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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einer Frau ins Bett zu steigen, wie das jetzt bei Samantha der Fall war. Vielleicht waren bei ihm die Frühlingsgefühle erwacht. Vielleicht brauchte er ein langes Wochenende im Bett mit einer von Daphnes Freundinnen. Oder vielleicht brauchte er Samantha.
    Sie loslassend, trat er von ihrem Bett zurück. »Ich glaube, wir müssen miteinander reden.«
    Als Samantha auf den Wecker auf ihrem Nachttisch blickte und feststellte, daß es zehn Minuten nach elf Uhr abends war, holte sie tief Luft.
    »Als wir uns zum erstenmal begegneten, haben Sie mich attackiert. Heute benutzen Sie einen Schlüssel, den Sie angeblich gar nicht besaßen, um sich auf gesetzwidrige, um nicht zu sagen sittenwidrige Weise mitten in der Nacht Zutritt zu meiner Wohnung zu verschaffen. Und nun fragen Sie mich nach einem Mann, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Und Sie wundem sich, daß ich mich aufrege. Mr. Taggert, haben Sie schon jemals das Wort Privatsphäre gehört?«
    »Ich habe schon viele Worte gehört«, erwiderte er, ihren Kommentar ignorierend, als ob seine Anwesenheit in ihrer Wohnung nichts zu bedeuten hätte. Statt auf ihre Rechte Rücksicht zu nehmen, setzte er sich auf den Bettrand und sah sie an.
    Samantha versuchte erneut, das Bett zu verlassen. »Ihr Verhalten ist unerträglich.«
    »Ich bin froh, daß Sie wütend sind. Zumindest ist das besser, als wenn Sie Ihr Leben verschlafen.«
    »Was ich mit meinem Leben anfange, geht Sie nichts an«, fauchte sie, während sie aus dem Bett stieg und nach dem Bademantel ihres Vaters griff.
    Sich zu dem Tablett umdrehend, das hinter ihm auf dem Tisch stand, nahm Mike die Serviette von dem Brotkorb und holte ein Hörnchen heraus. Er biß in das köstliche Backwerk und sagte dann mit vollem Mund: »Ziehen Sie diesen Bademantel nicht an, er ist viel zu groß für Sie. Haben Sie denn nichts - nichts Mädchenhaftes, das Sie anziehen können?«
    Sie blickte ihn ungläubig an und schob trotzig die Arme durch die Ärmellöcher des Bademantels. Dieser Mann war wirklich eine Zumutung! »Ich würde Ihnen empfehlen, wenn Sie etwas - Mädchenhaftes - was für ein altmodisches Wort! - suchen, sich woanders umzuschauen.«
    Ihr schneidender Tonfall, ihre feindselige Haltung, ihre direkte Aufforderung, ihre Wohnung zu verlassen, schienen ihn nicht im mindesten zu beeindrucken. Er verzehrte seelenruhig sein Hörnchen und sagte: »Altmodisch oder nicht - es stünde Ihnen besser. Und das würde ich an Ihrer Stelle unterlassen.«
    Samantha hatte die Hand auf den Türgriff gelegt, und als er sie jetzt warnte, hatte sie zum erstenmal Angst vor ihm. Ihm den Rücken zukehrend, merkte sie, daß ihre Hand zu zittern begann.
    »Ach, Sam«, rief er mit einer Mischung aus Gekränktheit und Ärger, »Sie brauchen sich doch nicht vor mir zu fürchten! Ich würde Ihnen niemals etwas antun.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?« flüsterte sie, bemüht, Ruhe zu bewahren und ihre Angst zu verbergen, was ihr nicht gelingen wollte. »Sie haben mich belogen. Sie besitzen einen Schlüssel zu meiner Wohnung.«
    Mike konnte ihrer Stimme anhören, daß sie sich vor ihm fürchtete, und das war das letzte, was er sich wünschte. Sich langsam vom Bett erhebend - nur keine unbeherrschte Bewegung! - ging er zu ihr, aber sie wollte sich noch immer nicht umdrehen. Ganz sacht legte er ihr die Hände auf die Schultern und runzelte die Stirn, weil sie unter seiner Berührung zusammenzuckte, als erwartete sie, von ihm gewürgt oder geschlagen zu werden. So vorsichtig, als wäre sie ein verletztes Tier, führte er sie zum Bett zurück und schlug die Decke auf, damit sie sich wieder hinlegen konnte. Dabei lächelte er sie auf eine Weise an, die sie, wie er hoffte, beruhigen sollte.
    »Nein«, flüsterte sie, und ihre Stimme war fast heiser vor Angst.
    Es war offenkundig, daß sie glaubte, er wollte sie nur im Bett haben, damit er sich leichter über sie hermachen konnte. Noch nie zuvor hatte ein weibliches Wesen ihn für einen Frauenschänder gehalten. Bisher hatte auch noch kein weibliches Wesen vor ihm Angst gehabt, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Wichtiger noch: Er hatte es keineswegs verdient, daß sie sich vor ihm fürchtete.
    »Oh, zum Teufel!« sagte Mike, während er sie nun mit einem unsanften Schubs ins Bett beförderte. Er hatte es satt, von ihr als abartiger Triebtäter betrachtet zu werden, der regelmäßig über seine Mieterinnen herfiel, um sich an ihnen zu vergehen. Er rückte zwei Schritte vom Bett ab, drehte sich um

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