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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Kopfkissen um den bloßen Arm. Langsam hob sie den Drahtdeckel hoch und griff hinein. Zwei Wespen landeten auf dem Handschuh, flogen aber gleich wieder weg. Die übrigen scherten sich nicht um den Eindringling. Sie achtete darauf, dass sie dem Nest nicht zu nahe kam. Hundertsiebenunddreißig Mal ist sie gestochen worden... Sie musste nur ein paar Zentimeter tief tasten, bis sie auf den Plastikbeutel stieß.

    »Ich hab's.«
    Sie zog es heraus. Eine Wespe entkam und verschwand irgendwo im Haus, bevor sie den Drahtdeckel wieder auflegen konnte. Sie zog die Lederhandschuhe aus, ließ aber die aus Latex an. Öffnete dann die Tüte und kippte den Inhalt auf das Bett. Eine Rolle Angelschnur, ziemlich dünn. Ein paar Geldscheine - etwa hundert Dollar - und vier Eisenhower-Silberdollar. Ein weiterer Bilderrahmen - diesmal mit dem Foto aus der Zeitung, auf dem Garrett und seine Familie eine Woche vor dem Unfall abgebildet waren, bei dem seine Eltern und seine Schwester ums Leben kamen. Ein alter, zerschrammter Schlüssel an einer kurzen Kette wie ein Autoschlüssel, obwohl sich am Griff kein Firmenzeichen befand, nur eine kurze Seriennummer. Sie berichtete Rhyme davon.

    »Gut, Sachs. Ausgezeichnet. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber es ist ein erster Ansatz. Und nun nimmst du dir den eigentlichen Tatort vor. Blackwater Landing.«
    Sachs hielt inne und blickte sich um. Die Wespe war mittlerweile wieder zurückgekehrt und versuchte, wieder in das Glas zu gelangen. Sie fragte sich, welche Kunde sie ihren Artgenossen wohl übermitteln mochte.

    »Ich kann nicht mehr« , sagte Lydia zu Garrett.

    »Ich kann nicht so schnell laufen« , keuchte sie. Der Schweiß strömte ihr über das Gesicht. Ihre Tracht war klatschnass.

    »Still« , herrschte er sie wütend an.

    »Ich muss horchen. Kann ich aber nicht, wenn du die ganze Zeit quasselst.«
    Auf was horcht er?, fragte sie sich. Wieder zog er die Karte zu Rate und führte sie einen anderen Pfad entlang. Sie befanden sich immer noch tief im Kiefernwald, wo sie vor der Sonne geschützt waren, dennoch fühlte sie sich benommen und erkannte an sich erste Anzeichen eines drohenden Hitzschlags. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, glotzte auf ihre Brüste. Schnipste mit den Fingernägeln. Diese aberwitzige Hitze.

    »Bitte« , flüsterte sie weinerlich.

    »Ich schaff das nicht! Bitte!«

    »Still! Ich sag's nicht noch mal.«
    Ein Schwärm Gnitzen tanzte um ihr Gesicht. Sie spie aus, als ihr beim Einatmen eine oder zwei in den Mund gerieten. Herrgott, war das hier ekelhaft - mitten im Wald. Lydia Johansson war nicht gern in freier Natur. Die meisten Menschen mochten die Wälder, sie waren gern in ihren Swimmingpools, in ihren Gärten. Sie hingegen war dann glücklich und zufrieden, wenn sie vier Wände um sich hatte - in ihrem Beruf, bei einem Glas Margarita mit anderen ledigen Freundinnen im TGI Friday, bei Horrorbüchern vor dem Fernseher, beim Bummel durch die riesigen Einkaufszentren, oder wenn sie gelegentlich eine Nacht mit ihrem Freund verbrachte. All das spielte sich drinnen ab, ausnahmslos. Draußen - das erinnerte sie immer an die Gartenfeste, die ihre verheirateten Freundinnen veranstalteten, an Familienfeten, bei denen alle einträchtig um den Swimmingpool saßen, derweil die Kinder mit aufblasbarem Gummispielzeug herumtobten, an Picknicks, an schlanke Frauen in Badeanzügen und Tangas. Draußen - das erinnerte Lydia an das Leben, das sie sich wünschte, das ihr aber nicht vergönnt war, an ihre Einsamkeit. Er führte sie einen weiteren Pfad entlang, heraus aus dem Wald. Mit einem Mal wichen die Bäume links und rechts zurück, und vor ihnen tat sich eine riesige Grube auf. Es war ein alter Steinbruch. Blaugrünes Wasser stand in dem Loch. So weit sie sich erinnern konnte, waren hier früher die Kinder schwimmen gegangen, bevor der Sumpf alles Land nördlich des Paquo zurückerobert hatte und die Gegend hier zu gefährlich wurde.

    »Na los« , sagte Garrett und deutete mit dem Kopf nach unten.

    »Nein. Ich will nicht. Ich hab Angst.«

    »Mir doch scheißegal, was du willst« , versetzte er.

    »Komm schon!«
    Er packte ihre mit Klebeband gefesselten Hände und führte sie einen steilen Pfad hinab bis zu einem Felsvorsprung. Dort zog Garrett sein T-Shirt aus und spritzte sich Wasser auf die gereizte Haut. Er kratzte und zupfte an den Pusteln, musterte seine Fingernägel. Ekelhaft. Er blickte zu ihr auf.

    »Willst du auch mal? Tut gut. Du kannst dich

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