Jene Nacht im Fruehling
der Seife und den Waschlappen eine Schlacht lieferten und Samantha bis auf die Haut durchnäßten, stand Mike unter der Badezimmertür und sah ihnen zu. Die Jungen waren sich tatsächlich so unheimlich ähnlich wie ihr Vater und er es waren - selbst die Leberflecken saßen bei ihnen an der gleichen Stelle.
»Wie hast du nur Kane von mir unterscheiden können?« fragte er Samantha.
»Michael Taggert, wenn Sie jetzt nach Komplimenten fischen . ..« Sie brach mitten im Satz ab und duckte sich rasch, um nicht von einem Stück Seife am Kopf getroffen zu werden.
»Vielleicht auch das, aber würde dich das nicht ebenfalls interessieren, wenn du dein ganzes Leben lang gehört hast, daß man dich von einem anderen Menschen nicht unterscheiden könne, und plötzlich jemand käme, der das Gegenteil behauptet? Wie unterscheiden wir uns also?«
»Erst einmal ist er kleiner als du. Und der Ausdruck seiner Augen ist anders. Du bist ein ... netterer Mann als er. Liebenswürdiger.«
»Vielleicht sind meine Augen anders als seine, wenn ich dich anschaue.«
»Möglich.« Sie drehte sich zu ihm um. »Aber deine Wimpern sind entschieden länger. Und gebogener.«
»Gebogener?« lachte Mike.
Verlegen drehte sie sich von ihm weg. »Ich wußte, daß ich dir das nicht hätte sagen sollen. Du besitzt keine Ähnlichkeit mit deinem Bruder. In keinerlei Hinsicht.« Mike schien sich damit zufrieden zu geben und verließ das Badezimmer wieder, das in wenigen Minuten so aussah, als müßte man die Nationalgarde zu Hilfe rufen.
Nachdem die Zwillinge gebadet waren und endlich im Bett lagen, wollten sich auch Samantha und Mike schlafen legen - in Mikes Bett. Samantha war sehr müde und glaubte, ihre ganze Energie an diesem Tag aufgebraucht zu haben, aber als sie in ihrem weißen Nachthemd aus dem Badezimmer kam und einen Blick in Mikes Augen warf, fielen sie im nächsten Moment übereinander her, rissen sich an den Kleidern, waren mit den Händen, Lippen und Fingernägeln überall zugleich.
Es war eine Stunde später, daß sie dann gesättigt nebeneinander im Bett lagen, Samanthas Kopf auf seiner Schulter ruhend, er seine Arme um sie gelegt.
»Das ist alles ganz neu für mich«, murmelte Samantha. »Ich meine, ich habe das natürlich gemacht. .. gewissermaßen.« Sie lachte. »Mike, der Unterschied zwischen dem Sex mit dir und meinem Ex-Mann ist, wie Mark Twain so schön sagt, wie der zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Sex so schön sein kann. So etwas Erfreuliches und ... Erfüllendes.«
Mike sagte nichts.
Sie spielte sacht mit den Haaren auf seiner Brust. »Vermutlich hast du das schon tausendmal mit tausend verschiedenen Frauen gemacht. Ich schätze, für dich ist es nichts .. . Außergewöhnliches.«
»Sam, als ich vierzehn war, gab mir mein Vater die erste Lektion über die Notwendigkeit von Schutzmitteln beim Geschlechtsverkehr. Er zählte mir alle Krankheiten auf, die man sich dabei einfangen könnte, und wies mich besonders auf die Gefahr der unerwünschten Schwangerschaft hin. Seither habe ich jedesmal, wenn ich mit einer Frau ins Bett gegangen bin, ein Kondom verwendet - eine dünne Gummihaut, die mich von ihr trennte. Ich habe den Gummischutz auch benutzt, wenn sie sagte, sie nähme die Pille oder was auch immer. Ich wollte lieber auf Nummer Sicher gehen, als mich hinterher ohrfeigen. Bis gestern nacht bin ich noch niemals, so könnte man sagen, mit einer Frau richtig in Berührung gekommen. Vielleicht könnte man sogar soweit gehen, zu behaupten, daß ich bis gestern nacht noch Jungfrau gewesen bin.«
Sie zögerte. »War es besser - ohne, meine ich?«
»Viel besser. Viel, viel, viel besser. Ich habe so etwas bisher noch nie erlebt. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Sex so gut sein kann.«
Sie hob seine Hand hoch, betrachtete sie, als wollte sie diese mit ihrer vergleichen, und liebkoste sie mit ihren Fingerspitzen. »Und deshalb wirst du wohl, schätze ich mal, später bei anderen Frauen auch keinen Gummischutz mehr verwenden. Du wirst jetzt immer... ihre Haut auf deiner spüren wollen.«
»Richtig.«
Sie verschränkte ihre Finger mit den seinen und drückte sie zusammen. Sie konnte sich ein Leben ohne Mike gar nicht mehr vorstellen - oder Mike zusammen mit einer anderen Frau.
»Aber ich denke, Sam«, sagte er sehr leise, »daß sich der Bock die Hörner abgestoßen hat.«
Sie hatte Angst, ihn zu fragen, was er damit meinte, aber seine Worte ließen ihre Herz schneller schlagen.
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