jennissimo (German Edition)
Telefonnummer geben würdest.“
Sie starrte ihn verblüfft an. „Wie bitte?“
„Deine Telefonnummer“, wiederholte er. „Damit ich dich … ähm … anrufen kann.“
Sie blinzelte. Darum ging es? Er wollte ihre Telefonnummer? Keinen Sex?
Erleichterung erfüllte sie.
„Cliff, ich würde dich wirklich sehr gern wiedersehen. Und ja, du kannst meine Telefonnummer haben.“
Sein Gesicht leuchtete auf, er sah aus, als hätte sie ihm gerade den Schlüssel zu einem Ferrari überreicht.
„Großartig!“ Er nahm sein Handy aus der Tasche. „Okay, leg los.“ Sie gab ihm ihre Nummer.
Er bezahlte, dann begleitete er sie zu ihrem Wagen und berührte sie leicht am Arm.
„Wie wäre es mit Samstagabend?“
„Gerne.“
„Gut.“ Er beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. „Ich rufe dich an.“
Nie zuvor hatte ein Mann sie auf die Wange geküsst. Zumindestkonnte sie sich nicht daran erinnern. Den Kunden hatte sie nie gestattet, sie zu küssen, und die Typen, mit denen sie eine Beziehung eingegangen war, hatten es immer eilig gehabt, ihr die Zunge in den Hals zu stecken.
Er trat einen Schritt zurück. „Würde es dir etwas ausmachen, mir nachher eine SMS zu schreiben, damit ich weiß, dass du gut angekommen bist?“
„Aber nein.“
„Toll. Danke, Violet! Ich fand den Abend mit dir sehr schön.“
Und dann war er verschwunden. Er hatte sie nicht begrabscht, er hatte keine anzüglichen Andeutungen gemacht. Er hatte sich verhalten wie ein netter Kerl bei einer ersten Verabredung. Genauso wie im Kino.
Jenna zappelte schon vor Ungeduld, als Violet am Mittwochmorgen durch den Hintereingang eintrat.
„Erzähl mir alles“, sagte sie statt einer Begrüßung. „Du hast Hallo gesagt, und er hat Hallo gesagt und was dann?“
Violet lachte. Sie war wie immer dunkel geschminkt und trug ihre vielen Armreifen, sah aber trotzdem anders aus.
„Du bist glücklich! Das kann ich in deinen Augen sehen!“ Jenna musterte sie prüfend. „Wirst du etwa rot?“
„Vielleicht. Keine Ahnung. Es ist total verrückt, wo ich den Typ doch kaum kenne.“
„Aber?“
„Aber ich mag ihn. Er ist nett. Witzig und charmant und normal. Bisher wollte ich nie mit normalen Typen zusammen sein, die haben mich einfach nicht interessiert. Aber Cliff habe ich eine Chance gegeben, und nun stellt sich heraus, dass ich ihn mag.“
„Siehst du!“ Jenna grinste. „Das ist echt cool.“
„Ja, das ist es.“ Violet stellte ihre Handtasche auf einem Regal ab. „Er hilft Firmen dabei, an die Börse zu gehen. Er reist gerne, er mag Wein und Football und Baseball. Er ist geschieden.“
„Weshalb?“
„Eine College-Liebe, die nicht funktioniert hat. Er sagt, er möchte Kinder haben, und sucht etwas Festes.“ Violet schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Ich kann nicht fassen, dass er das wirklich gesagt hat.“
„Klang er verzweifelt?“
„Nein, nur sehr ernsthaft.“ Sie schloss kurz die Augen. „Er möchte mich wiedersehen.“
„Aber natürlich. Sonst wäre er ja ein Idiot.“ Jenna ignorierte den kleinen eifersüchtigen Stich, den sie verspürte. „Ich freu mich für dich!“
„Es lag an dem Kleid. Pure Magie. Ich lasse es reinigen, dann bekommst du es zurück.“
„Hat keine Eile. Im Gegensatz zu anderen Leuten habe ich ja kein Privatleben.“ Sie sah auf die Uhr. „Wir sollten besser öffnen.“ Dann zog sie Violet spontan in die Arme. „Ich freu mich wirklich für dich und bin nur ein ganz kleines bisschen neidisch.“
„Da ist immer noch der sexy Arzt.“
„Das wird bestimmt lustig.“ Jenna eilte zur Eingangstür.
Seit der Eröffnungsfeier warteten morgens eigentlich immer schon ein paar Kunden vor der Tür. Heute stand ein Paar um die fünfzig geduldig auf dem Gehsteig.
„Guten Morgen!“, begrüßte sie sie beschwingt.
„Guten Morgen“, antwortete die Frau und trat ein.
Sie war ungefähr so groß wie Jenna und hatte dunkelrotes Haar, das ihr bis auf den Rücken fiel. Sie war dünn, trug ein bodenlanges Kleid mit Blumenmuster und war ebenso auffallend wie hübsch. Der Mann an ihrer Seite war etwas größer und attraktiv.
Vermutlich ihr Ehemann, dachte Jenna. Die beiden sahen nicht alt genug aus, um Rentner zu sein, und doch hatten sie Zeit, an einem Wochentag morgens in ihren Laden zu kommen. Manche Menschen führten wirklich interessante Leben.
„Sie können sich gern umsehen“, sagte sie lächelnd. „Violet und ich sind jederzeit für Sie da.“ Sie blickte zu der Uhran der Wand.
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