Jene Nacht im Fruehling
Jungen dann in den Garten hinausliefen, rief Samantha ihnen nach, daß sie sie noch einmal baden und alles gründlich schrubben müßte, falls sie sich schmutzig machten.
»Die Genitalien auch?« erkundigte sich einer der Jungen.
Samantha drehte sich schockiert mit fragenden Augen zu Kane um.
»Er meint damit die Zehen«, erklärte Kane ihr achselzuckend. »Er hat das Wort bei den Simpsons’ im Fernsehen gehört, und ich habe ihm gesagt, das wären die Zehen.«
»Ja, mein Kleiner!« rief Samantha daraufhin in den Garten hinaus, »ich werde dir auch die Zehen waschen und noch viel mehr, wenn du dich schmutzig machst! Und falls ihr euch wieder die Hemden zerreißt, gebe ich sie und eure Cowboy-Hüte in die Altkleidersammlung. Na, wenn das keine Strafe ist!«
Kichernd rannten da die Jungen ums Haus, während Kane Samantha mit offenem Mund anstarrte, als sie nun das Frühstücksgeschirr abräumte.
Während sie die Teller abspülte, drehte sie sich mit strengem Gesicht zu Kane um: »Sie sollten den beiden wirklich keine Plätzchen zum Frühstück geben, und Coca Cola ist die reinste Chemie. Und was die Körperhygiene der beiden betrifft... na, das wissen Sie ja selbst. Da brauche ich Ihnen nichts mehr zu sagen.«
Da nahm Kane seine Zeitung wieder hoch und hielt sie sich vor das Gesicht. »Sie können die beiden nicht haben, Sam«, sagte er. »Sie gehören mir. Lassen Sie sich von Mike ein paar eigene machen.«
Samantha gab ihm darauf keine Antwort. Errötend drehte sie sich wieder zur Spüle um. Denn der Gedanke, daß Kane, der, wie sie wußte, Witwer war, die beiden Jungen vielleicht bei ihr lassen würde, bis er für sie eine Mutter gefunden hatte, war ihr in der Tat bereits gekommen.
28
»Möchtest du mir jetzt nicht etwas von dir und Nelson erzählen?«
»Nelson?« wiederholte Samantha zerstreut, denn sie war mit ihren Gedanken noch bei den Zwillingen - diesen beiden süßen Jungs, die Kane gleich nach dem Frühstück wieder mitgenommen hatte. Es schien fast so, als hätte er Angst gehabt, es würde ihr gelingen, sie ihm wegzunehmen, wenn er sie noch ein paar Minuten bei ihr gelassen hätte.
»Der Typ in der Bar. Erinnerst du dich an ihn? Du hast ihn kennengelernt, als du dich in fast unbekleidetem Zustand vor der halben Männerwelt New Yorks produziert hast.«
Samantha lachte. »Ach, dieser Nelson. Mike, glaubst du, daß ich mich als Callgirl für fünfhundert Dollar die Nacht eignen würde?«
Mike brummelte etwas und sagte dann: »Hättest du vielleicht die Freundlichkeit, mir zu sagen, was Nelson auf diesen Zettel geschrieben hat, den er dir zusteckte? Natürlich könnte ich es genauso machen wie du und so lange in deinen Taschen und Schubladen herumschnüffeln, bis ich ihn gefunden habe. Aber ich bin ja kein moralisch verkommenes Subjekt.«
Als sie ihm den schmutzigen Lunch-Teller wegnahm, gab sie ihm einen Kuß auf die Nasenspitze. »Du konntest ihn wohl nicht finden, wie?«
Mike wich ihrem Blick aus und verließ dann den Tisch, um Samantha in die Küche zu folgen. »Samantha«, sagte er, »was hast du schon wieder vor?«
»Auf dem Zettel standen ein Name - Walden - und eine Telefonnummer.«
Als er ihr dabei zuschaute, wie sie das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine einräumte, merkte er, daß auch sie seinem Blick auswich. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schwenkte sie herum, so daß sie ihm ins Gesicht schauen mußte. »Und hast du inzwischen etwas unternommen, was diesen Zettel betrifft?«
»Ich habe diese Nummer angerufen. Offenbar ist dieser Mr. Walden ein Rechtsanwalt. Ich habe mich für heute um drei mit ihm verabredet.«
»Und hattest du vor, allein hinzugehen? Vielleicht wolltest du mir erzählen, daß du einen kleinen Einkaufsbummel machst und dich dann heimlich in seine Kanzlei schleichen?«
»Mike, du kannst diesen Mann doch nicht mit Doc vergleichen! Er ist Anwalt und jung - zumindest jünger als die meisten Leute, die etwas von Maxie wissen. Also kann er auch nicht in die Ereignisse jener Mainacht des Jahres 1928 verwickelt gewesen sein. Mr. Walden ist erst fünfundfünfzig.«
»Und woher weißt du das?«
»Ich - nun - ich fragte seine Sekretärin. Ich sagte ihr, daß ich glaube, Mr. Walden schon einmal in einer Single-Bar getroffen zu haben, und beschrieb ihn als einen großen, blonden Mann von ungefähr sechsundzwanzig Jahren. Da gab sie mir zur Antwort, daß Mr. Walden fünfundfünzig Jahre alt, und verheiratet sei, und vier erwachsene Kinder habe. Er sei
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