und das Mitgefühl Ihres Kindes angewiesen! Eine Bitte kann Ihr Kind auch so verstehen: "Na ja, so wichtig scheint es ihr auch wieder nicht zu sein. Wenn ich nicht will, kann ich es auch bleiben lassen".
Haben Sie Ihr Kind schon einmal unter Tränen angefleht, sich zu bessern?
Mir selbst ist etwas Ähnliches bei meinem Sohn nach einer längeren schwierigen Phase einmal passiert. Ich habe mich zu ihm auf den Boden gesetzt und weinend gesagt: "Ich mache mir große Sorgen um dich. In letzter Zeit war es so schwierig, mit dir umzugehen. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber langsam weiß ich mir keinen Rat mehr. Ich bitte dich: Zeige wieder deine guten Seiten! Ich weiß genau, daß du sie auch hast!" - Es hat gewirkt. Das Verhalten meines achtjährigen Sohnes verbesserte sich schlagartig.
Meine Bitte war eingebettet in mehrere Ich-Botschaften, wie sie im 3. Kapitel genauer erläutert wurden. Das hat ihre Wirkung sicherlich unterstützt.
Wenn Sie Ihre Hilflosigkeit und Traurigkeit einmal offen zeigen, kann das Ihr Kind durchaus beeindrucken und eine Veränderung in Gang setzen. Allerdings darf dieses Mittel nur äußerst selten zur Anwendung kommen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden Ihr Kind jede Woche oder sogar jeden Tag unter Tränen um etwas bitten! Wie sollte Ihr Kind Sie dann noch ernst nehmen? Bestenfalls hätte es Mitleid mit Ihnen. Wie könnte es sich dann aber sicher und geborgen bei Ihnen fühlen?
• Schlußfolgerung :
Wenn Sie Ihr Kind um etwas bitten, müssen Sie
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