jennissimo (German Edition)
eines nach dem anderen?“
Was vernünftig klang, aber sie wusste einfach, dass er Serenity an erste Stelle setzen würde.
„Von ihren Fehlern einmal abgesehen, bist du Serenity wirklich wichtig.“
„Ich wusste es!“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Immer geht es nur um sie.“
„Vielleicht ist es ja richtig so. Du kannst die ganze Angelegenheit nicht klar sehen“, fuhr er fort, „wegen deiner blinden Loyalität gegenüber Beth …“
„Blinde Loyalität? Ist das dein Ernst? Beth – Mom – war für mich da, seit ich ein Baby bin! Immer. Serenity kenne ich hingegen erst seit ein paar Monaten. Wage es nicht, diese beiden Beziehungen miteinander zu vergleichen.“
„Entschuldige“, sagte er steif. „Das hätte ich so nicht sagen sollen. Trotzdem siehst du nicht, worum es wirklich geht.“
Du bist so empfindlich. Du weißt doch gar nicht, was das Beste für uns ist. Solche Behauptungen kenne ich nur zu gut, dachte sie vor Wut kochend. Von Aaron. Wieso bildeten Männer sich immer ein, alles besser zu wissen?
Gut, vielleicht nicht alle Männer. Vielleicht nur die Männer, die es im Leben immer viel zu leicht gehabt hatten.
„Niemand will dir deine Liebe zu Beth nehmen, aber Serenity ist deine Mutter“, betonte er.
„Biologisch betrachtet.“
Er sah sie an, als wollte er sagen, dass dies wichtiger wäre als alles andere.
„Wir müssen uns wohl darauf einigen, dass wir uns nicht einigen können“, erklärte sie steif, wobei sie ihm am liebsten die nächstbeste Bratpfanne auf den Kopf geschlagen hätte.
„Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu streiten.“
„Warum dann?“
„Weil ich mich gefreut habe, dass du wieder da bist.“ Er musterte sie lange. „Mein Fehler.“
Bevor sie noch etwas sagen konnte, ließ er sie stehen. Siestarrte ihm hinterher, wütend auf ihn und wütend auf sich selbst. Schön, dachte sie dann aber. Soll er doch verschwinden. Jetzt war sowieso keine gute Zeit, sich auf was Neues einzulassen. Wenigstens konnte sie auf diese Weise nicht mehr verletzt werden.
Die nächsten Tage versuchte Jenna, möglichst nicht an Ellington zu denken. Immer wieder sagte sie sich, dass sie keinen Mann in ihrem Leben brauchte, und meistens glaubte sie das auch. Am Mittwoch spazierte Robyn vom Only Ewe in den Laden.
„Violet hat den Strickkurs verpasst“, sagte sie. „Ich wollte nur mal nachfragen, ob alles in Ordnung ist.“
Jenna zögerte. Vielleicht wollte Violet nicht, dass Robyn die Wahrheit erfuhr, andererseits ließ sie sich, sobald Violet wieder da war, sowieso nicht verbergen. „Ihr Freund hat sie geschlagen“, berichtete Jenna leise, damit die anderen Kunden nichts davon mitbekamen. „Sie war über Nacht im Krankenhaus und bleibt jetzt so lange bei meinen Eltern, bis es ihr wieder besser geht.“
Robyn riss die Augen auf. „Oh nein, das ist ja furchtbar! Kann ich irgendwie helfen? Oder sie besuchen?“
„Ich weiß nicht so genau, ob sie möchte, dass alle wissen, was geschehen ist.“ Sie schrieb die Adresse ihrer Eltern und Violets Telefonnummer auf einen Zettel.
„Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Denn jetzt weiß ich, dass ich mich blöd stellen muss, wenn irgendein Typ in meinen Laden kommt und nach ihr fragt. Und ansonsten überlasse ich es ihr, ob sie mir erzählen will, was geschehen ist. Sind ihre Hände okay?“
„Ja.“
„Dann werde ich ihr Wolle und ein paar einfache Strickmuster mitbringen“, schlug Robyn vor. „Damit kann sie sich vielleicht die Zeit vertreiben.“
„Darüber freut sie sich ganz bestimmt.“
Robyn entschuldigte sich und ging zurück in ihren Laden.
Jenna bediente ein paar Kunden, beantwortete Fragen über den nächsten Kochkurs mit salzarmen Gerichten und arbeitete ein paar Rezepte aus. Abends schloss sie den Laden ab, lief durch die Gänge, füllte die Regale auf und machte sich Notizen über die anliegenden Bestellungen.
Vor ein paar Wochen hatte Serenity bezweifelt, dass dieser Laden das Richtige für Jenna war, und angedeutet, dass ihr „Schicksal“ woanders läge.
Zu dieser Zeit hatte Jenna sich dasselbe gefragt, doch jetzt kannte sie die Antwort. Sie war mit ganz wenig Geld aus Los Angeles gekommen, mit nur ein paar Möbeln und einem gebrochenen Herzen. Und daraus hatte sie etwas erschaffen, worauf sie stolz sein konnte. Sie hatte noch einmal von vorn begonnen, Freundschaften geschlossen und sich ein neues Zuhause geschaffen. Sie hatte es riskiert, wieder kreativ zu sein, und ihre
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