Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
»Rolai meinte jetzt, nicht damals. Sechs Blaster für sechs Mitglieder.«
Anakin ließ die Sache auf sich beruhen. »Erzähl mir von Tierell.«
Marit wandte sich ab. »Ich will dir aber nicht von Tierell erzählen.«
»Etwas, was damit zu tun hat, beschäftigt dich«, sagte Anakin. »Vielleicht kann ich dir helfen, wenn du es mir sagst.«
»Ich brauche keine Hilfe«, fuhr Marit ihn an.
»In Ordnung«, erwidert Anakin. »Dann lass uns einfach feststellen, dass ich es verdiene, Bescheid zu wissen. Weißt du, ich setze hier ebenfalls mein Leben aufs Spiel.«
Marit musterte ihn mit ihren braunen Augen und Anakin bemerkte genau den Augenblick, in dem sie entschied, dass sie ihm vertrauen konnte. Es waren nur ein paar Sekunden vergangen. Ihm wurde langsam klar, dass Marit keine Zeit vergeuden wollte. »Wir hatten Schwierigkeiten. Man hatte uns angeheuert, um in die Beraterkammer des Regenten einzudringen und die Sicherheitseinrichtungen außer Kraft zu setzen. Der Raum hätte eigentlich leer sein sollen, doch die Berater hielten gerade eine Sitzung ab. Wir gerieten in einen Kampf mit ein paar Sicherheits-Droiden. Das Blasterfeuer war unvorstellbar massiv. Wir schafften es kaum. Und ... in dem Durcheinander wurde der Regent von Tierell getötet.«
»Wer war es?«, fragte Anakin.
Marit zögerte. Dann holte sie tief Luft. »Ich war es.«
Sie sank langsam auf den Boden. Ihre Hände baumelten zwischen ihren Knien. »Ich habe mir die Situation wieder und wieder vor Augen geführt, aber ich habe keine Ahnung, wie und weshalb es geschehen konnte. Der Erfolg der Mission hing davon ab. Die Freiheit der Einwohner von Tierell hing davon ab. Vielleicht hing das Leben meiner Freunde davon ab. Vielleicht mein eigenes. Mit anderen Worten ...« Marit hob wieder die Schultern. »Alles hing davon ab. Aber trotzdem denke ich .«
»Dass es auch anders hätte laufen können«, sagte Anakin. Er kannte dieses Gefühl. Auch er hatte schon jemandem das Leben genommen. Mehr als ein Mal. Er erinnerte sich nicht gern daran. Diese Erfahrungen waren an einem Ort in seinem Verstand vergraben, an den er sich nie begab.
Er ging vor ihr in die Hocke. »Wenn alles davon abhing, hast du das Richtige getan. Wenn du dich nicht selbst davon überzeugen kannst, wirst du wahnsinnig.«
Sie sah ihn fragend an. »Du scheinst zu wissen, wie ich mich fühle.«
»Das tue ich«, gab Anakin zurück. Er stand auf und streckte seine Hand aus. Marit ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Beine helfen.
»Siehst du?«, sagte er. »Jeder braucht manchmal Hilfe.«
»Ich glaube, sie hat in Bezug auf die Blaster gelogen, ich weiß aber nicht, weshalb«, erzählte Anakin Obi-Wan während ihrer nächsten Kommunikation.
»Glaubst du, Gillam gehörte auch zu dieser Gruppe?«
»Das würde keinen Sinn ergeben. Er ist kein Stipendiat. Aber irgendetwas liegt in der Luft, das spüre ich. Mit Rolai stimmt etwas nicht. Vielleicht weiß er etwas. Er ist für die Sicherheit und die Finanzen der Gruppe zuständig. Niemand von den anderen scheint sich darum zu scheren, wie er seine Arbeit macht. Vielleicht ... Ich weiß nicht, vielleicht hat er beschlossen, Gillam zu entführen und Lösegeld für ihn zu fordern, ohne es den anderen zu sagen.«
»Vielleicht«, sagte Obi-Wan wenig überzeugt. Er schien abgelenkt zu sein, so als würde er Anakin gar nicht richtig zuhören. »Aber Tarturi hat keine Lösegeldforderung erhalten.«
»Noch nicht«, sagte Anakin. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Gruppe Gillam entführt hat. Sie geben sich alle voll und ganz ihrer Sache hin. Marit hat unglaublich viel Ahnung von galaktischer Politik. Sie weiß, was im Senat besprochen wird, bis hin zu den Sitzungen der Unterkomitees. Und sie steht immer auf der richtigen Seite.«
»Und woher willst du wissen, was die richtige Seite ist?«, fragte Obi-Wan trocken. »Weil du ihrer Meinung bist?«
»Weil sie gegen Gewalt und Unterdrückung sind«, sagte Anakin. »Sie sind wie Jedi.«
»Und doch übertreten sie die Regeln der Akademie«, gab Obi-Wan zu bedenken. »Wenn man dazu bereit ist, Vertrauen zu missbrauchen, darf man nicht für sich in Anspruch nehmen, rechtschaffen zu sein.«
»Die Akademie verdient ihr Vertrauen nicht. Sie hat sie enttäuscht.«
»Nichtsdestotrotz besuchen sie die Akademie und haben sich einverstanden erklärt, ihre Regeln zu befolgen«, sagte Obi-Wan. »Ich verstehe, dass sie Anziehungskraft auf dich ausüben,
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