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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Honey, laß es mich wissen. Ich schulde dir noch ein paar Gefallen.«
    Mike nickte geistesabwesend, doch er sah dabei wieder zu Samanthas Fenstern hinauf und war mit seinen Gedanken ganz bei seiner Mieterin. Zwei Minuten später stand er in der Bibliothek am Telefon und bestellte ein Essen beim >La Cote Basque<, das ihm ins Haus geliefert werden sollte.

4
    Als Mike dann später vor Samanthas Wohnungstür stand, holte er tief Luft, ehe er anklopfte. Er hatte keine Ahnung, ob das, was er jetzt tat, auch richtig war, aber er suchte das Beste daraus zu machen.
    Sie reagierte nicht auf sein Klopfen, und eigentlich hatte er das auch nicht erwartet. Also holte er, das Tablett auf einer Hand balancierend, seinen Schlüssel aus der Tasche, steckte ihn ins Schloß, öffnete die Tür einen Spalt breit und sah, daß kein Licht brannte. Die Augen zum Himmel hebend, murmelte er, als er sich durch die Tür ins Zimmer schob: »Gib, daß sie nichts Weißes anhat!«
    *
    Samantha kam langsam zu sich, öffnete widerwillig die Augen und blinzelte ein paarmal in dem grellen Licht, das sie blendete. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie wach genug war, um zu erkennen, daß es ihr Hausherr war, der über ihr stand, ein Tablett in den Händen.
    »Was machen Sie denn in meiner Wohnung?« fragte sie stirnrunzelnd und richtete sich in eine sitzende Stellung auf. Aber da war nicht wirkliche Angst in ihrer Stimme, nicht einmal Neugierde. Vielmehr war sie so müde, daß ihr die Knochen wehtaten, und nichts konnte sie dazu bringen, noch groß Anteil zu nehmen an dem, was um sie herum vorging.
    »Ich habe ihnen etwas zu essen gebracht«, erwiderte er und stellte das Tablett auf den Tisch am Fenster. »Ein Menü aus einem der besten Restaurants von New York.«
    Samantha rieb sich die Augen. »Ich möchte nichts essen.« Als sie nun richtig wach geworden war, sah sie durch das angrenzende Wohnzimmer zu der geschlossenen Tür ihres Apartments hin. »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?«
    Lächelnd, als wäre das alles nur ein großer Spaß, hielt Mike seinen Schlüssel in die Höhe.
    Samantha zog die Bettdecke bis zum Hals herauf. Nun, da sie wieder voll bei Bewußtsein war, erwachte auch ihr Ärger. »Sie haben mich belogen! Sie sagten, sie besäßen keinen Schlüssel zu meiner Wohnung. Sie sagten ...« Ihre Augen weiteten sich, und sie preßte sich gegen das Kopfteil des Bettes. »Wenn Sie einen Schritt näher kommen, schreie ich.«
    In diesem Moment brauste ein Rettungswagen die Lexington Avenue hinunter, und der Klang seiner Sirene, der durch das halboffene Fenster hereinkam, war so laut, daß die Schallwellen die Vorhänge bewegten. »Glauben Sie, daß jemand Sie hören würde?« fragte Mike, sie immer noch anlächelnd.
    Nun hatte auch Samanthas Wahrnehmungsempfinden wieder voll eingesetzt. Panik stieg in ihr auf, die sich in ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie bemühte sich jedoch, die Ruhe zu bewahren, schlug die Decke zurück und schickte sich an, das Bett zu verlassen. Mike faßte sie am Arm und sagte im beschwörenden Ton:
    »Hören Sie, Sam - es tut mir ja leid, daß ich irgendwie den Eindruck bei Ihnen erweckte, ich sei ein Sexualmonster. Ich bin es nicht. Ich habe Sie geküßt, weil...« Mit einem jungenhaften Grinsen brach er mitten im Satz ab. »Vielleicht sollten wir das jetzt lieber auf sich beruhen lassen. Was ich von Ihnen verlange, ist wichtiger als Sex. Vielleicht nicht annähernd so erfreulich, aber letztendlich weitaus wichtiger. Ich kam zu Ihnen in die Wohnung, weil ich mit Ihnen über Tony Barrett reden will. Ich möchte, daß Sie mich so weit informieren, daß ich ihn aufsuchen kann.«
    Samantha hielt abrupt in ihren Bemühungen inne, sich seinem Griff zu entziehen, und blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Würden Sie gefälligst Ihre Hand von meinem Arm nehmen?«
    »Oh, natürlich«, erwiderte er. Er hatte sie nur am Ellenbogen festhalten wollen, damit sie nicht aus dem Zimmer rannte, weil alles darauf hindeutete, daß sie genau das tun wollte, aber statt sie nur festzuhalten, hatte er die Finger gespreizt, und seine Hand bewegte sich nun an ihrem Arm hinauf. Sie sah keineswegs wie die begehrenswerteste Frau aus, die ihm jemals in seinem Leben begegnet war. Offensichtlich hatte sie seit Tagen kein Bad mehr genommen, hatte fettiges, strähniges Haar und dunkle Ringe um die Augen. Doch trotz ihres zur Zeit nicht gerade vorteilhaften Aussehens hatte es Mike in seinem Leben noch nie so sehr danach verlangt, zu

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