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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Jahre dafür gesorgt, daß die Familie nicht hungern mußte.
    »Meine Großmutter liegt im Sterben, nicht wahr?« fragte Samantha, zwischen Blair und Mike hin und her sehend.
    »Ja«, sagte Blair. Sie wollte Samantha nicht die Wahrheit verschweigen.
    »Weiß sie es?«
    »Ja. Sie hat nach euch beiden gefragt. Ihr sollt zu ihr kommen. Sie möchte mit euch reden.«
    »Ja«, sagte Samantha. »Ich muß die Wahrheit über Großvater Cal erfahren.« Es schien plötzlich wichtig für sie zu sein, zu wissen, ob der Mann, der sie so sehr geliebt hatte, auch von ihr geliebt worden war, oder ob Maxie nur Michael Ransome geliebt hatte.
    Samantha mußte sich nicht erst zu einem Lächeln zwingen, als sie ihre Großmutter in diesen hübschen pinkfarbenen Laken sah. Blair hatte sie schon am Vormittag in Jubilees Klub gebracht, so daß sie alles mitverfolgen konnte. Aber nachdem Samantha als Maxie den Klub durch den Bühneneingang verlassen hatte, hatte Blair ihre Patientin in ein eigenes Zimmer gebracht - in das Zimmer, das einmal Michael Ransomes Garderobe gewesen war.
    Wie immer, stieg Samantha zu ihrer Großmutter aufs Bett, aber nun war Maxie zu schwach dazu, sie so an sich zu drücken, wie das ihre Enkelin jetzt mit ihr tat.
    »Erzähl mir, was geschehen ist«, sagte Samantha leise, ihrer Großmutter sacht das Haar aus der Stirn streichend. Schon spürte sie, wie der Körper ihrer Großmutter kälter wurde. Sie und Mike mußten sich über das Bett beugen, um Maxies Worte verstehen zu können.
    »Ich verließ den Klub«, flüsterte Maxie - es war schon fast ein Röcheln. »Ich hatte kein Gepäck - nur die Sachen, die ich auf dem Leib trug, meine kleine Henkeltasche und die Segeltuchtasche, die Joe mir anvertraut hatte. Ich ging zum Bahnhof und kaufte mir mit dem Geld, das mir noch geblieben war, eine Fahrkarte. Ich konnte mir damit nur eine Fahrkarte bis Louisville in Kentucky kaufen für weiter reichte es nicht. Als ich in Louisville ausstieg, setzte ich mich im Bahnhof auf eine Bank. Ich war hungrig - ich hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen -, und der Mann, den ich liebte, war tot. Ich hatte einen anderen Mann schwer, wenn nicht gar tödlich verletzt, der dafür an mir Rache nehmen würde. Ich war im dritten Monat schwanger, und ich hatte keine Unterkunft, keine Bleibe -nichts. Alles, was ich zu haben glaubte, waren zehntausend Dollar in einer Tasche aus Segeltuch - markiertes Geld, das mich mein Leben kosten würde, wenn ich auch nur einen Schein davon ausgab. Und ein paar Juwelen, die man bis zu meinem gegenwärtigen Aufenthaltsort zurückverfolgen konnte, wenn ich sie verpfändete.«
    Während Maxie Luft holte, warteten Sam und Mike darauf, daß sie ihren Bericht fortsetzte; denn sie spürten, daß Maxie nicht eher sterben konnte, bis sie ihnen alles erzählt hatte.
    »Es war in Louisville, wo ich dann, als ich in der Damentoilette das Blut auf meinem Kleid herauszuwaschen versuchte, in die Segeltuchtasche schaute und auf ihrem Boden einen kleinen Lederbeutel entdeckte. Der Beutel war mit großkarätigen Diamanten gefüllt - mit Diamanten im Wert von drei Millionen Dollar, und das war exakt die Summe, die Doc von Scalpini erbeutet hatte. Half Hand mußte die Banknoten in Diamanten umgetauscht haben, weil sich die Beute so leichter transportieren ließ. Als ich die Steine sah, wurde mir klar, daß mein Leben keinen Cent mehr wert war, wenn Doc oder seine Männer mich fanden. Ich kehrte daraufhin wieder in den Warteraum zurück und überlegte, ob ich meinem Leben nicht freiwillig ein Ende setzen sollte.«
    Da huschte ein Lächeln über Maxies Gesicht. »Neben mir saß ein junger Mann und sagte: >Sie sehen genauso aus, wie ich mich fühle. Möchten Sie nicht etwas essen und mit mir darüber reden ?< Ich blickte in seine freundlichen braunen Augen und sagte >Ja< Und so lernte ich Calvin Elliot kennen.
    Er nahm mich mit in ein Café, wo wir Kaffee tranken, etwas aßen und wo ich ihm alles erzählte. Er hörte mir zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen oder mich abschätzend anzusehen. Als ich mit meiner Geschichte zu Ende war, erzählte er mir von sich. Er war soeben aus der Armee entlassen worden, vor zwei Jahren waren seine Eltern an Herzversagen gestorben, und vor vier Monaten war das Mädchen, das er schon seit seiner Schulzeit liebte, mit einem Mann durchgebrannt, den sie erst sechs Tage vorher kennengelernt hatte. Und vor drei Tagen hatte ihm ein Militärarzt gesagt, daß er infolge von Mumps - er hatte sich

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