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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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nicht. Ich habe keine gesehen. Aber ich weiß es nicht.«
    »Halten Sie durch, Mary Beth. Das wird schon wieder. Normalerweise renn ich nicht, aber heute mach ich eine Ausnahme.« Er drehte sich um und wollte davonlaufen.
    »Mister... vielen Dank.« Doch er ging nicht darauf ein. Er rannte durch das Schilf und das hohe Gras, machte nicht einmal Halt, um seine Sachen mitzunehmen. Mary Beth blieb am Fenster stehen und hielt die Feldflasche, als wiegte sie einen frisch geborenen Säugling im Arm.

... Neunzehn
    Als Sachs aus dem Gefängnis kam, sah sie Lucy Kerr, die auf einer Parkbank vor einem Imbiss auf der anderen Straßenseite saß und ArizonaEistee trank. Sie überquerte die Straße. Die beiden Frauen nickten einander zu. Sachs bemerkte ein Schild an der Ladenfront: KALTES BIER.
    »Gibt's hier in Tanner's Corner irgendein Gesetz über den Umgang mit offenen Flaschen?«
    »Ja«, sagte Lucy.
    »Und wir achten auch ziemlich genau darauf. Laut Gesetz muss eine Flasche, aus der man trinkt, immer offen sein.« Es dauerte einen Moment, bis der Groschen fiel. Sachs lachte.
    »Möchten Sie was Stärkeres?«, fragte sie. Lucy deutete mit dem Kopf auf ihren Eistee.
    »Das hier reicht mir.« Sachs kam kurz darauf mit einem großen Styroporbecher voller SamAdams-Bier heraus, auf dem eine hohe Schaumkrone stand. Sie setzte sich neben die Polizistin und berichtete ihr von der Auseinandersetzung zwischen McGuire und Fredericks und von dem Psychologen.
    »Hoffentlich haut das hin«, sagte Lucy.
    »Jim meint, dass es draußen auf den Outer Banks tausende alter Häuser gibt. Wir müssen ein bisschen genauer Bescheid wissen, wenn die Suche was bringen soll.« Ein paar Minuten lang schwiegen sie. Ein einsamer Teenager ratterte unter großem Getöse auf einem Skateboard vorbei und verschwand. Sachs schilderte ihren Eindruck, dass es offenbar so gut wie keine Kinder in der Stadt gab.
    »Stimmt
    », sagte Lucy.
    »Hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht, aber hier gibt's wirklich nicht viele Kinder. Ich glaube, das liegt daran, dass die jungen Leute fast alle wegziehen, in die Städte, die näher an der Autobahn liegen und größer sind. In Tanner's Corner kommt man nicht weit, wenn man's zu was bringen will.«
    »Nein. Buddy und ich waren noch nicht so weit. Dann haben wir uns getrennt, und danach hab ich niemand mehr kennen gelernt. So sehr ich's auch bedaure, ehrlich gesagt. Aber ich habe keine Kinder.«
    »Wie lange sind Sie schon geschieden?«
    »Seit drei Jahren.« Sachs wunderte sich, dass die Frau nicht wieder geheiratet hatte. Sie sah ziemlich gut aus - vor allem die Augen hatten es ihr angetan. Als sie in New York als Model gearbeitet hatte - bevor sie sich entschied, es ihrem Vater nachzutun und zur Polizei zu gehen -, hatte sie viel Zeit mit den so genannten Reichen und Schönen zugebracht. Aber der Blick dieser Leute war oftmals so leer und nichts sagend gewesen. Wenn jemand keine schönen Augen hat, so hatte Sachs festgestellt, ist es mit der ganzen Person nicht weit her.
    »Ach, irgendwann werden Sie schon jemanden kennen lernen«, sagte Sachs zu Lucy.
    »Eine Familie gründen.«
    »Ich habe meinen Beruf«, entgegnete Lucy rasch.
    »Man muss im Leben ja nicht alles haben, wissen Sie.« Sachs hatte den Eindruck, dass hier etwas unausgesprochen blieb - etwas, was Lucy ihr mitteilen wollte. Sie überlegte, ob sie nachbohren sollte, und versuchte es dann mit einem indirekten Vorstoß.
    »Im Bezirk Paquenoke gibt's doch bestimmt tausende von Männern, die liebend gern mit Ihnen ausgehen würden.« Lucy zögerte einen Moment.
    »Ich geh eigentlich so gut wie gar nicht weg«, sagte sie.
    »Ehrlich?« Wieder kurzes Schweigen. Sachs blickte die staubige, menschenleere Straße auf und ab. Der Skateboardfahrer war längst verschwunden. Lucy atmete durch, als wollte sie etwas sagen, trank stattdessen einen Schluck Eistee. Dann sagte sie unverhofft:
    »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich vor ein paar Jahren gesundheitlich nicht ganz auf dem Posten war?« Sachs nickte.
    »Ich hatte Brustkrebs. War noch nicht weit fortgeschritten, aber die Ärzte haben gemeint, man sollte lieber gleich beidseitig amputieren. Und das haben sie gemacht.«
    »Tut mir Leid«, sagte Sachs und runzelte die Stirn.
    »Haben Sie Chemotherapie gemacht?«
    »Ja. Ich war eine Zeit lang kahl. Sah interessant aus.« Sie trank wieder einen Schluck.
    »Das ist jetzt dreieinhalb Jahre her. Bislang ist alles bestens«, fuhr Lucy fort.
    »Hat mich ganz schön aus der

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