Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
mitgenommen aus, als hätte sie zuviel nachgedacht, was Han ein süffisantes Lächeln entlockte. Er hoffte, daß sie wenig Schlaf gefunden hatte, jetzt, wo sie wußte, zu welch zerstörerischen Zwecken ihre Erfindungen mißbraucht worden waren. Sie konnte vielleicht sich selbst zum Narren halten, aber nicht ihn.
»Na, sind Sie zurückgekommen, um über ein paar weitere moralische Fragen zu diskutieren, Doc? Halten Sie mich etwa für Ihr Gewissen?«
Qwi verschränkte ihre hellblauen Arme vor der Brust. »Admiral Daala hat mir die Erlaubnis erteilt, Sie noch einmal zu verhören«, erwiderte sie kalt, obwohl ihre Körpersprache nicht zu ihrem Tonfall paßte. Ihr perlmuttfarbenes Haar glitzerte im gedämpften Korridorlicht. Sie wandte sich an den Wächter: »Würden Sie bitte dem Verhör beiwohnen, Lieutenant? Möglicherweise will der Gefangene nicht kooperieren.«
»Jawohl, Dr. Xux«, sagte der Wächter und folgte ihr in die Zelle. Er zog die Tür hinter sich halb zu.
Während er ihr den Rücken zudrehte, zog Qwi einen Blaster aus der Werkzeugtasche ihres Kittels, richtete ihn auf den Wächter und gab einen Stunnerstrahl ab. Knisternde Bögen aus blauem Feuer umspielten ihn und verblaßten, während er zu Boden stürzte.
Han sprang auf. »Was hat das zu bedeuten?«
Qwi stieg über den bewußtlosen Sturmtruppler hinweg. Gestern war sie ihm viel weniger zerbrechlich vorgekommen; die schwere imperiale Blasterpistole sah in ihrer zarten Hand riesig aus. »Admiral Daala mobilisiert morgen die gesamte Flotte. Sie will mit dem Sonnenhammer und ihren vier Sternzerstörern die Neue Republik auslöschen. Ihr Freund Kyp Durron soll außerdem noch heute nachmittag hingerichtet werden.« Sie hob ihre fedrigen Augenbrauen. »Ist das Grund genug für eine Flucht?«
Han war wie benommen. Im Moment konnte er nur daran denken, daß er Kyp und Chewbacca wiedersehen und dann nach Coruscant zurückkehren würde, zu Leia und den Zwillingen. »Ich habe keine Verabredungen, die so wichtig sind, daß sie sich nicht absagen ließen.«
»Gut«, nickte Qwi. »Irgendwelche Fragen?«
Han grinste, während er den Sturmtruppenpanzer anlegte. »Nein. Ich kenne mich mit solchen Dingen aus.«
Kyp spürte die Veränderung in der Luft – der erste Hinweis darauf, daß seine Versuche, sich in der Macht zu konzentrieren, von Erfolg gekrönt waren. Er studierte die fast unmerkliche Veränderung in den Luftströmungen, in den muffigen Gerüchen der Zelle, in den Myriaden kaum hörbarer Geräusche, die durch die Metallwände hallten.
Sobald Kyp seine Sinne durch das unsichtbare Netz der Macht ausstreckte, spürte er ein Kräuseln, wenn die Wächter an seiner Zelle vorbeigingen. Er spürte ein Prickeln, wenn jemand das Serviertablett durch die Tür schob. Aber die Atmosphäre hatte sich geändert. Überall im Schiff spürte er das schwache Wirbeln von Aktivität, Spannung, zunehmender Unruhe.
Irgend etwas war im Gang.
Eine tiefe, übelkeiterregende Erkenntnis drängte sich ihm auf. Während der vergangenen Schlafperiode waren die Gefühle der Wächter, die neben seiner Tür postiert waren, glasklar gewesen. Worauf auch immer sich die Sternzerstörer vorbereiteten, Kyp Durron war kein Teil davon. Ein junger Mann aus den Gewürzminen von Kessel konnte keine brauchbaren Informationen liefern; sie hatten keinen Grund, ihn am Leben zu lassen.
Admiral Daala hatte Kyps Hinrichtung bereits befohlen. Er hatte nicht mehr lange zu leben. Wütend fletschte er die Zähne. Das Imperium hatte sein ganzes Leben lang versucht, ihn auszulöschen, und jetzt würde es damit Erfolg haben.
Als er vor seiner Tür Stimmen hörte, spürte er die Mauer ihres Unbehagens, die gewalttätigen, blutgefrierenden Pläne hinter den vordergründigen Barrieren ihrer Gedanken. Er war ihnen wehrlos ausgeliefert! Verzweifelt preßte Kyp seinen Kopf gegen das kühle Metall der Tür und versuchte, ein paar Wortfetzen ihrer Unterhaltung zu erhaschen.
»… Hinrichtung ist für heute nachmittag angesetzt.«
»… weiß ich. Wir sollen… erledigen. Admiral… Erlaubnis erteilt, ihn hier…«
»… unüblich. Was… mit ihm?«
»Waffentests… Ziel… neues Konzept… wichtig für die neue Panzerung der Flotte… sofort!«
»… brauche genaue… ist nur eine allgemeine Genehmigung.«
»Nein… genügt!«
Die Stimmen wurden lauter, aber Kyp konnte die Worte nicht mehr verstehen. Er versuchte, die drei streitenden Stimmen auseinanderzuhalten.
Kyp machte sich bereit, sich sofort
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