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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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ausziehen, wenn du magst. Schwimmen gehn.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf, graute sich schon beim bloßen Gedanken daran, nackt vor ihm zu stehen. Dann setzte sie sich an den Rand der Grube und benetzte Gesicht und Arme.

    »Trink es bloß nicht. Ich hab das hier mit.«
    Er zog einen staubigen Saatgutsack hinter einem Felsbrocken hervor, wo er ihn erst unlängst versteckt haben musste. Er holte eine Wasserflasche heraus und ein paar Käsecracker mit Erdnussbutter. Er aß eine Tüte Cracker und trank die halbe Flasche aus. Den Rest bot er ihr an. Angewidert schüttelte sie den Kopf.

    »He, ich hab weder Aids noch sonst was, falls dir das zu schaffen macht. Du musst was trinken.«
    Lydia achtete gar nicht auf die Flasche, die er ihr hinhielt. Sie beugte sich hinab zu dem Wasser im Steinbruch und trank einen tiefen Schluck. Es schmeckte salzig und metallisch. Ekelhaft. Sie musste würgen, hätte sich fast übergeben.

    »Herrgott, ich hab's dir doch gesagt« , schnauzte Garrett. Wieder bot er ihr die Flasche an.

    »Da ist lauter Dreck drin. Stell dich doch nicht so blöd an.«
    Er warf ihr die Flasche zu. Sie fing sie auf, wenn auch unbeholfen, weil ihre Hände gefesselt waren, und trank sie aus. Das Wasser erfrischte sie augenblicklich. Sie beruhigte sich ein bisschen.

    »Wo ist Mary Beth?« , fragte sie.

    »Was hast du mit ihr angestellt?«

    »Sie ist drüben am Meer. In 'nem alten Banker-Haus.«
    Lydia wusste, was er meinte. Als 
    »Banker« bezeichnete man in Carolina jemanden, der auf den Outer Banks lebte, den kleinen, der Küste vorgelagerten Inseln draußen im Atlantik. Dort also war Mary Beth. Jetzt begriff sie auch, warum sie nach Osten marschierten - in Richtung Sumpf, wo es keine Häuser und kaum einen Unterschlupf gab. Vermutlich hatte er irgendwo ein Boot versteckt, mit dem er sie durch den Sumpf zum Intracoastal Waterway bringen wollte, von dort aus nach Elizabeth City und dann durch den Albemarle-Sund hinaus zu den Inseln.

    »Mir gefällt's dort« , fuhr er fort.

    »Ist richtig gut. Magst du das Meer?«
    Er klang irgendwie komisch - fast gesprächig - und wirkte beinahe normal. Einen Moment lang hatte sie kaum noch Angst. Doch dann wurde er wieder stocksteif und horchte auf irgendwas, hielt den Finger an den Mund, damit sie ja kein Wort sagte, runzelte wütend die Stirn. Seine dunkle Seite hatte wieder die Oberhand gewonnen. Schließlich schüttelte er den Kopf, so als hätte er festgestellt, dass ihnen keinerlei Gefahr drohte. Er rieb sich mit dem Handrücken über das Gesicht, kratzte an den Pusteln.

    »Los geht's.«
    Er deutete mit dem Kopf den steilen Pfad hinauf, zum Rand des Steinbruchs.

    »Es ist nicht mehr weit.«

    »Bis zu den Outer Banks sind wir mindestens einen Tag lang unterwegs. Wenn nicht noch mehr.«

    »Ach, verflucht, heute kommen wir da doch nicht mehr hin.«
    Er lachte, so als hätte sie wieder irgendeine dumme Bemerkung von sich gegeben.

    »Wir verstecken uns hier in der Nähe und lassen die Arschlöcher, die uns suchen, einfach vorbeimarschieren. Wir bleiben über Nacht da.«
    Er wandte den Blick von ihr ab.

    »Über Nacht?« , flüsterte sie beklommen. Doch Garrett sagte nichts mehr. Er stieß sie vor sich her, den ganzen steilen Pfad hinauf, bis zum Rand des Steinbruchs, und dann auf den Kiefernwald zu, der dahinter lag.

... Sechs
    Was reizt uns an diesen Stätten des Todes? Amelia Sachs hatte sich diese Frage schon oft, an dutzenden von Tatorten gestellt, die sie untersucht hatte, und sie stellte sie sich auch jetzt, als sie auf dem Bankett der Route 112 in Blackwater Landing stand und zum Paquenoke hinabblickte. Hier, an diesem Ort, war der junge Billy Stail eines grausamen Todes gestorben; hier waren zwei junge Frauen entführt worden, hier hatte sich das Leben eines tüchtigen Deputys für immer verändert, war vielleicht zerstört worden, nachdem er von hunder-ten Hornissen angegriffen worden war. Selbst im grellen Sonnenschein wirkte Blackwater Landing düster und bedrohlich. Sorgfältig musterte sie die Umgebung. Hier, am Tatort, führte ein steiler, mit Müll übersäter Hang vom Bankett der Route 112 hinab zum schlammigen Flussufer. Unten, wo der Boden eben wurde, standen Weiden und Zypressen, dazwischen dichtes, hohes Gras. Ein alter, morscher Bootssteg ragte rund zehn Meter weit in den Fluss hinaus und versackte dann im Wasser. In der unmittelbaren Umgebung befanden sich keine Häuser, doch Sachs hatte unweit des Flusses eine Reihe großer

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