Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
Anakin, aber ich befürchte, dass du dich zu sehr mitreißen lässt. Du musst immer ein Jedi bleiben. Du musst immer nach innerer Ausgeglichenheit streben. Das schließt auch ein, sich nicht von den Vorstellungen anderer mitreißen zu lassen. Solche Ideen sind oft der Deckmantel für ein ganz anderes Ziel.«
»Aber was für ein Ziel könnten sie denn verbergen?«
»Es ist deine Aufgabe, das herauszufinden. Und vergiss nicht, dass du versuchst, einen vermissten Jungen zu finden. Anakin, die Tatsache, dass du ein Jedi bist, wird dich immer stützen. Es ist etwas, an dem du dich festhalten kannst. Wenn du weißt, was oder wem deine Loyalität gilt, ergibt sich der Rest von selbst. Verstehst du das?«
»Ja, Meister. Habt Ihr beim Senat Fortschritte machen können?«
Obi-Wan seufzte. »Ja und nein. Bislang kann ich noch nichts Neues berichten. Ich bin mir allerdings sicher, dass es eine Verbindung zwischen Rana Halion und Sano Sauro gibt. Ich kann diese Verbindung nur nicht finden.«
»Rana Halion?«
»Die Regentin von Ieria. Die Anführerin der Opposition innerhalb des Systems. Ich könnte mir vorstellen, dass sie etwas mit Gillams Verschwinden zu tun hat. Halte mich auf dem Laufenden, wenn du etwas Neues herausfindest, Padawan.«
»Ja, Meister.« Anakin runzelte die Stirn, als Obi-Wan die Kommunikation unterbrach. Sein Meister war nicht gerade sehr freigiebig mit Informationen gewesen. Und er schien sich nicht sonderlich für die geheime Gruppe zu interessieren. Anakin hatte das Gefühl, dass Obi-Wan nicht an eine Verbindung zwischen ihnen und Gillams Entführung glaubte.
Doch Anakin dachte anders darüber. Und hier, an dieser Akademie, konnte er seinen eigenen Regeln folgen.
Sein ganzes Leben lang hatte er nur zwei Arten zu leben gekannt: als Sklave oder als Jedi. Als kleiner Junge auf Tatooine hatte er die Jedi für die freiesten Wesen der Galaxis gehalten. Er hatte sogar davon geträumt, ein Jedi zu werden, als er noch gar nichts über sie gewusst hatte.
Aber war man frei, wenn man ein Jedi war? Oder hatte er nur eine Form der Sklaverei gegen eine andere eingetauscht?
Dieser Gedanke schockierte ihn so sehr, dass er ihn nicht weiter verfolgen konnte. Er versteckte ihn an dem Ort in seinem Verstand, an den er sich nie begab. Es war ein Ort, an dem Furcht die Oberhand hatte. Er begab sich niemals dorthin, nicht einmal mitten in der Nacht, wenn er aufwachte, verwirrt von Träumen, und nicht wusste, wo er war und warum seine Mutter nicht da war.
Anakin steckte seinen Comlink zurück in die Tunika. Zum ersten Mal seitdem er zur Akademie gekommen war, hatte er nach Eintritt der Comm-Stille nicht das Gefühl, einsam zu sein. Er war froh, niemandem antworten zu müssen, auch wenn es nur vierundzwanzig Stunden waren. Er ging hinaus, um Marit und die Gruppe zu suchen, bei denen es keine Meister gab, die ihn zurechtwiesen.
Kapitel 10
In Obi-Wan machte sich Frustration breit. Er konnte eine Verbindung zwischen Rana Halion und Sano Sauro nicht beweisen. Er arbeitete daran; Tyro arbeitete daran. Die besten Spürhunde des Tempels arbeiteten daran, einschließlich Jocasta Nu, der Jedi-Archivarin. Obwohl sie normalerweise verlangte, dass die Jedi-Ritter ihre eigenen Nachforschungen anstellten, hatte sie sich aufgrund der Dringlichkeit der Angelegenheit bereit erklärt, Obi-Wan zu helfen. Das Leben eines Jungen könnte auf dem Spiel stehen. Gillams Bild bewegte noch immer Obi-Wans Herz - die Art, wie er das Tuch um seine Schultern hielt, die Tapferkeit, die er auszustrahlen versuchte.
Keiner der Experten hatte bislang etwas herausgefunden. Und Obi-Wan plagte das Gefühl, dass er etwas übersah. Etwas Offensichtliches.
Er zog sich in seine private Unterkunft zurück, um nachzudenken. Er hatte das Gefühl, einen Meister nötiger zu haben als Anakin. Er wünschte sich, dass irgendjemand ihm sagen könnte, in welche Richtung er gehen sollte.
Während seines Berichts über die Akademie für Führungskräfte hatte Anakin einen selbstständigen Eindruck gemacht, so als hätte er die Situation vollkommen im Griff. Obi-Wan konnte nicht einschätzen, ob die geheime Gruppe etwas mit Gillams Entführung zu tun hatte, doch er war stolz darauf, wie schnell sich sein Padawan dort eingeschleust hatte. Er wünschte nur, er hätte eben in Anakins Stimme nicht etwas gehört, was ihn an seine eigene Vergangenheit erinnerte. Als Padawan hatte er einmal für kurze Zeit die Jedi verlassen, nachdem er einer Rebellengruppe namens >Die Jungen<
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