Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
Vom Netzwerk:
Bezirksstaatsanwalt von Paquenoke County.
    »Er ist sechzehn«, sagte Fredericks.
    »Hier in diesem Staat gibt es keine Strafkammer«, versetzte der Staatsanwalt ungerührt,
    »die ihn nicht als Erwachsenen behandeln und für zweihundert Jahre hinter Gitter schicken würde.«
    »Na dann mal los, McGuire«, sagte Fredericks ungeduldig.
    »Sie wollen mir ein Angebot machen. Die Töne kenn ich doch.« McGuire nickte Bell zu, und Sachs schloss daraus, dass der Sheriff und der Bezirksstaatsanwalt schon vorher über dieses Thema gesprochen hatten.
    »Selbstverständlich bieten wir Ihnen etwas an«, fuhr Bell fort.
    »Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Mädel noch lebt, und wir möchten sie gern finden, bevor sie nicht mehr lebt.«
    »Wir haben in diesem Fall so viele Anklagepunkte, Cal«, sagte McGuire,
    »dass Sie erstaunt sein werden, wie weit wir Ihnen entgegenkommen.«
    »Lassen Sie mich staunen«, versetzte der streitbare Strafverteidiger.
    »Ich könnte ihn wegen Freiheitsberaubung in Tateinheit mit fortgesetzter Nötigung und wegen zweifachen Mordes anklagen -zum einen an Billy Stail, zum anderen an dem Deputy, der gestorben ist. Jawohl, und trotzdem sind wir zu Zugeständnissen bereit. Vorausgesetzt allerdings, dass wir das Mädchen lebend finden.«
    »Apropos Ed Schaeffer«, konterte der Anwalt.
    »Das war ein Unfall.«
    »Verflucht noch mal, der Junge hat eine Falle gelegt«, fauchte Mason.
    »Bei Billy gebe ich mich mit Totschlag zufrieden«, bot McGuire an,
    »und was den Deputy angeht, mit fahrlässiger Tötung.« Fredericks ließ sich das kurz durch den Kopf gehen.
    »Mal sehen, was sich machen lässt.« Mit laut klackenden Absätzen verschwand er in Richtung Zellentrakt. Fünf Minuten später kehrte er ziemlich geknickt zurück.
    »Was sagt er dazu?«, fragte Bell eher entmutigt, als er die Miene des Anwalts sah.
    »Kein Glück.«
    »Blockt er ab?«
    »Total.«
    »Wenn Sie was wissen, Cal«, grummelte Bell,
    »dann erzählen Sie's uns. Mir ist scheißegal, ob Sie als Anwalt an eine Schweigepflicht -«
    »Nein, nein, Jim, wirklich wahr. Er sagt, er beschützt das Mädchen. Er sagt, dass sie dort gut aufgehoben ist und dass ihr nach diesem Kerl mit der braunen Latzhose und dem weißem Hemd Ausschau halten sollt.«
    »Er kann uns nicht mal eine halbwegs gute Beschreibung geben«, sagte Bell.
    »Und selbst wenn, kommt er uns morgen schon wieder mit einer anderen daher, weil er das alles bloß erfunden hat.« McGuire strich seine ohnehin glatten Haare zurück. Der Verteidiger benutzte Haarspray, wie Sachs riechen konnte. Der Anklagevertreter Frisiercreme.
    »Hören Sie, Cal, das ist Ihre Angelegenheit. Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht. Wenn Sie uns verraten, wo das Mädchen steckt, und sie noch lebt, halte ich mich beim Strafantrag zurück. Wenn nicht, kommt's zum Prozess, und ich geh aufs Ganze. Der Junge kommt nie mehr aus dem Gefängnis raus. Das wissen wir doch beide.« Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Mir ist da ein Gedanke gekommen«, sagte Fredericks.
    »Aha«, versetzte McGuire skeptisch.
    »Nein, hören Sie zu... Ich hatte vor einer Weile einen Fall in Albermarie eine Frau, die behauptet hat, ihr Junge wäre von zu Hause weggelaufen. Aber irgendwas war an der Sache faul.«
    »Der Fall Williams?«, fragte McGuire.
    »Meinen Sie die Schwarze?«
    »Genau die.«
    »Ich hab davon gehört. Haben Sie die Frau vertreten?«, fragte Bell.
    »Exakt. Sie hat uns eine ziemlich wirre Geschichte aufgetischt, und außerdem war sie schon vorher wegen psychischer Störungen aufgefallen. Ich habe einen Psychologen drüben in Avery engagiert, weil ich wissen wollte, ob er sie überhaupt für zurechnungsfähig hielt. Er hat sie ein paar Mal untersucht. Und auf einmal hat sie den Mund aufgemacht und uns erzählt, was passiert ist.«
    »Hypnose etwa - dieser Krampf, mit dem man angeblich dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen kann?«, fragte McGuire.
    »Nein, es war was anderes. Er bezeichnete es als Leere-Stuhl-Therapie. Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert, aber er hat sie damit zum Reden gebracht. So als hätte sie bloß einen kleinen Anstoß gebraucht. Ich kann den Mann anrufen, ihn herkommen und mit Garrett reden lassen. Vielleicht kommt der Junge ja zur Vernunft... Aber« - jetzt war es der Anwalt, der Bell den Zeigefinger in die Brust stieß -
    »alles, worüber sie reden, ist vertraulich, und Sie erfahren nicht das Geringste, bevor sein amtlicher Vormund und ich damit einverstanden sind.«

Weitere Kostenlose Bücher