Jedi-Padawan 06 - Der ungewisse Weg
Sinn.«
Cerasi legte ihren Kopf in den Nacken, um die wärmenden Strahlen der Sonne aufzufangen. Sie sah ruhig aus, doch Obi-Wan spürte traurige Bitterkeit in ihrer Stimme.
»Er ist auf dem falschen Weg«, sagte Obi-Wan leise. »Aber er weiß es nicht besser.«
»Ich war dumm genug, anzunehmen, dass dieser Krieg ihn ändern würde.« Cerasi blieb stehen, um ein Stück Schutt aufzuheben. Sie warf es auf einen Haufen am Wegesrand und steckte die Hand wieder in die Tasche. »Ich dachte, wenn wir beide den letzten Krieg überleben, der auf Melida/Daan jemals gekämpft wurde, würden wir wieder zusammenfinden. Es war dumm.«
»Nein«, sagte Obi-Wan vorsichtig. »Vielleicht ist es nur bis jetzt noch nicht geschehen.«
»Es ist komisch, Obi-Wan«, meinte Cerasi nachdenklich. »Während des Krieges spürte ich keine Leere in mir. Ich war erfüllt von meinem Verlangen nach Frieden, meiner Freundschaft mit den Jungen. Jetzt haben wir den Sieg errungen und mein Herz ist leer. Ich hätte nicht gedacht, dass mir meine
Familie jemals fehlen würde. Aber jetzt möchte ich mich mit etwas verbunden fühlen, was ebenso stark wie Blutsverwandtschaft ist.«
Obi-Wan schluckte. Cerasi überraschte ihn immer wieder. Jedes Mal wenn er dachte, er würde sie kennen, zeigte sie eine neue Seite und er sah eine andere Person. Er hatte ein starkes, wütendes Mädchen kennen gelernt, das fast genau so geschickt wie ein Jedi kämpfen und schießen konnte. Nach dem Krieg hatte er eine Idealistin wachsen sehen, die die Kraft hatte, die Herzen und Gedanken anderer zu bewegen. Und jetzt sah er ein junges Mädchen, dass nur ein Zuhause wollte.
»Du bist mit mir verbunden, Cerasi«, sagte er, »du hast mich verändert. Wir unterstützen und schützen einander. Das ist wie eine Familie, oder nicht?«
»Ich denke schon.«
Er blieb stehen und sah sie an. »Wir werden unsere Familie sein.« Er hielt seine Hand hoch. Dieses Mal drückte sie ihre Handfläche gegen die seine.
Der Wind wurde stärker, schnitt durch ihre Mäntel und ließ sie zittern. Noch immer hielten sie ihre Handflächen gegeneinander. Obi-Wan spürte die Wärme von Cerasis Haut. Er konnte beinahe das Pochen ihres Blutes fühlen.
»Weißt du«, sagte er, »auch ich habe alles verloren.«
Kapitel 6
Eine Werkzeugkiste der Servo-Utility-Einheit
Holografische Dateien und Computeraufzeichnungen über Schüler mit den Namen A bis H
Die Meditationsrobe eines Lehrers
Die Sportausrüstung eines Schülers im vierten Jahr
Qui-Gon starrte auf die Liste. Es war eine sehr willkürliche Zusammenstellung von Gegenständen. Er konnte kein Muster darin erkennen. Tahl und er nahmen zunächst an, dass es sich um kleinere Diebstähle handelte. Das wäre die einfachste Antwort gewesen. Es gab vielleicht einen Schüler, der nach außen hin gelassen schien, aber Zorn und Ärger verbarg. Er oder sie schlug förmlich um sich.
Doch Qui-Gon hatte aus vielen Erfahrungen gelernt, dass die einfachste Antwort meist zu einer schwierigeren Frage führte.
Die holografischen Dateien über die Schüler wurden vom Jedi-Meister T'un verwaltet. T'un hatte diese Aufgabe schon seit Jahren wahrgenommen. Er war mehrere hundert Jahre alt, ein immer weiser gewordenes Wesen voller Wissen. Er hatte die Aufzeichnungen des Tempels während der letzten fünfzig Jahre verwaltet. Jedes Jahr halfen ihm zwei Schüler, die diesen Dienst freiwillig machten. Tahl und Qui-Gon hatten beide befragt. Sie hatten klar und offen geantwortet. Nur T'un und andere Mitglieder des Rates hatten Zugang zu den privaten Dateien. Die Studenten waren nie ohne T'un im Datenraum.
Es war typisch für diese Untersuchung. Jeder Anhaltspunkt hatte in eine Sackgasse geführt.
Jemand klopfte aufgeregt an seine Tür. »Qui-Gon«, sagte Tahl leise. »Ich brauche Euch.«
Er öffnete die Tür. »Noch mehr schlechte Neuigkeiten«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Die Trainingsräume der älteren Schüler wurden verwüstet. Alle Lichtschwerter wurden gestohlen.«
Ein Anflug von Traurigkeit ließ ihn zunächst nicht antworten. Obi-Wans Lichtschwert war im Trainingsraum verwahrt. Qui-Gon hatte es dort gelassen. Er hatte gehofft, dass Obi-Wan es eines Tages wieder benutzen würde.
»Das ist kein Bagatelldiebstahl mehr«, sagte er.
»Yoda hat den Raum versiegelt, bis wir ihn uns angesehen haben«, erklärte Tahl. »Schnell, bevor ZwoJot mich einholt.«
Sie eilten zur Liftröhre und fuhren bis zur Trainingsebene. Qui-Gon ging in die Umkleideräume. Er
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