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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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und funkelte sie an. »Okay, Sam, lassen Sie uns ein paar Dinge klarstellen. Ich habe Sie geküßt. Vielleicht sollte ich Ihrer Meinung nach dafür gehenkt werden, oder zumindest kastriert. Aber wir leben in einer Gesellschaft, die in dieser Beziehung sehr freizügig ist. Was kann ich dazu noch sagen? Daß es Leute gibt, die Drogen an Kinder verkaufen, Serienmörder, Kinderschänder? Und solche Leute wie mich, die hübsche Mädchen küssen, die mich so anschauen, als wollten sie von mir geküßt werden? Bedauerlicherweise sind solche Triebtäter wie ich vor dem Gesetz nicht schuldfähig.«
    Die Arme schützend vor ihrer Brust kreuzend, preßte Samantha ihre Lippen zu einem Strich zusammen. »Und worauf läuft das Ganze hinaus?«
    »Darauf, daß Sie und ich einen Auftrag durchführen müssen, und ich es leid bin, damit so lange zu warten, bis Sie an die Oberfläche kommen, um Luft zu holen.«
    »Auftrag? Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Er brauchte eine Minute, ehe er begriff, daß sie ihm die Wahrheit sagte.
    »Haben Sie denn das Testament Ihres Vaters nicht gelesen?«
    Ärger und Schmerz wallten in ihr auf, doch es gelang ihr, den Schmerz niederzukämpfen. »Natürlich habe ich es gelesen. Ich wußte auch so schon, was drinsteht.«
    »Also haben Sie es nicht gelesen.« Seine Frustration wuchs von Sekunde zu Sekunde.
    »Ich wünsche jetzt wirklich, daß Sie gehen.«
    »Aber das werde ich nicht, also können Sie sich die Worte sparen. Ich bin es leid, mir noch länger mit anzusehen, wie Sie durchs Haus schleichen, nichts essen wollen, kein Interesse mehr für irgend etwas haben. Wie lange ist es her, seit Sie zuletzt dieses Haus verlassen haben?«
    »Was ich tue oder nicht tue, geht Sie gar nichts an. Ich kenne Sie ja nicht einmal.«
    »Möglicherweise nicht, aber ich bin Ihr Vormund.«
    Samantha sah ihn an, öffnete den Mund, um zu sprechen, schloß ihn wieder und öffnete ihn erneut. Dieser Mann war verrückt! Vormünder gab es doch nur noch in Schauerromanen. Im wirklichen Leben kamen sie nicht mehr vor. Und selbst in diesen Romanen wurden sie nicht für achtundzwanzigjährige geschiedene Frauen bestellt. Wenn es ihr endlich gelang, ihn aus ihrer Wohnung hinauszubefördern, würde sie sofort ihre Sachen packen und dieses Haus für immer verlassen.
    Es war nicht schwer für Mike, ihr von den Augen abzulesen, was sie dachte, und das machte ihn wütend. Sie würde ihn anhören, und wenn er sie an ihrem Bett festbinden mußte! Statt sie jedoch zu fesseln - wofür sie ihn zweifellos vor Gericht gebracht hätte -, nahm er das Tablett mit dem Essen, das er für sie bestellt hatte, und setzte es auf ihrem Schoß ab. »Essen«, befahl er.
    Samantha wollte sich weigern, hatte aber zu große Angst vor ihm, so daß sie es nicht wagte, sich seinem Befehl zu widersetzen. Als sie jedoch noch immer zögerte, strich er etwas auf eine kleine Scheibe Toast, hielt ihr diese vor den Mund und machte dabei ein Gesicht, als müsse sie damit rechnen, daß er ihr die Nase zuhielt und sie zwangsernährte, wenn sie nicht ihren Mund öffnete. Was sie dann, wenn auch widerstrebend tat. Es war ein Toast mit Gänseleberpastete, eine der köstlichsten Dinge, die sie jemals in ihrem Leben gekostet hatte. Während sie ihren ersten Bissen kaute, entspannte sie sich ein wenig und nahm ihm den Toast, den er ihr nun reichte, aus der Hand.
    »Und jetzt«, verkündete Mike, »werde ich reden, und Sie werden zuhören.«
    »Habe ich denn eine andere Wahl?« Sie war bereits bei ihrem zweiten Toast. Vielleicht war sie tatsächlich ein bißchen hungrig.    
    »Nein. Keine. Sie sind keine sehr gute Zuhörerin, nicht wahr? Sie haben offensichtlich nicht zugehört, als Ihr Anwalt Ihnen sagte, daß Sie das Testament Ihres Vaters lesen sollen.«

»Ich bin eine ausgezeichnete Zuhörerin und hatte mir vorgenommen, es zu lesen.« Er bestrich jetzt die Toaststückchen fast so schnell mit der Pastete, wie sie diese verzehrte.
    »So, wie Sie ein Bad nehmen wollten, oder?« Er versuchte sie nun zu beleidigen und sich in den Glauben zu versetzen, daß sie keineswegs die sexuell anziehendste Frau war, die er je gesehen hatte. Aber selbst wenn sie nicht gar so attraktiv sein würde - wie eben jetzt -, hatte er dennoch einige Vorstellungen davon, was er mit ihrem köstlichen Körper gern anstellen wollte. Wenn sie seine Gedanken lesen könnte, würde sie nun wirklich Angst haben vor ihm.
    »Wenn Sie nicht in meiner Nähe sein wollen, können Sie mich gern verlassen.

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