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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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unbegreiflich waren, während er sie verstand und daß er sie nun bat, seinem Zwillingsbruder zu vertrauen.
    Es fielen noch mehr von solchen barschen, harten Worten, mit denen Mike Samantha zusetzte. Und plötzlich begann Samantha zu weinen - so herzzerreißend zu schluchzen, daß es im ganzen Haus widerhallte.
    Und Blair und Kane saßen sich im Erdgeschoß an der kleinen Frühstückstheke gegenüber und sprachen kein Wort. Was hätten sie schon zu diesem Kummer und dieser Verzweiflung sagen sollen, die sich Samantha dort oben offenbar von der Seele weinte?
    Doch nachdem das zwei Stunden angedauert hatte, sagte Blair, sie könne das nicht länger ertragen, öffnete ihre Arzttasche und holte eine Injektionsnadel heraus. »Ich werde ihr eine Spritze geben, damit sie zur Ruhe kommt«, sagte Blair.
    Doch wieder legte ihr Kane die Hand auf den Arm. »Samantha muß die Tränen vieler Jahre vergießen, all die Tränen, die sich in ihr aufgestaut haben«, war seine geheimnisvolle Antwort, als sie ihn fragend ansah.
    Widerstrebend legte Blair ihre Spritze wieder beiseite und füllte statt dessen einen Glaskrug mit Wasser. »Sie wird aber noch austrocknen, wenn sie so weitermacht«, sagte sie und ging mit dem Krug nach oben. Als sie zurückkam, blickte Kane sie fragend an.
    »Mike hält sie in seinen Armen, und sie weint noch immer, als würde sie nie mehr aufhören.« Blair goß sich eine Tasse Kaffee aus der Wärmehaltekanne ein, und setzte sich damit wieder an die Frühstückstheke.
    Als sie dann zum erstenmal Samanthas laute, zornige Stimme hörten, sprangen sie beide von ihren Hockern auf und schauten sich entgeistert an. So laut und so ausgiebig wie jetzt Samantha, hatte Kane noch niemanden fluchen hören, und er lauschte ihr geradezu andächtig.
    Als dann oben der erste Teller gegen eine Wand flog, sprang Blair von ihrem Hocker herunter, um die Treppe hinaufzueilen und diesem Unsinn ein Ende zu bereiten, doch Kane wußte das zum drittenmal zu verhindern.
    Eine gute Stunde hielt nun dieses Fluchen, Schimpfen und Zerbersten von Tellern an, wozu sich nach einiger Zeit noch ein weiteres Geräusch gesellte, das sich wie splitterndes Holz anhörte, und von lauten, empört hervorgestoßenen Worten wie Vater, Richard , Sex und Doc und Half Hand begleitet wurde.
    Gerade, als Blair sich nicht mehr von Kane davon abhalten lassen wollte, nun doch die Treppe hinaufzustürmen, weil Samantha wohl nie mehr mit dieser Toberei aufhören würde und dringend eine Beruhigungsspritze benötigte, wurde es plötzlich und ohne jede Überleitung still über ihnen, so daß Blair und Kane sich wieder gegenseitig ansahen, sich fragend, was wohl jetzt da oben Schreckliches passiert sein mochte.
    Ungefähr zehn Minuten später kam Mike die Treppe herunter, und Blair hatte ihn noch nie in einem so mitgenommenen und erschöpften Zustand gesehen. Aber trotz der dunklen Augenringe schien er irgendwie erleichtert, als sei ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen, während er auf dem Hocker Platz nahm, den Kane für ihn freigemacht hatte. »Jetzt wird alles gut werden. Sie schläft jetzt«, sagte er, während Kane ihm die Hand auf die Schulter legte.
    Als Mike die Skepsis in Blairs Gesicht sah, nahm er ihre Hand und drückte sie. »Glaube mir, sie ist jetzt okay. Bitte gieß mir jetzt ein großes Glas Brandy und ein großes Glas Milch für Sam ein, ja? Ich werde sie wieder wecken und ihr etwas sagen.«
    Die beiden Zwillingsbrüder sahen sich verständnisinnig an. Es bedurfte keiner Worte, mit denen Mike seinem Bruder erst erklären mußte, was er denn Samantha mitteilen wollte.
    Mit dem Brandy und der Milch auf einem Tablett, ging Mike wieder hinauf zu Sam, die erschöpft auf ihrem Bett lag. Die Küche glich einem Schlachtfeld, und im Wohnzimmer hatte Samantha viele Sachen zerschlagen, die einst ihr Vater angeschafft hatte. Endlich war es ihr gelungen, ihre Wut herauszuschreien - ihm zu zeigen, wie empört sie darüber war, daß er sie nach dem Tod ihrer Mutter im Stich gelassen und später praktisch dazu gezwungen hatte, so einen Mann wie Richard zu heiraten.
    Mike stellte das Tablett mit den Gläsern auf den Nachttisch, weckte sie auf, nahm sie in seine Arme und sagte ihr, daß Menschen sterben und Menschen geboren werden und dies der ganze Sinn des Lebens sei.
    »Mike«, sagte Samantha müde, »wovon redest du überhaupt?«
    »Von Babys«, erwiderte er. »Von neuem Leben, das altes ersetzt.« Als sie ihn immer noch verwirrt anblickte, legte er seine

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