Jene Nacht im Fruehling
Dann drehte sie sich plötzlich zu ihm hin. »Michael! Wenn du kein Verhütungsmittel mehr nimmst, könnte ich doch jetzt schwanger werden!«
»Tatsächlich?« Er hörte sich so an, als würde ihn die Möglichkeit einer Schwangerschaft gar nicht bekümmern, ehe er dann, ganz sacht, ihre Hand drückte. »Hättest du denn etwas dagegen?«
Sie ignorierte seine zweite Frage. »Ich denke, das ist im höchsten Maße unverantwortlich von dir. Du hättest ein Verhütungsmittel benutzen müssen.«
»Ich? Warum nicht du?«
»Das hätte ich ja getan, aber bei diesem Erstenmal hast du mir ja gar keine Zeit zum Überlegen gelassen, und zudem war ich ein wenig zu beschwipst, um noch klar denken zu können.«
Er grinste auf sie hinunter. »Kennst du den Paarungsruf einer Südstaatenschönheit? >Himmel, wie bin ich blau !<«
»Das wirst du mir büßen!« fauchte sie, setzte sich auf seinen Bauch und begann ihn zu kitzeln.
Doch in diesem Moment wurden sie von zwei sehr sauberen kleinen Jungen gestört, die neben dem Bett standen und auf sie hinunterstarrten. Es war nicht nötig für die beiden, eine Erklärung für ihr Eindringen abzugeben; denn man konnte es ihnen vom Gesicht ablesen: Sie waren getrennt von ihrem Daddy und in einem fremden Haus und brauchten dringend einen Trost. Weder Sam noch Mike zögerten eine Sekunde, sondern jeder schnappte sich einen Jungen und nahm ihn zu sich ins Bett. Die Kinder kuschelten sich aneinander wie die zwei Hälften eines Eis, das zwischen Mike und Sam eingezwängt war, und schliefen auf der Stelle ein.
Samantha hatte so eine Ahnung, daß das Schlafen mit Kindern, die sich an ihn kuschelten, für Mike nichts Neues war, aber für sie war es das, und das Gefühl rührte an etwas, das ganz tief in ihr steckte.
»Mike«, flüsterte sie, »kannst du auch Zwillinge machen?« Sie versuchte, diese Frage in einem leichten, scherzhaften Ton zu stellen, aber das gelang ihr nicht. Sie wollte Mike, und sie wollte die Kinder, die er ihr vielleicht schenken konnte.
Mike wußte, was sie ihn da fragte: Sie wollte wissen, ob sie zusammen Kinder haben konnten. Und er wußte, daß eine positive Antwort von ihm eine lebenslange Verpflichtung bedeutete. Aber hatte er ihr nicht schon in der ersten Nacht das Ja-Wort gegeben, als er mit ihr schlief und kein Verhütungsmittel verwendet hatte - eine von ihm sehr bewußte Unterlassung?
»Wahrscheinlich«, sagte er schließlich. »Möchtest du denn ein Paar haben?«
»Ja, die würde ich ganz gern haben wollen«, erwiderte sie, als wäre das nicht die wichtigste Antwort, die sie jemals in ihrem Leben gegeben hatte.
Über die Köpfe der beiden schlafenden Kinder hinweg gaben sie sich nun die Hände und hielten sich ganz fest.
27
Mike erwachte, als er das leise Geräusch eines sich im Schloß drehenden Schlüssels hörte. Seit dem Mordversuch an Samantha schien er nicht mehr tief schlafen zu können, sondern es war, als hielte er stets mit einem Ohr Wache und achtete auf alles, was sich im Haus regte. Nur konnte die Person, die sich durch die Vordertür Zutritt zu seinem Haus verschaffen wollte, kein anderer als sein Bruder Kane sein; denn trotz der scheinbar freudigen Bereitwilligkeit, mit der er sich gestern von seinen beiden Söhnen trennte, war Kane in Wahrheit ganz verrückt nach seinen Kindern und konnte es kaum ertragen, sie länger als zehn Minuten aus den Augen zu verlieren.
Mike glitt aus dem Bett, ging auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und hatte gerade die Hose angezogen, als Kane in die Vorhalle trat. »Wie ich sehe, steht dein Haus noch«, sagte er. »Haben meine beiden Rangen deine Lady in Alpträume versetzt oder war sie vernünftig genug, dich zu verlassen?«
Mike sagte kein Wort, legte nur die Finger auf die Lippen und gab seinem Bruder ein Zeichen, ihm zu folgen. Vorsichtig öffnete er dann die Tür des Schlafzimmers, das er sich mit Sam teilte, und gestattete seinem Bruder, einen Blick hineinzuwerfen. Samantha lag auf dem Rücken, einen Zwilling an jeder Seite, wobei der eine halb auf ihrem Bauch lag, das Gesicht gegen ihren Arm gepreßt, der andere mit dem Kopf auf ihrer Brust, ein Bein halb unter ihrem Po.
»Es ist schon so lange her, daß ich sie mit sauberen Gesichtern gesehen habe, daß ich mir nicht sicher bin, ob ich sie wiedererkannt hätte«, murmelte Kane, doch als Mike die Tür wieder schließen wollte, sah Kane seinen Bruder an, und Mike konnte in seinen Augen lesen, was er in diesem Moment empfand: >Himmel, wie ich dich beneide
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