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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Bell schnappte McGuires Blick auf und nickte.
    »Rufen Sie ihn an«, sagte der Staatsanwalt.
    »Okay.« Fredericks ging zu dem Telefon in der anderen Ecke des Vernehmungsraums.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Sachs. Der Anwalt drehte sich zu ihr um.
    »Dieser Fall, bei dem Ihnen der Psychologe geholfen hat, der Fall Williams.«
    »Ja?«
    »Was ist mit dem Jungen passiert? Ist er weggelaufen?«
    »Nö, die Mutter hat ihn umgebracht. Hat ihn in Maschendraht eingewickelt, einen Betonklotz drangehängt und im Teich hinter dem Haus ersäuft. He, Jim, wie komm ich nach draußen durch?« Der Schrei war so laut, dass ihr Hals wie Feuer brannte und Mary Beth das Gefühl hatte, ihre Stimmbänder könnten einen dauerhaften Schaden davongetragen haben. Der Missionar, der am Waldrand entlanglief, hielt inne. Er hatte seinen Rucksack über der einen Schulter hängen und einen Kanister in der Hand, so als wollte er Unkrautvertilgungsmittel versprühen. Er blickte sich um. Bitte, bitte, bitte, dachte Mary Beth. Ohne auf den Schmerz zu achten, versuchte sie es erneut.
    »Hier drüben! Helfen Sie mir!« Er schaute zu der Hütte. Wollte weggehen. Sie holte tief Luft, dachte an Garrett Hanions schnipsende Fingernägel, seine feuchten Augen, seine ständige Erektion, dachte daran, wie tapfer ihr Vater in den Tod gegangen war, an Virginia Dare... und sie schrie so laut wie nie zuvor. Diesmal blieb der Missionar stehen, blickte wieder zu der Hütte. Er nahm seinen Hut ab, ließ Rucksack und Kanister zurück und kam auf sie zugerannt. Danke... Sie fing an zu schluchzen. Oh, vielen Dank! Er war schlank und braun gebrannt. Um die fünfzig, aber kräftig und vital. Eindeutig ein Naturbursche.
    »Was ist los?«, rief er keuchend, als er nur mehr fünfzehn Meter entfernt war, und lief langsamer.
    »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Bitte!«, krächzte sie. Der Schmerz in ihrer Kehle war kaum zu ertragen. Wieder spie sie Blut. Vorsichtig lief er zu dem zerbrochenen Fenster, betrachtete die Glasscherben am Boden.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Ich komme nicht raus. Jemand hat mich gekidnappt -«
    »Gekidnappt?« Mary Beth wischte sich das Gesicht ab, das nass war von den Tränen, die sie aus lauter Erleichterung vergoss, und vom Schweiß.
    »Von einem Schüler aus Tanner's Corner.«
    »Moment... Ich hab davon gehört. Kam in den Nachrichten. Sie sind diejenige, die er entführt hat?«
    »Genau.«
    »Wo steckt er jetzt?« Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Kehle schmerzte zu sehr. Sie atmete tief durch.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie schließlich.
    »Er ist gestern Abend weggegangen. Bitte... haben Sie etwas Wasser?«
    »In der Feldflasche, bei meinen Sachen. Ich hol sie.«
    »Und rufen Sie die Polizei. Haben Sie ein Telefon?«
    »Nicht dabei.« Er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht.
    »Ich arbeite im Auftrag des Bezirks.« Er deutete mit dem Kopf zu dem Rucksack und dem Kanister.
    »Wir vernichten Marihuana, wissen Sie, das die Halbstarken hier draußen anpflanzen. Die Bezirksverwaltung gibt uns Handys, aber ich nehm meines nie mit. Sind Sie schwer verletzt?« Er musterte ihren Kopf, das verkrustete Blut.
    »Nicht weiter schlimm. Aber... Wasser. Ich brauche Wasser.« Er trabte zurück zum Wald, und einen bangen Moment lang befürchtete sie, er könnte wieder weggehen. Aber er bückte sich, hob eine mit olivgrünem Stoff bezogene Feldflasche auf und kam zurückgerannt. Sie nahm sie mit zitternden Händen und zwang sich dazu, langsam zu trinken. Das Wasser war heiß und abgestanden, doch sie meinte noch nie etwas Köstlicheres getrunken zu haben.
    »Ich seh zu, dass ich Sie raushole«, sagte der Mann. Er ging zur Tür. Kurz darauf hörte sie einen dumpfen Schlag, als er entweder mit dem Fuß gegen die Tür trat oder sie mit der Schulter aufzubrechen versuchte. Dann wieder. Noch zweimal. Er ergriff einen schweren Stein und schlug damit auf das Holz ein. Es nützte nichts. Er kehrte zu dem Fenster zurück.
    »Nichts zu machen.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und musterte die Gitterstäbe am Fenster.
    »Mann, der hat hier ja ein richtiges Gefängnis gebaut. Auch mit einer Eisensäge dauert das Stunden. Okay, ich hol Hilfe. Wie heißen Sie?«
    »Mary Beth McConnell.«
    »Ich ruf die Polizei an, dann komm ich wieder und hol Sie raus.«
    »Bitte beeilen Sie sich.«
    »Ich hab einen Freund, der nicht weit weg wohnt. Ich ruf von dort aus den Notdienst an, und dann kommen wir zurück. Dieser Junge... hat der eine Waffe?«
    »Ich weiß es

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