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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Bruder, der das Ganze vom Boden aus verfolgte, veranstaltete nun ein Räuber-und-Gendarm-Spiel mit Samantha, indem er an der Hausmauer hin- und herkletterte, während Samantha es - zunächst allerdings vergeblich - einzuholen und festzuhalten versuchte.
    Mike ging nun hinaus und machte sich bereit, den einen oder anderen aufzufangen, falls das nötig werden sollte, doch in diesem Moment erwischte Samantha den Räuber am Hosenboden, der auf sie hinuntersah und zu fragen schien: >Und was machst du jetzt?< Mike erkannte, daß Samantha tatsächlich nicht wußte, wie sie diesen stämmigen Knaben vom Spalier herunterholen sollte, aber sie bemühte sich, es nicht zu zeigen. Mike sah das und genoß ihre Verwirrung.
    »Willst du dich etwa von einem vierjährigen Jungen besiegen lassen?« rief Mike ihr vom Boden aus zu.
    Samantha beobachtete ihn nicht, sondern sah den Jungen mit einem >Ich-bin-stärker-als-du-und-werde-gewinnen<-Grinsen an, zog heftig an seinem Hosenboden, und in der nächsten Sekunde hatte sie ihn in ihren Armen. Obwohl er immer schwerer zu werden schien, gelang es Samantha, ihn auf den Boden hinunterzubringen, wobei ihnen Mike auf den letzten anderthalb Metern, als eine Rosenranke abriß, Hilfestellung gab, sie beide mit seinen kräftigen Armen vom Spalier herunterhob und auf den Rasen stellte.
    Sobald die Füße des Jungen den Boden berührt hatten, rannte er mit seinem Bruder davon, während sich Samantha die von den Rosendornen arg mitgenommenen Arme rieb. »Nun verstehe ich, warum du Gewichte hebst: Du bereitest dich damit auf deine Kinder vor. Meinst du, ich sollte die beiden in die Badewanne stecken?«
    Lächelnd gab Mike ihr einen Kuß auf den Mund und zog sie in seine Arme. »Mike, wo sind die Bengels denn jetzt hingekommen?« fragte sie, sich im Garten umschauend.
    »Hmmm«, erwiderte er, ihren Rücken streichelnd. »Du hast ein furchtbares Wort zu ihnen gesagt.«
    »Bengels? Ist denn das so schlimm?«
    »Nein, du hast >Badewanne< gesagt. Jetzt haben sie sich versteckt, und du wirst sie erst wiederfinden müssen, wenn du beabsichtigst, sie zu waschen. Kane gibt es meistens auf und wirft sie einfach in den Wassertrog für seine Pferde. Er hat so eine Theorie, daß sie bestimmt die Nützlichkeit einer Badewanne entdecken werden, sobald sie sich für Mädchen zu interessieren beginnen. Er meint, das Problem erledigt sich eines Tages von selbst.«
    Sie schob ihn von sich weg, und als sie ihn wieder anblickte, war ihr Mund ein entschlossener Strich. »Wenn meine Großmutter mit Gangstern fertig geworden ist, sollte mir das doch auch bei zwei kleinen Jungen gelingen. Was man hier braucht, ist List und die Kraft eines Herkules. Du stellst dich jetzt dort drüben auf, während ich auf der anderen Seite des Gartens suche und sie dir notfalls zutreiben werde.« Als dann plötzlich zwei schmutzige Jungen aus dem Nirgendwo auftauchten, packte Samantha blitzschnell zu und klemmte sie sich unter den Arm. Sich unter ihrem Gewicht beugend wie ein olympischer Wettkämpfer, der sich die Hantel auf die Schultern legt, hielt sie die beiden strampelnden Jungen fest.
    »Du hast geschwindelt!« zeterte einer der Zwillinge. »Du hast was von Limonade gesagt und nichts vom Baden!«
    »Ja«, erwiderte Samantha gelassen, die gar nicht gewußt hatte, daß die Bengels schon sprechen konnten. »Ich habe das Schwindeln von eurem Onkel Mike gelernt. Er ist ein Meister darin.«
    Einen Moment hörten die Zwillinge zu strampeln auf, um ihren Onkel voller Respekt anzusehen, aber er sah noch genauso aus wie vorhin - genauso wie ihr Vater -, und war deshalb uninteressant. Sie nahmen ihre Bemühungen, sich aus Samanthas Griff zu befreien, wieder auf. Sie war nicht gerade ein Herkules, schien aber ungewöhnlich kräftig zu sein.
    »Ihr beide werdet jetzt ein Bad nehmen, und dann werde ich euch im Bett eine Geschichte vorlesen.« Als die Zwillinge ihre Strampelei nicht aufgeben wollten und ihr fast die Arme ausrenkten, sagte sie: »Es ist die tollste Horrorgeschichte, die ihr euch vorstellen könnt. Das Blut fließt in Strömen, Menschen werden zerhackt und aufgespießt und ...«
    Die Jungen stellten daraufhin das Strampeln ein und hörten Samantha gespannt zu, was sie ihnen alles im Bett erzählen würde, während sie die beiden die Treppe hinauftrug.
    *
    Während Samantha die Zwillinge badete und versuchte, sie von einer Schmutzschicht zu befreien, die schon seit Jahren, wie es schien, an ihren Körpern haftete, wobei die beiden sich mit

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