Jene Nacht im Fruehling
vor zwei Jahren beim Militär angesteckt - steril geworden sei.«
Einen Moment lang mußte Maxie wieder nach Atem ringen, während Samantha den Impuls unterdrückte, sie zu bitten, jetzt still zu sein und sich auszuruhen; denn sie wußten beide, daß auch die längste Ruhepause Maxies Leben nicht mehr retten konnte.
Als sie fortfuhr, war ihre Stimme nur noch ein Hauch: »Cal und ich saßen dann da, und wir wußten beide nicht, was wir noch reden sollten, als Cal plötzlich sagte, daß wir heiraten sollten. Er meinte, das ergäbe einen Sinn, weil er keine eigenen Kinder haben könnte, und es eine Schande wäre, wenn mein Kind ohne Vater aufwachsen müßte. Er sagte, wir würden uns jetzt zwar nicht lieben und vielleicht würden wir das nie, aber wir würden das Kind lieben, und das wäre genug.«
»Und du hast ja gesagt«, flüsterte Samantha, Maxies nun rasch schwächer werdenden Körper stützend.
»Nicht sofort. Ich sagte ihm, wie gefährlich das für ihn wäre, wenn Docs Männer mich finden würden. Aber Cal sagte, wir würden eine neue Identität für mich erschaffen, und dann würden sie mich niemals finden. Ich versuchte ihm das auszureden. Ich sagte, daß nichts für ihn dabei zu gewinnen sei, aber Cal lachte und sagte, ich hätte wohl schon lange nicht mehr in einen Spiegel geschaut.«
»Und so hast du ihn geheiratet.«
»Drei Tage später«, sagte Maxie, die Augen einen Moment schließend. »Und Doc fand mich nicht, bis er dieses Foto in der Zeitung sah. Und deshalb ging ich fort, aber nicht einmal das konnte deine Mutter vor Doc retten.«
»Und du hast ihn geliebt«, Samanthas Stimme war ein wenig laut, als ob die geschlossenen Augen ihre Großmutter sie erschreckt hatten. Sie wollte zu Gott beten, daß er sie ihr nicht fortnehmen sollte, aber Samantha war nicht so selbstsüchtig. Maxie hatte nie ein Wort darüber verloren, doch Sam wußte, daß sie ständig unter Schmerzen gelitten hatte, die von Tag zu Tag größer wurden. Der Arzt hatte Mike erzählt, daß Maxie, seit sie ihre Enkelin wiedergefunden hatte, keine Schmerztabletten mehr hätte nehmen wollen, weil sie nicht betäubt sein wollte, sondern jede Sekunde, die sie mit ihrer Enkelin noch Zusammensein konnte, bei klarem Verstand erleben wollte.
»Ja«, sagte Maxie, und ihre Lider öffneten sich noch einmal. »Cal zu lieben, war leicht. Er war nicht so aufregend wie Michael, und kein Mann der Überraschungen, aber er war immer da, wenn ich ihn brauchte.«
Sie sah ihre Enkelin mit Augen voller Liebe an. »Cal hat mich immer geliebt.«
Und so ist Maxie gestorben - mit Augen voller Liebe.
37
»Ich mache mir ihretwegen Sorgen«, sagte Blair zu Kane. Sie waren wieder in Mikes Haus, saßen sich auf Hockern an der kleinen Frühstückstheke in Mikes Küche gegenüber und lauschten den Geräuschen, die aus Samanthas Wohnung zu ihnen herunterdrangen. Sie hörten Samantha weinen - so jammervoll weinen, wie das Blair bisher noch bei keinem Menschen erlebt hatte und das nun schon, was Blair für viel bedenklicher hielt, seit mehreren Stunden. Maxie war gegen zwei Uhr morgens gestorben. Danach hatte Mike Samantha auf seinen Armen aus Maxies Sterbezimmer getragen und in sein Haus zurückgebracht, während Blair und Kane den beiden in einem anderen Wagen gefolgt waren. Mikes Eltern hatten sich der Zwillinge von Kane angenommen und verbrachten mit ihnen die Nacht in Blairs Apartment.
Mike hatte, sobald sie das Haus erreicht hatten, Samantha in ihre Wohnung hinaufgebracht. Und hinter der Tür von Sams Apartments hatten Blair und Kane Mike brüllen hören: »Weine! Weine, verdammt noch mal! Hat deine Großmutter es denn nicht verdient, daß du ihr wenigstens ein paar von deinen kostbaren Tränen opferst?«
»Da hört sich doch alles auf!« Blair war empört, entsetzt über das, was sie Mike soeben oben hatten sagen hören. Wie konnte er es wagen, jemanden, der so viel durchgemacht hatte wie Samantha, derart grob zu behandeln?
Aber Kane hatte sie am Arm festgehalten, als sie die Treppe hinaufeilen wollte, und sie dann nur stumm angesehen, als wollte er sie vor übereilten Schritten warnen. Als Kinder waren Mike und Kane mehr gewesen als nur eineiige Zwillingsgeschwister - sie waren gleichsam Klone gewesen, als wären sie auch in ihren Empfindungen und Gedanken identisch -, und sie bezweifelte, daß einer der beiden jemals etwas vor dem andern geheimhalten wollte oder konnte. Und Blair las nun in Kanes Augen, daß dort oben Dinge vor sich gingen, die ihr
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